MDR kündigt Steimles Sendeschluss an. Der Jammerossi hat kein Abonnement darauf, gebührenfinanziert der Menschenfeindlichkeit das Wort zu reden. Ein Kommentar.
»Ausgekäst hammse sich, endlich«: So würde das Urteil auf Bühnensächsisch lauten. Denn schlussendlich hat es sogar der MDR bemerkt, dass Uwe Steimle gar nicht geht. Zulange schon mimte der Dresdner Kabarettist den Fremdenfeind und flirtete mit NS-Slogans. Nein, spielte ihn nicht nur, sondern war in seiner Privatperson mit der Rolle immer deckungsgleicher. Und das muss beachten, wer jetzt die Freiheit von Kunst und Meinung in Gefahr sieht.
Steimle war schon immer eine Krawallkanaille, aber das bildete ja auch den Reiz seiner Handschrift. In den 90er-Jahren erlangte er durch die Kunstfigur des ostdeutschen ehemaligen Brigadeoffiziers Günther Zieschong Bekanntheit. Bieder bekleidet und dialektal beschlagen, schwelgt dieser in Erinnerungen an DDR-Zeiten und legt den Finger in die Wunden der Wiedervereinigung. Die Wende wird bei ihm zur Kehre (ohne Anspielung auf Heidegger!) und da war ja immer etwas dran, am Beklagen deutsch-deutscher Zustände. Und dafür ist Kabarett schließlich da.
In der MDR-Sendung »Steimles Welt« darf er seit 2013 durchs Sendegebiet fahren »auf der Suche nach Bewahrenswertem«. Dass zu dieser Heimatliebe auch das Verbreiten von Ressentiments notwendig dazugehört, verstehen wohl nur wahre Patrioten. So behauptete Steimle angesichts des Freiberger Doms: »Die kacken hinter‘n Altar« – die, das sind Geflüchtete. Kritik daran wollte der MDR nicht gelten lassen, wollte nicht erklären, warum man jemanden versendet, der gerichtsfest »völkisch-antisemitischer Jammer-Ossi« genannt werden durfte.
Als im Sommer das NDR-Medienmagazin »ZAPP« den Sender mit den Aussagen konfrontierte, winkte MDR-Unterhaltungschef Peter Dreckmann ab. Steimle sei informiert worden, dass solche Zeilen »missverständlich ankommen«. Steimle-Auftritte mit T-Shirt-Sprüchen, die mit der NS-Zeit kokettieren – »Kraft durch Freunde«, »Volk ohne Traum« –, seien unproblematisch, da sie ja privat getragen würden. Allerdings sagt Steimle von sich selbst: »Ich bin Zieschong«. Er vermischt also Privatperson und Kunstfigur. Spätestens hier wird es problematisch.
Das ist nämlich keine Kabarettkunst mehr, sondern ein Drängen auf Eindeutigkeit, das einem Predigen gleichkommt. Ja, jetzt werden alle nörgeln, ningeln und meckern, die immer nörgeln, ningeln und meckern, wenn sie sich im Unrecht sehen. Also ständig. Aber der Jammerossi hat eben kein Abonnement darauf, gebührenfinanziert der Menschenfeindlichkeit das Wort zu reden und mit rechten Weltbildern Kaleidoskop zu spielen. Das kann er ja immer noch auf den – auch Leipziger – Kabarettbühnen tun, Pegida-Spenden werden ihm auch winken. Wem das ewige Meckern an Dresdner Montagen, wem AfD-Gesülze und YouTuber-Rassismus noch nicht genug ist, der hat alle Möglichkeiten, Steimles Kunst- und Meinungsfreiheit zu genießen und zu fördern. Aber eben nicht mehr durch die Beiträge aller.
Uwe Steimle hat mehrfach die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage gestellt. Das war auch der finale Grund, warum der MDR jetzt seinen Sendeschluss angekündigt hat: Das Vertrauensverhältnis sei zerdeppert. Damit zeigt sich der Sender unabhängig genug vom Quotenmacher Steimle und dem drohenden Empörungssturm seiner Jammerossi-Gefolgschaft.