Das Lofft-Theater hat nun endlich sein eigenes Theaterhaus auf dem Spinnereigelände. Aktuell ist man noch mitten im Umzug. Ende März lädt das Theater zum Eröffnungsfestival.
Zwischen Bauzäunen und Containern ebnet sich der Weg zur Halle 7. Das Gebäude in der hinteren Ecke des Spinnereigeländes ist Mitte Januar noch Baustelle. Auch drinnen bleibt dieser Eindruck erhalten. Den Treppenaufstieg begleiten Handwerkerbegegnungen. Die unteren zwei Stockwerke stehen leer – hier hätte das Naturkundemuseum einziehen sollen. Unterm Dach der ehemaligen Fabrikhalle wird der Theaterort klar erkennbar und auch der Industriecharakter ist erhalten.Eine Glastür eröffnet ein geräumiges Foyer, über das sich ein gläsernes Schrägdach spannt – wie beim ursprünglichen Bau. Weiße Wände, anthrazit am Fußboden, Lüftungsrohre und Neonlampen an der Decke. Betonpfeiler deuten die alte Hallenkonstruktion an. Einige stehen frei, andere sind in die sich rechts entlangziehende Wand eingefügt, aber nicht kaschiert, sondern bewusst sichtbar gelassen. Erahnbar ist, wie sich das noch leere Foyer mit einem Gastrotresen und Sitzlandschaften für angenehmes Warten und künstlerische Kleinformate füllen wird.
Während Handwerker noch Details richten und manche Stelle schon Kratzer im Lack zeigt, führt das Lofft-Duo Dirk Förster und Anne-Cathrin Lessel durch die neuen Räumlichkeiten. Lange genug, mehr als zehn Jahre, hat es auch gedauert, bis das Theaterhaus stand. Frühen Ideen zufolge hätte es in die Feinkost, später in den Felsenkeller kommen sollen. »Rettungsanker« nennt Förster die städtische Entscheidung für die Spinnerei 2016. Dass das Lofft erst ein halbes Jahr nach Plan einziehen kann, ist für ihn kurz vor der Schlüsselübergabe im Januar verzeihlich. »Bei dem sportlichen Zeitplan war es vorauszusehen, dass es schwierig wird, den einzuhalten.« Die Verzögerungen seien »ärgerlich« und es sei »nicht einfach, mal so das Eröffnungsfestival abzusagen«. Aber: »Innerhalb von drei Jahren vom Beschluss bis zum fertigen Theater, das möchte ich mal in einer anderen Stadt sehen.«
Das Lofft hat am neuen Ort viel Platz zur Verfügung. Bis zu 80 Zuschauer passen in die Werkstattbühne, bis zu 199 in den großen Saal nebenan. Damit hat sich die Kapazität mehr als verdoppelt. Beide Theaterräume sind nach dem gewohnten Lofft-Prinzip als schwarze Kuben gestaltet und variabel bespielbar. »Wir waren seit der Planungsphase regelmäßig involviert und konnten unsere Bedarfe anmerken und auch auf die Notwendigkeiten eines Theaterraums hinweisen«, erklärt Lessel. Sie lobt die architektonische Leistung der W&V Architekten GmbH: »Sie haben ja noch kein Theater gebaut, dazu die Vorgaben des Denkmalschutzes und das Konstrukt, dass der Bauherr die Spinnerei war, aber das Geld die Stadt gab.« Leider war das Architekturbüro für den kreuzer nicht erreichbar, so dass eine Aufzählung von fancy facts wie die Zahl von Glühlampen und Klofliesen in diesem Text ausbleiben muss.
Ins Gebäude zieht weiterhin die Probebühne des Theaters der Jungen Welt (TdJW). Lofft-Etagennachbar ist das Leipziger Tanztheater, das endlich über drei schöne Trainingssäle für seine Compagnies verfügt. Das führt sicher zu Synergieeffekten, bildet Tanz einen Lofft-Schwerpunkt, finden hier auch Profitanztrainings statt. Über das Wegbleiben des Naturkundemuseums sind Förster und Lessel weniger froh: »Klar ist es ein Vorteil, dass unter uns keine Baustelle über Jahre lärmt. Aber schade, dass wir das Riesenpublikum, die vielen Schüler, nicht ansprechen können.«
Programmatische Veränderungen sind nicht vorgesehen, aber der Ausbau bisheriger Aktivitäten, Verdichtungen und mögliche neue Kooperationen, etwa mit der Schauspiel-Residenz und den Spinnereigalerien. Novum ist nur das Thema Kinder- und Jugendtheater, das das Lofft als stilles Agreement mit dem damaligen Nachbarn TdJW nicht bediente. Schon die Nähe zu Grünau als »lebendigem Stadtteil mit vielen Familien« mache Produktionen für Jüngere wichtig, sagt Förster. »Es ist etwas anderes, als mitten im Wohnviertel sitzend das Publikum vor der Haustür abzuholen wie am Lindenauer Markt«, ergänzt Lessel. »Wir müssen neue Publikumsschichten erschließen.« Dazu lädt das Lofft ab März
mit einem Eröffnungsfestival ein.