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Stadtleben

Pappwelten

Eine junge Leipziger Firma produziert Spielzeuge aus Karton

  Pappwelten | Eine junge Leipziger Firma produziert Spielzeuge aus Karton

Drei junge Leipzigerinnen produzieren Kinderspielzeug aus Karton – nachhaltig und lokal. Ihr Produkt ist auch eine Antwort auf die eigene Unzufriedenheit als Mütter mit dem aktuellen Spielzeugangebot.

Ein lichtdurchfluteter Altbau in der Käthe-Kollwitz-Straße: Im zweiten Stock liegt das Büro von Musekind. Musekind: Das sind drei Frauen, die Spielzeuge für Kinder entwerfen. Ihr Arbeitsplatz ist ein großer Raum, in dessen Mitte ein breiter Tisch genügend Platz für die gemeinsamen Projekte bietet. Auf Regalen an den Wänden stehen Papphäuser, die die Kinder der beiden Gründerinnen Antje Stumpe und Cordula Hundrieser gestaltet haben. Die Dritte in ihrem Team, Martina Musek, arbeitet ihnen aus Halle punktuell zu – sie beendet im Moment noch ihr Studium an der Burg Giebichenstein.

Dort nahm Pappka, die Spielzeuglinie, für die Musekind verantwortlich ist, 2015 ihren Ausgang. »Der Start für Pappka war eine Semesterarbeit von Martina Musek, die ein Studienprojekt für ihren Studiengang Spiel und Lernen hatte«, erzählt Stumpe. In dem Seminar entwarf Musek damals, inspiriert von den Pop-up-Büchern ihrer Kindheit, Spielzeuge aus Pappe, mit denen Kinder auch spielen können sollten. Eine Idee, die sie so begeisterte, dass sie sie nicht in der Schublade verschwinden lassen wollte.

Auf der Suche nach jemandem, der ihr bei der Weiterentwicklung helfen könnte, begegnete sie der Grafikdesignerin Stumpe. Mithilfe eines Stipendiums und verschiedener Netzwerke entwickelten die beiden Frauen erste Modelle eines Spielhauses aus Pappe. »Am Anfang dachten wir natürlich, wir nehmen recyceltes Material. Aber bei Kinderspielzeugen darf man keine schwermetallbelasteten Grundmaterialien verwenden«, erzählt Stumpe. Unzählige Materialien hätten sie durchgetestet, auf der Suche nach einem Stoff, der stabil genug und gleichzeitig schadstofffrei war. Am Ende war es ein Karton aus Skandinavien, der ihre Anforderungen erfüllte. »Unser Haus mutet zwar erst mal etwas wackelig an, aber da kann man draufhauen und es geht nichts kaputt«, erklärt Hundrieser die Vorzüge des Materials. Die Marketingexpertin lernte die anderen beiden Gründerinnen über die Schule der Kinder kennen. Eine kurze Zusammenarbeit erwies sich als so gut, dass die drei 2018 beschlossen, die Musekind GmbH zu gründen und eine erste Produktion ihres Papphauses zu starten.

»Unser Ansatz war es, etwas zum Basteln zu machen, mit dem man hinterher auch spielen kann«

Über eine Crowdfunding-Kampagne sammelten sie das dafür nötige Geld. Am Ende kamen dank Spenden und der Unterstützung der Büchergilde Gutenberg, die das Spielhaus früh bei sich listete, 19.000 Euro zusammen.

Dabei war es den Gründerinnen von Beginn an wichtig, nachhaltig und vor Ort zu produzieren. Die Pappka-Häuser werden in Plauen gedruckt und in Leipzig gestanzt und verpackt.

Die Begeisterung ist den Gründerinnen deutlich anzumerken, wenn sie über ihr Produkt sprechen. Als Mütter kennen sie sich mit klassischem Spielzeug aus. Ihr Haus ist auch eine Antwort auf die eigene Unzufriedenheit mit diesem Spielzeug. »Da ist so wenig dabei, wo die Kinder selbst kreativ werden können«, stellt Hundrieser fest. »Es gibt viele Bastelsachen und ganz viele Spielsachen. Unser Ansatz war es, etwas zum Basteln zu machen, mit dem man hinterher auch spielen kann.« Entstanden ist dabei eine Mappe, aus der sich, wenn man sie ausklappt ein ganzes Haus entfaltet. Das können die Kinder dann nach ihren eigenen Vorstellungen bemalen, bekleben und bespielen. Das Schöne daran sei, sagt Stumpe, dass sich das Haus – wieder zusammengeklappt – überallhin mitnehmen lasse. Aber auch, dass es sich, wenn das Kind keine Lust darauf hat, einfach ins Bücherregal packen lässt. Längst arbeitet das Team von Musekind an neuen Spielwelten. Doch bevor diese umgesetzt und produziert werden können, gilt es erst mal, sich um den Vertrieb zu kümmern und Pappka bekannt zu machen. So wünscht sich Stumpe für die Zukunft, »dass das Unternehmen weiter wächst«. Für die drei Mütter ist ihr Projekt auch ein Signal dafür, dass Mutterschaft und Beruf durchaus zusammengehen können. »Es braucht einfach eine gewisse Flexibilität von allen Seiten« stellt Hundrieser fest, »dann kann man da eine gute Balance finden.«


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