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Stadtleben

Quatschen und Hüpfen

Mentoringprogramm unterstützt benachteiligte Jugendliche

  Quatschen und Hüpfen | Mentoringprogramm unterstützt benachteiligte Jugendliche

Studierende unterstützen benachteiligte Jugendliche im Mentoring-Programm Rock Your Life.

Mit einem besseren Abschluss als die eigenen Eltern ins Berufsleben starten – das ist in Deutschland vergleichsweise schwer. Entscheidend für den Erfolg ist vor allem die familiäre Unterstützung: Was hier fehlt, kann das Schulsystem kaum ausgleichen. Gerecht ist das nicht. Studierende in über vierzig deutschen Universitätsstädten sorgen deshalb mit eigenem Engagement für mehr
Bildungsgerechtigkeit. Im Mentoring-Programm Rock Your Life stehen sie benachteiligten Jugendlichen in ihrem letzten Schuljahr zur Seite, um so deren Chancen nachhaltig zu verbessern. Ins Leben gerufen wurde das Programm im Jahr 2008 von Studierenden in München, in Leipzig feierte Rock Your Life in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. An jeder Leipziger Hochschule gibt es entsprechende AGs, Jugendliche aller Haupt- und Realschulen können als Mentee teilnehmen. »Das grundsätzliche Ziel ist es, Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und die Jugendlichen stark zu machen, wie auch immer das dann aussieht«, sagt Tanja  Sternberg, die seit vier Jahren dabei ist, zunächst als Mentorin, dann als Koordinatorin. Eine Person, die schon mehr Kenntnisse gesammelt, sich aber noch nicht allzu weit von der Lebenswelt der Jugendlichen entfernt hat – so jemand könne eine wertvolle Stütze sein, berichtet sie. »Ob das heißt: Ich brauche jemanden, bei dem ich mein Herz ausschütten kann, der mir zuhört, oder: Ich brauche jemanden, der schon mal mehrere Bewerbungen geschrieben hat, das ist total individuell«, sagt die werdende Lehrerin. Man ver-
stehe sich nicht als kostenloser Nachhilfeverein, sondern wolle vor allem Sicherheit geben, die Hürden senken, neue Perspektiven eröffnen.

Wer als Schülerin oder Schüler mitmachen möchte, bekommt eine Mentorin oder einen Mentor ganz für sich allein. Ein Mentoring-Paar trifft sich etwa ein- bis zweimal im Monat und hält auch zwischendurch Kontakt. Im Laufe des Jahres kommt die ganze Gruppe zu Workshops, Ausbildungsmessen, Besichtigungen zusammen. Sie haben aber auch mal nur Spaß, etwa beim Kanufahren oder im Jump House. Für die Jugendlichen werden solche Aktivitäten vom Verein finanziert. Eine durch das Ifo-Institut durchgeführte Studie
von 2021 bestätigt die Wirksamkeit des Programms. Gerade Jugendliche aus stark benachteiligten Verhältnissen profitieren demnach »erheblich« von der Teilnahme. Nicht nur verbesserten sich Notendurchschnitt und Arbeitsmarktchancen, es stieg auch die  Lebenszufriedenheit der untersuchten Schülerinnen und Schüler. Mit ihrer eigenen Mentee, mit der sie oft »einfach super viel gequatscht und Eis gegessen« hat, hält Tanja Sternberg bis heute Kontakt: »Nachdem man ein Jahr lang so intensiv miteinander verbracht hat, bleibt das bestehen.«

■ https://rockyourlife.de

FOTO: ROCK YOUR LIFE


Dieser Text erschien ursprünglich im kreuzer-Sonderheft uboot, das der kreuzer-Ausgabe im Oktober 2022 beiliegt.


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