Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal entdeckt Familienredakteur Josef Braun mit »Hunde im Futur« eine Grammatik der besonderen Art und ist überrascht davon, wie schön man Kindern Kasus und Genus nahebringen kann.
Schullektüren haben einen schlechten Ruf. Immer wieder hört man von erwachsenen Menschen, Kafka oder Goethe seien ihnen in der Schulzeit verleidet worden. Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Die Gespräche über Bücher gehörten in unserer Klasse oft zu den anregendsten Momenten im Deutschunterricht. Eingeschüchtert hat mich eher die Grammatik mit ihren Regeln, Ausnahmen, sowie den spröden Beispielsätzen, die uns Schülern die Verwendung von Genitiv oder Akkusativ näher bringen sollten. Grammatik mit Freude und Leichtigkeit zu vermitteln, diese Aufgabe hat sich die Autorin und Verlegerin Susanne Rieder gesetzt und sich dafür einiges einfallen lassen. Ihr Kinderbuch, das sie im Team mit der Illustratorin Aranda Craciun, dem Grafiker Carsten Aermes, sowie ihrem Bruder Johannes Rieder gestaltet hat, ist im besten Sinne ungewöhnlich.
[caption id="attachment_125237" align="alignright" width="250"] Hunde im Futur; Cover: Susanna Rieder Verlag[/caption]
Dank einer klugen Falttechnik lässt sich in »Hunde im Futur« hinter jeder Seite eine neue Ebene entdecken. Steht etwa auf einer Seite ein Beispielsatz im Aktiv, so findet man denselben Satz beim Umklappen im Passiv – Vokabellernen in Buchform, könnte man denken. Doch das Besondere an »Hunde im Futur« ist, dass Beispiele, lateinische Herleitungen und Regeln in Bilder übersetzt werden. So werden die Steigerungsformen mit einem Fluss erklärt, der zum Bildende hin immer breiter wird oder die verschiedenen Zeitformen anhand bebilderter Geschichten.
Die einzelnen Kapitel im Buch bauen aufeinander auf: Es beginnt mit dem Substantiv, erzählt von Numerus, Genus, konkreten und abstrakten Substantiven, behandelt den Kasus, um dann zum Verb überzugehen und so weiter. Dieser Richtung kann man beim Lesen problemlos folgen, das Buch jedoch genauso gut als Nachschlagewerk nutzen. »Hunde im Futur« ist kein Ersatz für die klassische Schulgrammatik, aber es ist eine Ergänzung, der etwas gelingt, woran Schulgrammatiken häufig scheitern: Begeisterung für Sprache wecken, indem es sie plastisch werden lässt.