Seit Anfang November gilt: Während die Bundesliga weiterläuft, ist der Amateursport einmal mehr im Lockdown. In Leipzig betreffen die Einschränkungen unter anderem rund 38.000 Kinder und junge Erwachsene, die ihre Vereine nicht länger aufsuchen können. Deren Vertreter hoffen auf das Frühjahr.
Sven Heinze ist Koordinator der Sportjugend Leipzig. Der Verband kümmert sich um den Leipziger Nachwuchssport. »Vielen jungen Menschen fehlt jetzt die nötige Abwechslung zum schulischen Alltag. Für sie ist das regelmäßige Training mit Freunden im Sportverein eine wichtige Säule in ihrer Wochenstruktur«, sagt Heinze. Vereine, die wegen des Lockdowns aufgeben mussten, kennt er keine. Ein Grund dafür ist, dass die finanziellen Unterstützungen von Land und Staat auch in Pandemiezeiten weiter fließen. Außerdem sei die Solidarität immer noch hoch, so Heinze. Vor allem Vereine, die nah an ihren Mitgliedern seien, würden momentan viel Unterstützung erhalten. »Wie lange das aufrechtzuerhalten ist, bis Mitglieder sagen, dass sie ihre Beiträge nicht mehr zahlen und austreten wollen, ist momentan noch nicht absehbar«, sagt er.
Den Amateursport unter freiem Himmel wieder zuzulassen, das wünschte sich zu Novemberbeginn die Linkspartei. In einem Statement forderte deren sportpolitische Sprecherin Marika Händler-Walente die Öffnung von Vereinen mit genehmigten Hygienekonzepten in Gegenden mit niedrigem Infektionsgeschehen. Dabei verwies sie unter anderem auf Thüringen, wo Sport unter Auflagen weiter stattfand. Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens hat die Linkspartei die Forderung nach einer Öffnung der Vereine zurückgenommen. »Wir wollen das im Frühjahr wieder aufgreifen«, sagt Händler-Walente im Gespräch mit dem kreuzer. Im Moment, so der Eindruck der Politikerin, hätten sich die meisten Verantwortlichen im organisierten Amateursport mit der Lage abgefunden. Auch in Thüringen finde inzwischen kein Vereinssport mehr statt. Die Grenzwerte dafür seien in allen Regionen überschritten.
Irritiert zeigt sich Marika Händler-Walente, genau wie die Vorsitzende des Landesschülerrats Sachsen Joanna Kesicka über die Entscheidung von Bund und Ländern, Amateursport zu verbieten, Schulsport jedoch weiter zuzulassen. »Dass die Schüler zum Sportunterricht geschickt werden, ist für uns nicht nachvollziehbar. Nicht nur der Sport selber, der zwingend im Winter in der Turnhalle stattfinden muss, auch das enge Zusammenstehen davor und danach in den Umkleidekabinen konterkariert das Argument, mit dem man das Maskentragen im Unterricht begründet«, schrieb Kesicka bereits Ende Oktober in einer Pressemitteilung.
Wie die Linkspartei setzt auch Sven Heinze seine Hoffnungen auf den Frühling. Für die Entscheidung der Politik, den Amateursport zu verbieten, zeigt er Verständnis. »Die Hoffnung auf Lockerungen war da. Aber es gibt auch ohne den Vereinsbetrieb nach wie vor eine hohe Infektionszahl. Und wenn man die Kontaktminimierung in den Vordergrund stellt, dann wird auch der Amateursport geschlossen bleiben«, sagt er. Für die vielen Ehrenamtlichen in den Leipziger Vereinen bedeutet die aktuelle Situation einen zusätzlichen Aufwand. Sie müssen nach neuen Regeln Ausschau halten, die Mitglieder auf dem Laufenden halten, Konzepte entwickeln und wieder verwerfen. Den Kindern und Jugendlichen wiederum fehlen die Bewegung und die Begegnung im Verein. Auch Neumitgliedschaften sind derzeit kaum möglich.