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Stadtleben

Wenn Teddy sich den Arm bricht

Im Teddy-Krankenhaus werden Kinder mit Arztbesuchen vertraut gemacht

  Wenn Teddy sich den Arm bricht | Im Teddy-Krankenhaus werden Kinder mit Arztbesuchen vertraut gemacht

Krankenhäuser sind aus Kindersicht groß, voller seltsamer Apparate und erstaunlich gekleideter Menschen. Eine ärztliche Untersuchung bedeutet für kleine Patientinnen und Patienten oft, dass eine fremde Person ihnen ungewohnt nahe kommt. Für Kinder kann das schnell überfordernd sein. Das »Teddybär-Krankenhaus« der Universität Leipzig soll helfen, Kinder auf die Behandlung vorzubereiten und Ängste zu nehmen.

Ich frage meinen fast fünfjährigen Sohn, ob er mit mir zum Teddybär-Krankenhaus fahren möchte. Er ist sofort dabei, sein kleinster Teddy ist krank, wir wissen noch nicht, was ihm genau fehlt. Nachdem wir einige lange Gänge entlanggewandert sind, wendet sich eine freundliche Studentin im weißen Kittel direkt an meinen noch zögerlichen Sohn. Sie lädt ihn und Teddy an ihren Tisch zur Voruntersuchung. Sofort ist er mittendrin: Gemeinsam hören sie mit dem Stethoskop das Teddyherz ab, untersuchen die Ohren, die Zunge, tasten sich heran. Bald steht fest: Teddy hat sich den Arm gebrochen, er bekommt eine Überweisung zum Röntgen. Vor uns sind noch andere an der Reihe: eine Fledermaus mit gebrochenem Flügel, ein krankes Einhorn, ein Elch mit unklaren Symptomen. Wir warten – wie im echten Krankenhaus.

Das Projekt »Teddybärkrankenhaus« läuft das ganze Jahr über. Studierende unterschiedlicher, meist medizinischer Fachrichtungen besuchen für das Projekt jedes Semester ehrenamtlich über 70 Kindertagesstätten, zeigen dort spielerisch an Kuscheltieren Untersuchungsvorgänge und Instrumente, beantworten Fragen, erklären den Körper.

Das Interesse der Kitas, am Projekt teilzunehmen, sei sehr groß und die Warteliste lang, berichtet Nora Hegewald. Die Studentin der Humanmedizin ist Mitorganisatorin des jährlichen Sommerfestes des Teddy-Krankenhauses in der Medizinischen Fakultät, das durch einen öffentlichen Termin allen Kindern dieses Erlebnis ermöglicht. Das Projekt wird von unterschiedlichen Sponsoren getragen, Material kommt beispielsweise aus der Uniklinik oder von Apotheken. Bäckereien sorgen für die Verpflegung der Ehrenamtlichen während des Festes.

Das Warten hat sich gelohnt, endlich halten wir einen Schwarzweißdruck vom Teddy in der Hand, auf dem deutlich der gebrochene Arm zu sehen ist. Unsere Ärztin, die uns im Trubel wiedergefunden hat, schient zusammen mit dem Teddy-Papa den kleinen Arm. Dann entlässt sie die beiden mit einem Rezept für die Teddy-Apotheke. Studierende der Pharmazie packen hier kleine Geschenke in Papiertütchen, vor dem Eingang wird der kleine Teddy noch schnell gegen Masern geimpft. Dann geht es weiter in den OP.

Die Kinder, die hier schon fünf oder sechs Stationen (bei jeder Station gibt es einen Stempel!) inklusive Wartezeiten hinter sich haben und eigentlich müde sein sollten, sind sofort wieder voll dabei: Pauli, der Bär, hatte einen Fahrradunfall und liegt schon auf dem Operationstisch. Die Kinder dürfen OP-Hauben aufsetzen und mithelfen. Pauli wird mit einem Gute-Nacht-Lied und etwas »Schlafmilch« in die Narkose geschickt, dann kümmern die kleinen Besucherinnen und Besucher sich unter Anleitung der geduldigen Teddy-Chirurginnen um das gebrochene Bein. Begeistert stehen acht Kinder am OP-Tisch und werkeln mit Pinzetten und Tupfern am Patienten.

An unserer letzten Station draußen vor der Tür wird das Geheimnis gelüftet, wie ein Krankenwagen von innen aussieht. Eine Frage, die meinen Sohn schon lange umtreibt, und ich bin doch froh, dass er es auf diese Weise erfährt. »Können wir mal wieder ins Teddy-Krankenhaus?«, fragt er auf dem Heimweg. Das Ziel der engagierten Studierenden, den Kindern die Welt der Medizin spielerisch und auf Augenhöhe näherzubringen, scheint in unserem Fall also erreicht.


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