anzeige
anzeige
Kultur

Hallo Leipzig!

Harriet Dohmeyer zeigt Wege auf, Leipzig zu entdecken

  Hallo Leipzig! | Harriet Dohmeyer zeigt Wege auf, Leipzig zu entdecken

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal lernt Literaturredakteurin Linn Penelope Micklitz Leipzig neu kennen.

Jaja, das alte Lied: Jetzt, da man sowieso nicht reisen sollte und es in vielen Fällen auch gar nicht geht, kann man die Zeit nutzen und die kleinen und großen Wunder vor der eigenen Haustür neu entdecken. Kann mancher vielleicht nicht mehr hören, aber wenn einem ein so schönes Buch wie »Hallo Leipzig« als Kompass dient, dann bekommt man richtig Lust, es doch zu versuchen.

Also schauen wir mal rein. Oder besser: Erstmal riechen! Nein nein, nicht jedes Buch riecht gut — ein alberner romantisierender Mythos. Aber dieses Buch, mit seinen Knallfarben, dem offenen Rücken, der Prägung des Titels und den zahllosen Fotografien — ihm entströmt der Duft der besonderen Ausstattung.

[caption id="attachment_123979" align="alignright" width="320"] Hallo Leipzig, Verlag: Ankerwechsel[/caption]

Aber ans Eingemachte. 27 Tipps verspricht »Hallo Leipzig«, das auf jeden Fall nicht neutral berichtend, sondern überschwänglich lobend bereits auf den ersten Seiten eine kleine Hymne anstimmt. Aber wer spricht da überhaupt? Es ist die Journalistin und Fotografin Harriet Dohmeyer, die auf ihrem Blog »Fräulein Anker« von ihren Städtetrips erzählt und sich 2017, so steht es ihm Vorwort, den Traum vom Verlag »für zeitgenössisches Entdecken« erfüllte. Gemeinsam mit Kreativen aus Leipzig entstand dann der vierte Band der »Hallo-Buchreihe«, die übrigens auf der Basis lokaler Zusammenarbeit entsteht, nur in ausgewählten Shops erhältlich und klimaneutral produziert ist.

Der Aufbau erfolgt im Gegensatz dazu ganz unspektakulär nach den Himmelsrichtungen plus Zentrum. Die Überblickskarte zu Beginn will mehr als das auch nicht sein, — hier sind lediglich die Stadtteilnahmen aufgeführt, alles nördlich des Hauptbahnhofs wurde großzügig ausgespart und findet sich auch im Buch selbst nicht. Keine Wort über das Geyserhaus, Cafe Krüger oder den neuen israelitischen Friedhof. Ein kleiner Wehrmutstropfen, doch macht es abseits dieses Mankos wirklich Freude im Buch zu blättern — nach knapp zehn Jahren in Leipzig sind die Orte (von Klassikern wie Cossi und Kulki, Altbekanntem wie dem Museum der bildenen Künste bis zum Szenetreff) zwar allesamt keine Unbekannten, aber die Fotos und Texte offenbaren hier und da noch Überraschungen und transportieren ganz viel Liebe fürs Detail. Und das Beste: Durch persönliche Empfehlungen geleitet findet die Autorin ganz besondere Wege durch die Stadt: Wer hätte geahnt, dass die Besitzerin des Eisenhauer im Zentrum ihren Cheesecake am liebsten im Osten im Analog isst? Ein Buch, fast wie ein persönliches Fotoalbum und Momentaufnahme des Lebens vor der Pandemie. Ein bisschen Wehmut macht sich breit bei dem Gedanken, was in Post-Corona-Zeiten von diesen Orten noch übrig sein wird.


Kommentieren


0 Kommentar(e)