Nach ihrem Angriff auf einen Türsteher auf Mallorca wurden zwei Leipziger zu Bewährungsstrafen verurteilt, außerdem sollten sie 150.000 Euro Schmerzensgeld zahlen – und überwiesen sofort.
Weil sie einen aus dem Senegal stammenden Türsteher in Palma de Mallorca zusammengeschlagen und dabei sehr schwer verletzt haben, wurden nun die Hooligans Robert F. und Johannes H. von einem spanischen Gericht zu zwei Jahren Gefängnisstrafe verurteilt – die Haft wird für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Auf die balearische Urlaubsinsel reisen mussten die beiden Männer aus dem Umfeld der Hooliganszene des FC Lokomotive Leipzig für den Prozess allerdings nicht. Nach Angaben der deutschsprachigen Mallorca Zeitung wurden sie digital aus Deutschland zugeschaltet.
Die zwei Verurteilten werden die Insel wohl auch in den nächsten fünf Jahren nicht betreten – denn die Aussetzung der Haftstrafe zur Bewährung ist Teil einer außergerichtlichen Einigung. Nachdem die Anklage zunächst 13 Jahre Haft für die beiden Deutschen gefordert hatte, einigten sich beide Parteien nun auf eine im Vergleich dazu niedrig erscheinende einmalige Zahlung von 150.000 Euro Schmerzensgeld an den Türsteher sowie ein Kontaktverbot. Sollten sich die zwei Männer über das Einreiseverbot hinwegsetzen, droht ihnen eine zweijährige Haftstrafe. Das Kontaktverbot gilt rückwirkend seit dem Angriff für zwölf Jahre, von denen jetzt noch zehn ausstehen. Während dieser Zeit dürfen sie sich dem Geschädigten weder auf 500 Meter nähern noch ihn kontaktieren. Der Türsteher selbst wollte sich nach der Verkündung nicht mehr äußern. Er wolle mit der Sache nun abschließen, sagte er gegenüber der Mallorca Zeitung.
Die zum damaligen Zeitpunkt 20 und 21 Jahre alten Deutschen aus dem Raum Leipzig hatten im Juni 2019 mit einer 70-köpfigen Reisegruppe aus rechten Hooligans, vorwiegend des 1. FC Lokomotive Leipzig, die Mittelmeerinsel besucht und in der bei internationalen Touristinnen beliebten Diskothek »Megapark« südlich der Hauptstadt Palma de Mallorca gefeiert. Während eines Konzerts des Sängers Marc Terenzi erklomm eine Person aus der Leipziger Reisegruppe die Bühne, woraufhin der damalige Türsteher des Clubs ihn aufgefordert haben soll, diese wieder zu verlassen. Danach sollen Robert F. und Johannes H. den Mann unvermittelt angegriffen haben. Laut Zeugenaussagen traten die beiden auch dann noch auf ihn ein und riefen dabei rassistische Beleidigungen, als dieser bereits bewusstlos am Boden lag. Der zum damaligen Zeitpunkt 44-jährige Türsteher erlitt während der Attacke schwere Verletzungen und ist, nachdem spanische Ärzte zunächst eine dauerhafte Querschnittslähmung befürchteten, bis heute linksseitig gelähmt. Seinen Beruf kann er nicht mehr ausüben.
Robert F. und Johannes H. verbrachten nach der Tat mehrere Monate auf Mallorca in Untersuchungshaft. Bei den Ermittlungen fanden spanische Polizisten rechtsradikale Symbole und Bilder des rassistischen Klu-Klux-Klans auf ihren Telefonen. Derweil kursierten in den sozialen Netzwerken schon kurz nach der Tat Aufrufe, welche die beiden Männer als »Opfer der spanischen Justiz« darstellten. Zudem tauchten im Leipziger Stadtgebiet immer wieder Sticker mit der Aufschrift »Troublemakers Mallorca« aus der Fanszene des 1. FC Lokomotive auf, mit denen zur Unterstützung der beiden Männer aufgerufen wird. Personen aus dem Umfeld der Täter organisierten unter dem Motto »Solidarität ist eine Waffe« im Sommer 2019 Veranstaltungen, bei denen Geld für die Anwaltskosten der beiden gesammelt werden sollte. Ob auf diese Weise auch die Summe von 150.000 Euro zusammenkam, ist nicht bekannt. Jedenfalls sollen F. und H. das geforderte Schmerzensgeld laut Angaben der Mallorca Zeitung sofort überwiesen
haben.
Ebenfalls unklar bleibt, ob die beiden nach ihrer Rückkehr aus der spanischen Untersuchungshaft nach Deutschland eine Läuterung erfahren haben. Laut Angaben aus Polizeikreisen werde aktuell gegen Robert F. ermittelt, weil er nach seiner Entlassung aus der spanischen Haft an sogenannten Drittort-Auseinandersetzungen teilgenommen habe, bei denen sich Personen aus der Hooligan-Szene zum Kräftemessen treffen.
Der Text erschien zuerst in der Juni-Ausgabe des kreuzer 06/21.