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Kultur

Funk braucht das Volk

Herbie Hancock in Leipzig: Das wird eine Geschichtsstunde mit Cocktailschirmchen

  Funk braucht das Volk | Herbie Hancock in Leipzig: Das wird eine Geschichtsstunde mit Cocktailschirmchen

Seit den Sechzigern macht Herbie Hancock in ungebremster Arbeitswut Musik. Es begann mit Jazz, seither definiert sich der Musiker immer wieder neu. Am Mittwoch ist er in der Kongresshalle am Zoo zu sehen.

Leute, Musiker vor allem, stecken es unterschiedlich gut weg, eine lebende Legende zu sein. Dieser Gedanke drängt sich zumindest auf, wenn einem dieser Tage der leibhaftige Herbie Hancock von geschmackvoll designten Jazztage-Plakaten angrinst, die seinen hohen Besuch mit angemessenem Vorlauf ankündigen. Kaum wie 60 wirkt darauf der Mann, der seine Karriere im Jazz Anfang der sechziger Jahre begann und seitdem in ungebremster Arbeitswut Musik macht, spielt und hin und wieder neu erfindet.

Zu Hancocks frühen Referenzen gehören sein Hit »Watermelon Man«, heute ein Jazzstandard, und seine Arbeiten mit – oder besser gesagt: unter – Miles Davis, der damals selbst schon länger als Genie galt und, wie zahlreiche Anekdoten bezeugen, dies sein Umfeld auch gern spüren ließ. Das gemeinsame Album »Bitches Brew« mit Hancocks Klavierspiel darauf gilt neben »Kind of Blue« bis heute als das Album des großen Diktators Davis schlechthin und begründete den sogenannten Fusion, eine Spielart, die auf radikale Weise Avantgarde-Jazz und Psychedelic-Rock miteinander kreuzte.

Sicherlich hat Hancock durch die Arbeit mit dem Meister viel gelernt, unter anderem auch, was er an dessen Methoden für nicht zielführend hielt. Statt dem Heroinkonsum wendete er sich Anfang der siebziger Jahre der Meditation zu und stellte mit den Head Hunters eine eigene Band zusammen, mit der er das gleichnamige Album und seinen eigenen Namen in die Annalen der Musikgeschichte einmeißelte – auf seine eigene, unnachahmlich coole Art. Wo »Bitches Brew« trotz seiner Annäherung an zeitgenössische Klänge den heiligen Ernst der Hochkultur atmet, denkt Hancock den E-Jazz mit dem U-Funk auf »Head Hunters« gleichberechtigt zusammen. Das Album ist seit Jahrzehnten Einstiegsdroge gleichsam für Freunde des Funk in die Welt des Gefrickels und für Jazzer, die sich eine Runde locker machen wollen. Als Mann des Volkes, der er ist, gehört Herbie Hancock zu den am meisten im Hiphop gesampelten Künstlern überhaupt, seine rhythmische Virtuosität und sein melodischer Einfallsreichtum inspirieren bis heute.


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