anzeige
anzeige
Stadtleben

Moderne Zeiten

Der Digitalpakt soll Leipziger Schulen fit fürs Internet-Zeitalter machen

  Moderne Zeiten | Der Digitalpakt soll Leipziger Schulen fit fürs Internet-Zeitalter machen

Bis 2024 sollen Deutschlands Schulen zukunftsfähig gemacht werden. Leipzig erhält dafür ein Budget von 27,5 Millionen Euro vom Bund. Das Geld soll in zwei Bereichen eingesetzt werden: Digitale Infrastruktur in den Schulen und Beschaffung neuer Geräte wie Tablets oder Beamer.

Das Gerda-Taro-Gymnasium im Leipziger Zentrum: Der Klassenraum im dritten Stock ist bis auf den letzten Platz besetzt. Vor dem Fenster sind die Bäume kahl. Drinnen sitzen Vertreter von Jugendamt und Medienpädagogischem Zentrum (MPZ) neben Oberbürgermeister Jung und einer Gruppe Journalisten. Die Stadt hat zu dem Termin geladen. Sie möchte erklären, wie der »Digitalpakt« in Leipzig umgesetzt werden soll. 5,5 Milliarden Euro sieht das vom Bund beschlossene Gesetzespaket bis 2024 für Deutschlands Schulen vor. Mit den Mitteln soll das hiesige Bildungssystem zukunftsfähig gemacht werden. Leipzig erhält dafür ein Budget von 27,5 Millionen Euro.

Die, so erklärt es Jung, werde man in zwei Bereichen einsetzen. Das erste Themenfeld, dessen man sich im Rathaus annehmen möchte, ist die digitale Infrastruktur an Schulen. Das ist auch dringend nötig. Bis heute ist nur ein Drittel der städtischen Bildungseinrichtungen vollumfassend mit WLAN ausgestattet. Dabei ist das Grundvoraussetzung, wenn man technische Geräte sinnvoll nutzen will. Rund 11 Millionen Euro möchte die Stadt in den Ausbau investieren. Mit dem Geld sollen Kabel verlegt, Schulräume mit Datendosen ausgestattet oder Firewalls eingerichtet werden. Die restlichen rund 16,5 Millionen Euro wird Leipzig für die Beschaffung neuer Geräte wie Beamer oder Tablets zur Verfügung stellen. »Wir haben die Grundvoraussetzungen geschaffen«, erklärt Jung, »jetzt sind die Schulen dran.« Laut Digitalpakt muss jede Einrichtung ein eigenes medienpädagogisches Konzept vorweisen. Erst dann kann sie Fördergelder beantragen. Hilfe erhalten die Lehrer dabei auch aus dem Rathaus. Dort wurde in den letzten Jahren das Medienpädagogische Zentrum eingerichtet, das beratend tätig ist.

Christoph Schultz ist Informatik- und Mathelehrer am Gerda-Taro-Gymnasium. »Als Kollegium so ein Konzept zu erarbeiten, ist eine große Herausforderung«, sagt er. Er verweist darauf, dass Computer und Technik lange Zeit nur im Informatikunterricht ihren Platz hatten. »Medienpädagogische Bildung ergibt aber nur dann Sinn«, sagt Schultz, »wenn sie fächerübergreifend geschieht.« Entsprechend setzt er sich unter seinen Kollegen dafür ein, dass die Möglichkeiten der Technik auch in anderen Fächern stärker ausgeschöpft werden. »Mithilfe von interaktiven Tafeln oder Tablets kann ich Unterrichtsinhalte dynamisieren, interessanter und abwechslungsreicher machen«, erklärt Schultz die Vorteile. Offene Fragen können direkt recherchiert, Tafelbilder auf Lernplattformen gespeichert und den Schülern zur Verfügung gestellt werden. Doch nicht alle sind so vertraut mit den neuen Geräten wie Schultz. 

Im sächsischen Kultusministerium organisiert man dementsprechend Lehrerfortbildungen. Diese werden die Förderungen aus dem Digitalpakt begleiten. Das Ziel: die Pädagogen für die neuen Möglichkeiten zu sensibilisieren. Der Digitalpakt sieht Erneuerungen für alle staatlichen Schulmodelle von der Grundschule bis zu Berufszentren vor. Die Stadt habe sich bemüht, berichtet Sozialbürgermeister Fabian, bei ihren Plänen den jeweiligen Schulformen und ihren Anforderungen Rechnung zu tragen. Oberbürgermeister Jung will den Pakt nicht als Abkehr vom analogen Unterricht verstanden wissen. »Es wäre ein großer Fehler zu denken, dass die digitale Welt die klassische Beziehung ablöst, die zwischen Lehrer und Schüler bestehen muss«, erklärt er. Es brauche »das ganz konkrete anschauliche Tun«, sagt der Oberbürgermeister. Als Präsident des Deutschen Städtetages fordert er vom Bund eine Finanzierungs-Zusicherung über 2024 hinaus. Dann, so seine Befürchtung, könnten die ersten Geräte bereits wieder ausgetauscht werden müssen. »Dieses System, das wir da aufbauen, zu erhalten, wird sehr kostenintensiv sein«, betont Jung. »Das werden wir nicht ohne Bund und Länder schaffen.« 


Kommentieren


0 Kommentar(e)