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Stadtleben

Leipziger Kinderhospiz in Not

Die Coronapandemie stellt das Kinderhospiz Bärenherz vor große Herausforderungen

  Leipziger Kinderhospiz in Not | Die Coronapandemie stellt das Kinderhospiz Bärenherz vor große Herausforderungen

Landesweit werden gerade die Coronabeschränkungen gelockert. Im Bärenherz-Hospiz nahe des Cospudener Sees ist das nicht so leicht möglich. Für die jungen Patienten ist das Virus eine ernste Bedrohung. Entsprechend umfänglich sind die Hygienevorschriften. Doch auch finanziell drohen schwere Zeiten.

»Aktuell haben wir fünf Kinder zur Betreuung auf der Station«, sagt Ulrike Herkner. Sie ist Geschäftsführerin beim Kinderhospiz Bärenherz, dem einzigen seiner Art in Sachsen. »Die geringe Belegung ist notwendig, damit sich grundsätzlich weniger Menschen im Hospiz aufhalten«, erläutert Herkner. Normalerweise können Familien auch in das Hospiz kommen, wenn sie eine Auszeit vom Alltag brauchen. Sie finden dann ein vielfältiges Betreuungs- und Pflegeangebot, das ihnen dabei hilft, mit ihrer Situation zurechtzukommen. In der Corona-Krise musste Bärenherz solche, sogenannten Entlastungsaufenthalte aussetzen. »Bei Problemen rund um die Versorgung sowie in Not- und Krisensituationen haben wir die Kinder aber selbstverständlich weiterhin bei uns aufgenommen«, sagt Herkner. Seit Anfang Juni kann das Bärenherz-Team auch wieder Entlastungsaufenthalte anbieten. Von Normalität kann im Hospiz allerdings noch keine Rede sein. Das zeigt auch der Hygieneplan, der dem kreuzer vorliegt. Darin ist minutiös aufgelistet, welche Regeln Mitarbeiter und Besucher einhalten müssen, um die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten.

So sind viele Angebote wie ambulante Pflege, Therapien oder größere Veranstaltungen nur noch stark eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Das hat Folgen. Für die Familien, die in ihrer existenziellen Situation noch stärker verunsichert werden. Aber auch für das Hospiz. Sechzig Mitarbeiter begleiten bei Bärenherz rund um die Uhr Eltern, Geschwister und die schwerkranken jungen Patienten. »Auch nach dem Versterben des Kindes werden die Angehörigen von uns weiterhin betreut. Dabei werden die Kosten für Pflege, Unterkunft, Versorgung und psychosoziale Therapien nur zu einem Teil und nur bis zum Tod des Kindes von den Krankenkassen gedeckt«, erzählt Herkner. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 ist man bei Bärenherz auf Spenden angewiesen. Doch in Coronazeiten bekommen einige Unterstützer selbst finanzielle Probleme. Zudem können große Veranstaltungen wie das jährliche Sommerfest nicht stattfinden.

»Corona hat die Situation drastisch verändert«, sagt Herkner. »Bärenherz verzeichnet bereits jetzt deutliche Spendenrückgänge. Durch die geringe Belegung kommt dazu auch ein erheblicher Rückgang der Krankenkassenbeiträge.« Schon in Normalzeiten benötigt das Hospiz in etwa 1,2 Millionen Euro pro Jahr um seine aufwendige Betreuung sicherzustellen. Für dieses Jahr wird die Summe wohl eher zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Euro liegen. Bärenherz ist mit dieser Lage nicht allein. Beim Bundesverband Kindehospiz hat man früh auf die Situation der Hospize aufmerksam gemacht. Unter dem Titel »Kinderhospize brauchen Hilfe« veröffentlichte man dort Ende März ein Papier, das deutlich macht wie sehr die Hospizarbeit von Spenden abhängig ist.

»Die Familien sind dringend auf Unterstützung und Entlastung angewiesen, um nicht zu zerbrechen. Wir möchten auch in dieser schwierigen Zeit, den Kindern in der ihnen verbleibenden Zeit eine liebevolle Heimat bieten«, sagt Herkner. Die Spende einer großen deutschen Bank brachte ihrem Hospiz in der letzten Woche eine erste Entlastung. In Corona-Zeiten gilt für Bärenherz jetzt mehr denn je: ohne Unterstützung von Außen ist die wichtige Arbeit des Hospizes nicht zu leisten.


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