Vier Leipziger Stadträtinnen folgten vergangenen Freitag der Einladung von Schülerinnen der Louise-Otto-Peters-Schule, die gemeinsam mit ihrer Lehrerin Franziska Deutschmann und der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. die Podiumsdiskussion »Frauen in der Stadtpolitik« in der Stadtbibliothek organisiert hatten. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Themenjahres »Leipzig – Freiraum für Bildung« statt, das in den Worten der Kulturbürgermeisterin »erprobt, wie Kultur mit und nach der Pandemie aussehen kann«.
Von 23 weiblichen Stadträtinnen, was eine Quote von 33 Prozent bedeutet, waren Beate Ehms (Die Linke), Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen), Christina März (SPD) und Jessica Heller (CDU) auf dem Podium zu Gast. Zwischen ihnen saß Nora Hecht, Schülerin der 12. Klasse an der Louise-Otto-Peters-Schule. Sie leitete die Diskussion, indem sie den Politikerinnen Fragen zu Gleichstellungsstrategien und persönlicher Erfahrungen mit Sexismus im Wahlkampf stellte. Auf letzteres erwiderte Christina März als erstes »wieviel Zeit haben wir?«. Auch mit ihren unterschiedlichen politischen Zugehörigkeiten teilten die vier Frauen die Erfahrung, dass sie oft auf eine andere Weise bewertet werden als männliche Kollegen. Jessica Heller berichtete beispielsweise, dass sie während ihrer Schwangerschaft extremem Bodyshaming auf Facebook ausgesetzt war. »Es war richtig schlimm für mich, auch als Feministin, dass das von einer Frau kam«.
Auch die Frage nach Vereinbarkeit von Politik und Familie wurde viel diskutiert. Jessica Heller war mit ihrem Baby gekommen und verlies zwischenzeitlich kurz den Saal verlassen, als es weinte. Dadurch wurde ein kleiner Einblick in die Schwierigkeiten gewährt, die mit fehlenden Betreuungsmöglichkeiten einhergehen. Dem Wunsch nach Kinderbetreuung im Neuen Rathaus wurde laut Katharina Krefft oft im Sinne von »naja, dann kann man sich dann halt nicht in den Stadtrat wählen lassen« begegnet und auch die Möglichkeit für hybride Stadtratssitzungen ist umkämpft, obwohl sie Eltern – und in vielen Fällen eben besonders Müttern – die Arbeit erleichtern würden. »Es ist halt unmöglich, in einer Präsenzsitzung das Kind stummzuschalten«, so Jessica Heller.
Ein zentrales Anliegen war den Politikerinnen auch die politische Partizipation der Schülerinnen. Beate Ehms appellierte: »Sachen, mit denen ihr nicht einverstanden seid in eurem Leben – versucht, die zu ändern!« und Katharina Kreffts abschließender Aufruf war »Bildet Banden!«. Politisches Interesse war für die Schülerinnen ein zentraler Grund, die Veranstaltung mit zu organisieren. »Wir von der Louise-Otto-Peters-Schule haben uns den Feminismus ja ins Schulprogramm geschrieben«, bestärkte die Lehrerin Franziska Deutschmann mit Blick auf den Namen der Schule das besondere Interesse an Geschlechterpolitik. Die Leipziger Feministin Louise Otto-Peters setzte sich im 19. Jahrhundert unter anderem für das Frauenwahlrecht ein, also für ein Minimum an politischer Partizipationsmöglichkeiten für Frauen. Bei der heutigen Frauenquote von 33 Prozent im Stadtrat war »da ist noch Luft nach oben!« Konsens auf der Podiumsdiskussion, deren Organisatorinnen Louise Otto-Peters ihren Namen gibt.
Titelfoto: Loïse Schlegel