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Suchtgefahr

Die Netflix-Serie »How to sell drugs online (fast)« hat ihren Ausgangspunkt in Gohlis

  Suchtgefahr | Die Netflix-Serie »How to sell drugs online (fast)« hat ihren Ausgangspunkt in Gohlis

Die Netflix-Serie »How to sell drugs online (fast)« basiert auf wahren Ereignissen – die sich zumindest zum Großteil in Leipzig/Gohlis abspielten. Aus seinem Leipziger Kinderzimmer heraus verkaufte der Teenager Maximilian S., aka »Shiny Flakes«, im großen Stil Drogen über das Internet.

Für Moritz (Maximilian Mundt) bricht eine Welt zusammen. Als ihn seine Freundin Lisa (Lena Klenke) nach einem Jahr Auslandsaufenthalt in den Staaten per Skype abserviert, will er das nicht hinnehmen. Der Nerd macht sich selbst zum Gespött seiner Mitschüler. Bis er entdeckt, dass seine Angebetete eine Vorliebe für Partydrogen aus den USA mitgebracht hat. Fortan verfolgt er die fixe Idee, sie mit Pillen zu versorgen. Gemeinsam mit seinem besten Freund Lenny (Danilo Kamperidis) baut er einen Online-Shop für Ecstasy im Darknet auf. Die Pillen organisiert er von dem schmierigen Drogendealer Buba (Bjarne Mädel). Allerdings »vergisst« Moritz zu zahlen und sie haben plötzlich einen unerwarteten Geschäftspartner an ihrer Seite. Doch dann boomt das Geschäft überraschend und der 18-Jährige wird zum größten Drogendealer an seiner Schule.

»How to sell drugs online (fast)« basiert auf wahren Ereignissen – die sich zumindest zum Großteil in Leipzig/Gohlis abspielten. Natürlich ist alles nicht ganz genau so geschehen, wie es jetzt auf Netflix zu sehen ist. Die Schöpfer der Kölner Bildundtonfabrik, die unter anderem Böhmermanns »Neo Magazin Royale« produzieren, erlaubten sich viele Freiheiten in der Nacherzählung des Werdegangs von Maximilian S., aka »Shiny Flakes«. Der Teenager verkaufte Drogen im großen Stil über das Internet aus seinem Kinderzimmer in Gohlis heraus und wurde dafür 2015 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Etwa eine Million Euro soll er mit dem Verkauf von Kokain, LSD, Ecstasy und Haschisch gemacht haben. Lars Montag (»Einsamkeit und Sex und Mitleid«) und »Stromberg«-Regisseur Arne Feldhusen adaptierten diese ungewöhnliche Karriere für die Netflix-Serie. »Die Idee, die Geschichte von ›Shiny Flakes‹ umzusetzen, gab es schon länger«, erzählt Montag. »Wir haben eng mit der Journalistin Theresa Locker zusammengearbeitet, die für das Magazin Vice umfangreiche Informationen zu dem Fall gesammelt hatte.« Man nahm den Fall als Ausgangspunkt und mischte ihn mit einem weiteren zu einem fiktionalen Cocktail. Aus Max wurde Moritz und der Handlungsort wurde in die Kleinstadt Rinseln in der westdeutschen Provinz verlegt. Die Entscheidung für einen fiktiven Ort sei aber keine gegen Leipzig gewesen. »Es gab noch einen zweiten großen Internet-Drogenshop in Süddeutschland, ›Chemical Love‹, wo ein Jugendlicher gemeinsam mit seinem Vater im großen Stile Drogen verkaufte. Diese beiden Geschichten haben wir zu einer verarbeitet und ein Best-of daraus gemacht. Wir haben die einzelnen Amplituden hochgefahren.«

»Shiny Flakes« sitzt derweil noch in Haft. »Einen direkten Kontakt mit ihm hatten wir nicht«, erzählt Lars Montag. »Aber als wir etwa zwei, drei Wochen drehten, hat uns Maximilian einen Überraschungsbesuch abgestattet im Kölner Produktionsbüro. Wir konnten ihm erst nicht glauben, dass er es ist. Er war als Freigänger bei einem Prozess am Kölner Landgericht geladen, hat sich die Casting-Fotos angeschaut und die von den Drehorten.«

Die Arbeit mit dem Streaming-Giganten war derweil nicht immer einfach, gibt Montag zu. »Netflix hat konkrete Vorstellungen. Das hat die Produzenten und mich das ein oder andere Mal in die Bredouille gebracht. Aber das meiste hat zur Optimierung beigetragen. Die amerikanische Art zu produzieren unterscheidet sich grundsätzlich von der deutschen. Die ein oder andere klare Ansage war gewöhnungsbedürftig.« Das halbstündige Format ist vorgegeben. Die Folgen müssen bereits in den ersten Minuten knallen. »Für Netflix ist mehr mehr und schneller besser. Das hat sich gut vereint mit der Bildundtonfabrik und der eigenen Abteilung für visuelle Effekte.«

Die Geschichte wurde auf die »Generation Z« der Gegenwart übertragen, die ihr Leben 24/7 im Netz teilt. Viele visuelle Spielereien beherrschen die Bildsprache, Chateinblendungen, Youtube-Videos, Instagram und drogeninduzierte Visualisierungen. Immer wieder wird die vierte Wand durchbrochen. »How to sell drugs online (fast)« ist mit einer enorm hohen Erzählgeschwindigkeit ein für hiesige TV-Sehgewohnheiten ungewöhnlicher Trip. Die erste Staffel bietet den Ausgangspunkt für die Serie. »Die Geschichte ist noch lange nicht auserzählt. Der Erfolg stellt sich ein und das Geschäft geht groß«, sagt Lars Montag und verspricht: »Wenn die Zahlen der ersten Staffel stimmen, geht es weiter.« Das wäre unbedingt wünschenswert, denn »How to sell drugs online (fast)« ist zwar leicht verträgliche Unterhaltungsware, die ersten sechs Episoden machen aber ganz schön süchtig.


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