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Konzertkritik

Begeistertes Publikum beim Bachfest 2022

Eröffnungskonzert des Bachfestes in der Leipziger Thomaskirche

  Begeistertes Publikum beim Bachfest 2022 | Eröffnungskonzert des Bachfestes in der Leipziger Thomaskirche

Erstmalig erklang die Musik zur Eröffnung des Bachfestes am 9. Juni unter der Leitung von Andreas Reize, der seit 2021 achtzehnter Nachfolger Bachs als Thomaskantor ist. Traditionsgemäß gestalteten der Thomanerchor und das Gewandhausorchester dieses bewegende Konzert in der wohl ausverkauften Kirche. Eine dorische Orgeltoccata von Johann Sebastian Bach eröffnete das langersehnte Ereignis. Interpretiert wurde sie von Thomaskantor Johannes Lang. Deren zutiefst komplexe Fuge arbeitete sich konsequent kontrapunktisch und chromatisch dem mächtigen Schlussakkord entgegen. Ein herrlicher Einstieg in ein Programm, welches Werke von Vater Bach und seinem Sohn, Carl Philipp Emanuel, präsentierte. Ein musikalischer Höhepunkt war unter anderem die wunderschöne Altarie des Oratoriums »Lobet Gott in seinen Reichen«, gesungen von Susanne Langner. In diesem Werk entfaltete auch der Thomanerchor sein Maximum an Klangfarben. Perfekt verstand es hier der Cembalist, begleitend und führend zu wirken. Die Mitglieder des Gewandhausorchesters boten den Solisten während des gesamten Konzerts eine stimmige musikalische Begleitung. Bürgermeister Burkhard Jung, die neue Bachgesellschaft und Bachfestintendant Michael Maul richteten Begrüßungsworte an das begeisterte Publikum.

Am späten Abend nach dem Eröffnungskonzert fand die Bach-Lounge im Schumannhaus statt. So richtig wollte eine loungige Atmosphäre im mager bestuhlten Salon aber nicht zustande kommen. Im schummrig farbigen Scheinwerferlicht legte Soundkünstler Henning Specht am DJ-Pult auf. Seine Kunst blieb allerdings eher im Hintergrund und diente der Untermalung – allenfalls einer ungezwungeneren Stimmung, als sie im Konzertsaal üblich wäre. Angekündigt war, dass Solisten des Bachfestes gemeinsam mit dem DJ durch den Abend jammen würden. Die Violinistin Lina Tur Bonet und die Pianistin Olga Pashchenko musizierten schließlich die Violinsonate von Robert Schumann und eine Bearbeitung Robert Schumanns von der Bach-Chaconne für Violine und Klavier. Zweifelsohne war das eine exzellente Darbietung. Nur mit Jammen hatte das Ganze wenig zu tun. Gemeinsames Improvisieren, wie es auf einer Jamsession üblich ist: Fehlanzeige.

Monteverdiechor Renato Mangolin
Monteverdi Choir. Foto: Renato Mangolin

Ein absoluter Höhepunkt war das Konzert vom am folgenden Freitag, in der Nikolaikirche. Dort musizierten unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner der Monteverdi Chor und die English Baroque Soloists. Das Konzert lief unter dem Namen »Bachs Wurzeln: II. Musikalische Exequien«. Bewegende Werke der Komponisten Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz zum Thema Tod und Sterben standen im Mittelpunkt des Abends. In einer Motette von Johann Hermann Schein »Da Jakob vollendet hatte« verzauberte der Chor mit hinreißender Dynamik. Sein Pianissimo wurde Ton gewordene Stille. Es war ein Ereignis der besonderen Art, einen Chor wie ein Instrument zu erleben, so stimmig, war die Klangästhetik. Dasselbe Timbre dieser leisen, aber kraftvollen Zärtlichkeit gelang dem Ensemble noch einmal zum Schluss des Konzertes in der Zugabe »Es ist nun aus« von Johann Christoph Bach. Das titelgebende Werk »Musikalische Exequien« von Heinrich Schütz war tondramaturgisch herausragend in dem Programm. Die 27-teilige, doppelchörige Begräbnismusik hatte der Komponist für die Beisetzung des Grafen Heinrich von Reuß-Gera erschaffen. Das Publikum feierte den Chor und seinen Dirigenten gebührend.

 


Das Bachfest läuft noch bis zum 19. Juni 2022. Weitere Infos und Konzerttermine finden Sie hier

Titelfoto: Thomanerchor beim Eröffnungskonzert. Copyright: Jens Schlüter. 

 


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