anzeige
anzeige
Politik

Frauen, die wollen

Politratgeber für mehr Frauen in der Kommunalpolitik trägt erklärungsbedürftigen Titel

  Frauen, die wollen | Politratgeber für mehr Frauen in der Kommunalpolitik trägt erklärungsbedürftigen Titel

Von den 71 Mitgliedern des Stadtrats sind nur 23 Frauen – eine deutliche »Unterrepräsentanz«, wenn es nach der Gleichstellungsbeauftragten geht. Damit sich das nach der Stadtratswahl im Mai 2019 ändert, will die Stadt nun mit einer Broschüre Frauen dazu ermutigen, sich mehr an der Kommunalpolitik zu beteiligen. Doch der Titel »Kommunalpolitik … Ja, ich will« irritiert.

Die rund dreißigseitige Broschüre gibt eine Kurzanleitung in Sachen Kommunalpolitik und präsentiert Erfahrungsberichte von Frauen, die es erfolgreich in den Leipziger Stadtrat geschafft haben. Ein insgesamt durchaus schlüssiges und informatives Blatt mit dem Fokus auf eine eher jüngere Zielgruppe, wäre da nicht die diffuse Überschrift: »Kommunalpolitik … Ja, ich will«. Der Leitspruch für mehr Frauen in der Regionalpolitik liest sich wie die Antwort auf einen Heiratsantrag. Zu sehr ist dieses »Ja, ich will« mit einer traditionellen Rollenverteilung behaftet, als dass es der passende Einstieg in so ein ernsthaftes Thema wie Gleichberechtigung sein könnte.

In Zeiten, in denen die Gesellschaft nach der #metoo-Debatte so auf Sexismus sensibilisiert ist, könnte diese Titelbotschaft schnell als solcher verstanden werden. Wer hat sich diesen Titel also ausgedacht? Es sei »… eine große Gruppe von Menschen – überwiegend Frauen – am Entstehen der Broschüre beteiligt« gewesen, heißt es auf Nachfrage beim Referat für Gleichstellung. Es sei »eine Autorin mit fundierten gleichstellungspolitischen Kenntnissen und eine junge Grafikerin mit der Umsetzung beauftragt« worden, erklärt Gleichstellungsbeauftragte Genka Lapöhn, die sich verwundert über die Kritik zeigt. Sie hätten auch junge Frauen gefragt, wie solch eine Broschüre bei ihnen Interesse erwecken würde, daraufhin sei der Vorschlag für den Titel gekommen. Niemandem, weder den beteiligten Frauen noch den beteiligten Männern sei der Gedanke gekommen, dass der Titel »sexistische Obertöne« haben könnte.


Kommentieren


0 Kommentar(e)