Leipzig ist die am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands und hat ein Wachstumsproblem. Steigende Mieten – von 2013 bis 2018 um fast 26 Prozent – und Verdrängung scheinen hier die Folge fehlender politischer Maßnahmen zu sein, so die Initiatoren der Mietenwahnsinn-Demonstration.
Am Samstag gingen in 25 deutschen Großstädten tausende Menschen unter dem Motto »Gemeinsam gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn« auf die Straße. In Leipzig waren es schätzungsweise 3.000 Teilnehmende. Der Demonstrationszug begann am Bayerischen Bahnhof und endete vor dem Alten Rathaus am Markt, er wurde begleitet von einem Blasorchester und diversen Redebeiträgen. Auch der kreuzer war dabei und hat einige Teilnehmende gefragt, warum sie hier mitlaufen.
[caption id="attachment_75934" align="alignleft" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Rosa, 22 Jahre, wohnhaft in Leipzig seit 2016, zahlt 285 Euro für 15 Quadratmeter in Schönefeld:
»In meiner letzten WG hatten wir Stress mit Vonovia. Die neuen Mieter mussten dann sogar einen Schließdienst zahlen, die Miete ist gestiegen und vor allem war die Nebenkostenabrechnung horrend. Allgemein ist es einfach wichtig, dass es weiterhin Brachflächen gibt und nicht ständig neue Luxuswohnungen gebaut werden.«
[caption id="attachment_75935" align="alignright" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Daniel, 33 Jahre alt, wohnhaft in Leipzig seit 2013, und Friedericke, 30 Jahre alt, ursprünglich aus Leipzig, zahlen 470 Euro für 55 Quadratmeter in Schleußig:
»Wir sind heute hier, weil wir gerade eine Drei-Raum-Wohnung suchen und es richtig schwer ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden, und das in allen Stadtteilen Leipzigs. Das macht uns perspektivisch echt Sorge.«
[caption id="attachment_75936" align="alignleft" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Judith, 25 Jahre alt, wohnhaft in Leipzig seit 2015, zahlt 296 Euro für 25 Quadratmeter, und Sarah, 25 Jahre alt, aus Leipzig, zahlt 270 Euro für 18 Quadratmeter in Neustadt-Neuschönefeld:
»Wir sind gerade selbst von einer Entmietung betroffen, weil unser Haus von einer Investmentfirma gekauft wurde. Die besitzt aber schon mehrere Häuser in Leipzig, die seitdem leer stehen. Und wir wollen natürlich nicht einfach so raus.«
[caption id="attachment_75938" align="alignright" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
M., »zeitlos«, wohnhaft in Leipzig seit 1956, zahlt 450 Euro für 49 Quadratmeter im Zentrum.
»Das Finanzkapital beutet uns gerade im Wohnungsmarkt aus und das ist einfach sehr bedenklich. Wohnraum sollte kein Spiel sein. Da muss man solidarisch sein mit den Menschen, die davon betroffen sind.«
[caption id="attachment_75937" align="alignleft" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
H., 25 Jahre alt, wohnhaft in Leipzig seit 2018, zahlt 300 Euro für 10 Quadratmeter in Connewitz.
»Ich komme ursprünglich aus München und kenne dort die Umstände. Wenn ich jetzt hier von den Problemen höre, versuche ich mich zu solidarisieren und gegen den Kapitalismuswahn zu kämpfen. Vor allem wenn Menschen, die bezahlbaren Wohnraum suchen, nichts finden.«
[caption id="attachment_75939" align="alignright" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Volker, 82 Jahre, wohnhaft in Leipzig seit der Geburt, zahlt 425 Euro für 58qm in der Südvorstadt.
»Ich brauche ja vorläufig keine Angst zu haben, aber da muss man Andere unterstützen, denen es an den Kragen geht. Da können gar nicht genug Leute kommen.«
[caption id="attachment_75940" align="alignleft" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Etna, 48 Jahre alt, aus Leipzig, zahlt 349 Euro für 46 Quadratmeter in der Südvorstadt.
»Ich bin gebürtige Leipzigerin und Veränderung ist normal. Aber was seit ein paar Jahren hier los ist, finde ich überhaupt nicht gut. Alles auf Kommerz, nur kapitalistisch. Das ist nicht mehr meine Stadt. Diese Kiezkultur geht gerade kaputt, aber Hauptsache es werden Bäume für Neubauten gefällt.«
[caption id="attachment_75941" align="alignright" width="320"] Foto: Yasemin Said[/caption]
Franzi, 30 Jahre alt, aus Leipzig, 513 Euro für 60 Quadratmeter in der Südvorstadt.
»Ich hab das Gefühl, es wird immer enger. Das So&So ist weg, der TV Club auch, wie lange wir die Distillery haben, wissen wir auch nicht. Viele Leute in kleinen Läden erzählen von steigenden Mieten. Es wird durchgentrifiziert und in Stadtteile mit tollen Künstlern gezogen. Aber die können sich ihre Ateliers dann auch nicht mehr leisten. Leipzig verliert ganz viel, wenn wir so weitermachen.«