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Stadtleben

Wo queere Jugendliche respektiert werden

Regenbogen AGs sollen helfen, Diskriminierung an Schulen abzubauen und Betroffene zu schützen

  Wo queere Jugendliche respektiert werden | Regenbogen AGs sollen helfen, Diskriminierung an Schulen abzubauen und Betroffene zu schützen

Queere Kinder und Jugendliche müssen in der Schule oft um Anerkennung und mit Mobbing kämpfen. Als erste Organisation in Ostdeutschland hat es sich der Verein Rosalinde zur Aufgabe gemacht, in die Schulen zu gehen und für Aufklärung zu sorgen. Das gefällt aber nicht allen.

Ein 14-jähriges Mädchen wird von seinen Mitschülern gemobbt, weil es sich geoutet hat. Sie wendet sich an ihre Direktorin, doch die tut das Ganze ab. Sie sagt dem Mädchen, dass es sich das Mobbing nur einbilden würde. Der Fall ist einer von vielen, die Stefanie Krüger in den letzten Jahren beschäftigt haben. Seit 2013 ist die Sozialpädagogin im Verein Rosalinde für Bildungsarbeit zuständig. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen geht sie an Schulen, führt Workshops zum Thema Geschlechtervielfalt durch und bietet Weiterbildungen für Lehrer an. »Es gibt Einrichtungen, die sind superoffen«, sagt Krüger, »in vielen Klassen ist es aber immer noch ein Problem, wenn jemand sich outet. Homophobe und transfeindliche Einstellungen sind sehr weit verbreitet.«

Um das zu ändern, initiiert Rosalinde seit diesem Jahr sogenannte Regenbogen-AGs. Das Vorbild dafür kommt aus den USA. Dort organisieren sich queere und Cis-Schüler und -Studenten bereits seit den achtziger Jahren in sogenannten »Gay Straight Alliances«.Ähnliche Angebote existieren inzwischen auch in Nordrhein-Westfalen, Berlin oder München. »In Ostdeutschland sind wir meines Wissens die Ersten, die das machen«, erzählt Krüger. Die Regenbogen-AGs sind als ergänzendes Angebot zum regulären Unterricht gedacht. Jugendliche, die sich mit sexueller Orientierung und Geschlechtlichkeiten beschäftigen wollen, können sich hier einmal die Woche treffen. Gleichzeitig sollen die Gruppen einen Anlaufpunkt für Schüler bieten, die sich outen möchten oder dies bereits getan haben.

Erste Erfahrungen mit dem Angebot sammelt Rosalinde mit einer AG am Leipziger Reclamgymnasium. Jüngst erst haben deren Teilnehmer, gemeinsam mit dem Erich-Zeigner-Haus, einen Stolperstein für Werner Richard Kähler verlegt. Der Leipziger wurde von den Nationalsozialisten aufgrund seiner Homosexualität verfolgt. »Das ist natürlich am Ende auch das Ziel, dass wir Aktionen anregen, die in die Öffentlichkeit zurückwirken«, sagt Krüger. Ihr Verein begleitet die Arbeit der Gruppe am Reclamgymnasium. »Die Idee ist, dass die AGs langfristig funktionieren und sich selbst tragen. Wir regen das an, betreuen es, gucken so ein bisschen auf die Qualität der Angebote, aber stattfinden tut das vor Ort und ohne uns. Die Leitung der Gruppen übernehmen idealerweise Sozialarbeiter, wenn es die gibt, ansonsten eine geeignete Lehrkraft oder erwachsene Schüler oder Schülerinnen«, sagt Krüger. Das Programm für die einzelnen Treffen können die Jugendlichen selbst gestalten. Von Filme Anschauen über Bildungsangebote bis zu Gesprächen ist alles möglich. Finanziert wird das Angebot von der sächsischen Landesregierung, im Rahmen des Programms »Weltoffenes Sachsen«.

Aktuell besteht Krügers Arbeit vor allem darin, Bildungseinrichtungen anzusprechen und dort die Gründung von weiteren AGs anzuregen. Die Reaktionen, die sie dabei erhält, sind höchst unterschiedlich. So steht eine Handvoll AGs bereits in den Startlöchern und wird voraussichtlich mit dem neuen Halbjahr beginnen. Viele Schulen bevorzugen jedoch die Workshops von Rosalinde. »Die sind froh, wenn ihre Lehrer die Aufklärungsarbeit nicht übernehmen müssen«, erzählt Krüger, »im Gegensatz zu einmaligen Workshops sind die AGs etwas Dauerhaftes. Da sind die Reaktionen der Schulen wesentlich verhaltener.« Mindestens ein Direktor hat die Ablehnung einer AG auch mit Angst vor der Außenwirkung begründet. Er befürchtete Debatten über die frühe Sexualisierung von Kindern, wie sie nicht zuletzt von der AfD immer wieder befeuert werden. »Es gibt Leute, die glauben, bei den AGs handle es sich um Sextreffen«, sagt Krüger. »Dabei geht es darum, einen Punkt zu schaffen, der jungen Menschen zeigt, hier können sie hinkommen und finden einen Ort, an dem sie geschützt sind. Wo sie respektiert werden.«


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