Ein Online-Portal soll Eltern in Leipzig dabei helfen, einen Kitaplatz zu finden – das System funktioniert, zeigt aber auch Problemfelder auf.
Das Vergabesystem ist grundsätzlich gut und richtig«, sagt Juliane Nagel. Die Stadträtin der Linken sitzt im Jugendhilfeausschuss. Sie kennt sich mit der Website aus, die seit einigen Jahren Familien bei der Suche nach einem Betreuungsplatz unterstützt. In der Theorie funktioniert das so: Interessierte hinterlegen auf der Seite des Jugendamts ihre Daten. Anschließend können sie angeben, welche Tagesstätten sie ansprechen. Die Einrichtungen wiederum sehen die Anfragen der Eltern und kontaktieren diese je nach Kapazität. Eine Erleichterung für Träger und Suchende, eigentlich. Doch die Realität sieht oft anders aus. Zwar sind sich Stadt und Interessenvertreter wie die Leipziger Kita-Initiative grundsätzlich einig, dass das Vergabeverfahren mithilfe der Website erleichtert werden könne. Wie gut das funktioniert – darüber gehen die Meinungen aber auseinander. So kritisiert die Leipziger Kita-Initiative mangelnde Transparenz bei der Zuteilung der Plätze. »Die Kindertagesstätten sind für viele Eltern im Vorfeld eine Black-Box«, schreibt sie auf kreuzer-Anfrage. Und bemängelt insgesamt die ungenügende Kommunikation. Familien erhielten Informationen zu den von ihnen angefragten Tagesstätten oft sehr spät. Dazu sei vielen nicht klar, dass die Bedarfsmeldung mit den fünf Wunscheinrichtungen »keinerlei Garantie darstelle, dass man einen Platz bekommt«. Zwar gebe es inzwischen einen Runden Tisch Kindertagesbetreuung, an dem sich zu Herausforderungen ausgetauscht wird. Laut Initiative trifft dieser sich jedoch zu selten, um effektiv arbeiten zu können.
Wenige Informationen zu den einzelnen Kitas und ihrer aktuellen Auslastung sind ein Problem. Es entsteht auch dadurch, dass sich Träger nicht ausreichend am Vergabeverfahren beteiligen. »Kivan kann nur funktionieren, wenn die Einrichtungen die Plätze auch wirklich nur darüber vergeben«, sagt Juliane Nagel. Es ist ähnlich wie mit Geld. Wenn sich nicht alle darauf einigen, dass es einen Wert hat, dann ist es nur Papier. Erziehungsberechtigte auf der Suche nach einem Betreuungsplatz müssen darauf vertrauen können, dass sie auf dem Portal eine faire Möglichkeit bekommen. Einrichtungen, die ihre Angaben nicht regelmäßig aktualisieren oder gar nicht erst mitmachen, untergraben das Prozedere, auf das sich alle geeinigt haben. Der Stadt ist das bewusst. Sie hat eine Hotline eingerichtet, die Kindergärten bei Problemen mit der Dateneingabe unterstützt. Darüber hinaus bietet sie regelmäßige Schulungen zum Thema an. Dennoch ist es ihr bisher nicht gelungen, dass sich alle beteiligen. Wie umfassend die Kivan-Anfragen bearbeitet werden, ist zudem weiter Sache der jeweils Verantwortlichen. Gerade bei Absagen bleibt die Rückmeldung immer wieder ganz aus. Entsprechend fordert die Kita-Initiative von der Politik, unwillige Träger stärker in die Pflicht zu nehmen.
Die Lage für die Familien erleichtern – das soll auch eine Tauschbörse. Geplant für August 2019, wird sie nun im Januar 2020 an den Start gehen. Auf Anregung der Freibeuterfraktion in den Stadtrat gebracht, soll sie die Möglichkeit bieten, ergatterte Stellen untereinander zu tauschen. Das kann man positiv sehen. Immerhin erhöht sich dadurch die Wahrscheinlichkeit, eine Betreuung zu finden, die zu den eigenen Vorstellungen passt. Man kann darin jedoch auch den grundlegenderen Mangel sehen. »Die Stadt trägt die Gesamtverantwortung für die Qualität und Quantität der Kinderbetreuung«, schreibt dazu die Leipziger Kita-
Initiative. Sie merkt außerdem an, dass ein reibungsloses Vergabeverfahren nur möglich ist, wenn gute Bedingungen für die Kitas geschaffen werden. Bei der Stadt kommt man zu einem ähnlichen Schluss. »Das Portal wird kritisch betrachtet, wenn Eltern keinen Platz finden«, heißt es aus dem Jugendamt. Dort ist man sich sicher, dass sich gemäß der »aktuellen Kitabedarfsplanung« die Lage bis 2020 entspannen wird.