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Kultur

Aus der Vogelperspektive

In »Avifauna aesthetica« schreiben Autoren von Vögeln in Kunst und Literatur

  Aus der Vogelperspektive | In »Avifauna aesthetica« schreiben Autoren von Vögeln in Kunst und Literatur

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest Literaturredakteurin Linn Penelope Micklitz in zahlreichen Essays von der Kunst der Vögel und Vögeln in der Kunst.

Wer sich der Welt der Vögel lieber aus der Vogelperspektive nähern möchte, findet in den »Exkursionen« des Buches »Avifauna aesthetica« eine illustre Versammlung von Wissenschaftlerinnen und Autoren, die sich an der Schnittstelle von Ornithologie, Kunst, Literatur, Musik und Verhaltensbiologie tummeln, um die Kunst der Vögel und die Vögel in der Kunst zu erkunden. Von der Sprache im Gesang der Nachtigall bis zur Ornithopoetik (ein Begriff vom Künstler Georg Jappe, den Glücksmoment einer Vogelbeobachtung festzuhalten und in Wort, Bild oder Klang zu gestalten) deutscher Gegenwartslyrik — dieses Buch steckt voller interessanter Fakten und spannender Gedankenspiele.

[caption id="attachment_128426" align="alignright" width="220"] »Avifauna aesthetica«; Cover: Wallstein Verlag[/caption]

Wer sich fragt, warum man sich an einen wissenschaftlichen Essay über die Vogelgeräusche in Hitchcocks »The Birds« heranwagen sollte, stellt die falschen Fragen. Dieses Buch ist vielleicht ein Fachbuch, aber vor allem birgt es die wunderbarsten Überraschungen. Die Frage sollte also lauten: Will ich wirklich wissen, was ein Mixturtrautonium ist? Ja, unbedingt! Mehr auch über die »Entwicklung der Bestände von Wiesenlimikolen im Biosphärenreservat Elbtalaue«, nicht nur, weil es wichtig ist, sondern auch, weil »Wiesenlimikole« das schönste Wort aller Neuerscheinungen in diesem Frühjahr ist. Voller Leidenschaft erzählt Autor und Übersetzer Norbert Hummelt von Vögeln in Gedichten Seamus Heaneys und Peter Huchels. Michael Eggers sucht nach einer Erklärung für das immense Aufkommen von Vogelprosa in der Gegenwartsliteratur, gerade jetzt, da viele Arten vom Aussterben bedroht sind. Dass die Betrachtungen in Literatur, Musik und Sprache in dieses Gebiet trauriger Dringlichkeit münden, unterstreicht die Relevanz der versammelten Beiträge.

Die Literaturwissenschaftlerin und Herausgeberin Tanja van Hoorn erweitert mit »Avifauna aesthetica« das Bewusstsein dafür, wie bedeutsam der Einfluss von Vögeln auf unsere Kultur ist, und macht einmal mehr deutlich, wie bitter ihr zunehmendes, menschengemachtes Verschwinden ist.


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