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Politik

Unteilbar in Leipzig

Warum seid ihr hier? Eine Umfrage unter den Demonstrierenden bei #unteilbar

  Unteilbar in Leipzig | Warum seid ihr hier? Eine Umfrage unter den Demonstrierenden bei #unteilbar

In Sachsen stehen in diesem September die Landtagswahlen an, für die sich hohe Ergebnisse der AfD abzeichnen. Die Initiative Unteilbar möchte sich bis dahin mit mehreren Aktionen »für eine freie und offene Gesellschaft« einsetzen. Bereits im Oktober vergangenen Jahres brachte #unteilbar mehr als 240.000 Demo-Teilnehmende in Berlin auf die Straße. An diesen Erfolg soll in Sachsen angeschlossen werden. Den Auftakt dafür gab am Samstag eine Demonstration durch die Leipziger Innenstadt.

Am Ende kamen mehr Menschen als erwartet: Etwa 7500 Menschen haben mit der #unteilbar-Demo über den Leipziger City-Ring zu einer offenen, solidarischen Gesellschaft aufgerufen – 2000 mehr, als das Bündnis angemeldet hatte. Das teilten die Veranstalter nach der Demonstration am Samstag mit. Der Protest startete bei strahlendem Sonnenschein am Bayrischen Bahnhof, zog über den Augustusplatz zum Hauptbahnhof und von dort aus am Verwaltungsgericht vorbei in den Clara-Zetkin-Park. Von mehreren Lautsprecherwägen forderten dabei Organisationen, Vereine und Privatpersonen zur Solidarität in verschiedenen Formen auf. Und auch wenn teils Menschen mit gegenläufigen Ansichten demonstrieren, zeigt sich doch: Solidarische Initiativen müssen zusammenhalten. Der kreuzer hat sich unter den Demonstrierenden umgehört und gefragt, warum sie teilnehmen.

 

> Bruno S., 17, Schüler aus Naumburg.> Wollte sich für keinen Block entscheiden, sondern alle mal anschauen

»Über die Seebrücken-Aktion bin ich auf die Unteilbar-Demo gekommen. Das ist meine erste Demonstration. Ich habe mir aber schon häufiger vorgenommen, auf Demos zu gehen, einfach um mich politisch zu engagieren und das zu zeigen. Ich finde, es ist ein falsches Statement, zuhause zu bleiben, auch bei Sachen, die eigentlich Konsens sind, und auf der Straße zu zeigen, dass man wirklich dafür einsteht.«

 

> Sir Mantis, 23, Rapper aus Leipzig>Wollte sich für keinen Block entscheiden, aber insbesondere den antirassistischen, Welcome-United und feministischen Block unterstützen

»Ich bin als Person hier, weil ich es falsch finde die Härte von rechten Vorfällen, besonders in Sachsen, widerstandslos hinzunehmen. Es unterstützt den Faschismus, wenn man nichts dagegen sagt. Diesen Faschismus – der sich in Rassismus, Transfeindlichkeit, Sexismus, Antisemitismus und Behindertenfeindlichkeit ausdrückt – muss man von allen Seiten bekämpfen. Bei Unteilbar sind sehr viel unterschiedliche Kämpfe miteinander verbunden. Vor allem deswegen bin hier, weil es nicht nur um ein Thema geht, sie aber alle miteinander zu tun haben.«

 

> Sophia O., 29, Erzieherin aus Leipzig> Wollte beim Antisexismus und Solidarity-Block mitlaufen

»Ich habe das Gefühl, dass in Europa ein krasser Rechtsruck vonstattengeht. Deswegen bin ich hier. Ich will ein Zeichen setzen, ein klares Statement für eine offene, solidarische Gesellschaft. Für eine Welt in der es keine Grenzen gibt, in der jeder Mensch leben darf, unabhängig von seiner Religion, Sexualität, politischen Orientierung. Ich finde es extrem bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass man wirtschaftliche Interessen vor die Interessen der Menschen stellt. Darum bin ich für eine sozialistische und solidarische Gesellschaft.«

 

> Sarah W., 26, Studentin aus Leipzig> Ordnerin im Gesundheitsblock

»Wir sind hier, um zu zeigen, dass es auch im Gesundheitswesen wichtig ist, Solidarität zu zeigen. Gerade im Gesundheitswesen haben Diskriminierung und Ausgrenzung überhaupt keinen Platz. Wir befürchten, dass Fortschritte der Emanzipationsbewegungen der letzten Jahrzehnte von der AfD und anderen rechtspopulistischen Bewegungen gefährdet werden. Wir haben keine Lust, diesen Ruck mitzumachen und keinen Widerstand zu leisten.“

 

> Zeno G., 26, Student an der HGB in Leipzig> Lief beim antirassistischen Block und der Seebrücke mit

„Ich bin zum Demonstrieren hier und finde es schön, dass es keine gespaltene Veranstaltung ist.“

 

 

> Nicole N., Angestellte im medizinischen Bereich aus Leipzig> Sie lief bei keinem speziellen Block mit, sondern wollte als muslimische Frau, stellvertretend für alle Muslime, mitlaufen

»Ich möchte an dieser großartigen Veranstaltung teilhaben, um zu zeigen, wie toll die Leipziger sind.«

 

> Felix W., 30, arbeitet am Theater, aus Leipzig> Kunstblock

»Die Kulturschaffenden aus Leipzig versammeln sich, wie alle anderen Kulturschaffenden in Deutschland, unter dem Motto der Vielen mit dem Gold. Deswegen habe ich die goldene Fahne dabei. Wir sind immer recht schnell angegriffen und es ist es super wichtig, dass wir nicht nur in unseren Kunsträumen politisch aktiv werden, sondern das auch auf der Straße tun. Es gefällt mir, glaube ich, sehr gut, dass sich unter Unteilbar so viele vereinigen, gemeinsam laufen können und es nicht nur eine Richtung, oder Bewegung ist.«

 

> Georg F., 66, Rentner aus Leipzig

»Ich bin hier, weil wir uns gegen die rechten Tendenzen in Sachsen wehren wollen und erreichen wollen, dass die AfD in Sachsen so wenig Prozent bekommt, dass eine demokratische Mehrheit in diesem Land zustande kommt.«

 

> Simon W., 24, studiert Informatik an der Universität Leipzig> Klimablock

»Ich bin dafür, dass die Klimafrage nicht zu einer sozialen Spaltung führt. Wir erleben gerade viel soziale Spaltung von Stadt und Land oder Jung und Alt. Deswegen müssen wir schauen, dass wir die Klimafrage auch mit Gerechtigkeit lösen, dass arme Leute davon nicht betroffen sind, dass Leute aus dem globalen Süden davon nicht betroffen sind. Die Leute, die dafür verantwortlich sind, sollen die Klimawende einleiten und kein Pillepalle mehr machen.«

 

> Anne L., 34, aus Leipzig> queerfeministischer Block

»Ich bin hier, weil ich mich für eine bessere Gesellschaft einsetzen möchte. Ich glaube, dass es viel Potential gibt, die Gesellschaft und unser ökonomisches System dahingehend umzustrukturieren, dass alle besser wegkommen, ohne die ökologische Katastrophe herbeiführen. Das können wir nicht ohne ein ökologisches Bewusstsein, ohne eine diskriminierungsfreie Gesinnung und das können wir insbesondere nicht ohne Feminismus, Queerfeminismus.«

 

> Matheus H., 33, Historiker und Vorsitzender der Deutsch-Jüdischen-Gesellschaft in Leipzig

»Ich bin einmal hier, weil ich glaube, dass die Bedrohung der Demokratie durch Rechtsextremismus in Sachsen ein großes Problem ist und man dagegen die Stimme erheben muss. Zum anderen, weil ich den Eindruck habe, dass das Thema des Antisemitismus, insbesondere des israelbezogenen Antisemitismus, bei Unteilbar unterbelichtet ist. Es gab antisemitische Vorfälle am 13. Oktober in Berlin. Wir wurden hier auch schon aufgefordert, unsere Israel Fahnen wieder einzupacken. Das zeigt umso mehr, wie wichtig es ist, dass wir hier sind. Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen, dass das Existenzrecht von Israel nicht zur Disposition steht und dass wir die Sichtbarkeit von jüdischen und israelischen Symbolen in Deutschland, Sachsen und Leipzig erhöhen wollen. Im Übrigen wurden wir aufgefordert, dass wir auf keinen Fall in der ersten Reihe laufen sollen. Wir nehmen das zur Kenntnis.«*

*Das Unteilbar-Bündnis hat sich bereits in einer öffentlichen Stellungnahme zu der Kritik geäußert:https://www.facebook.com/buendnisunteilbar/posts/2200572823405089

 


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