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Stadtleben

Hahn auf – Wasser marsch?

Leipzig muss sein Wassermanagement auf die Zukunft vorbereiten

  Hahn auf – Wasser marsch? | Leipzig muss sein Wassermanagement auf die Zukunft vorbereiten

Wir drehen den Hahn auf und Wasser fließt. Das ist normal, im Bad, in der Küche und im Garten sind wir es gewohnt, dass Wasser immer da ist und wir es sogar trinken können. Meist kommt das Wasser dafür aus den Grundwasserbeständen – so auch in Leipzig, wo drei Wasserwerke in Canitz, Thallwitz und Naunhof dafür sorgen, dass in der Stadt das Wasser fließt. Fast 100.000 Kubikmeter werden täglich verbraucht, das macht pro Person etwa 100 Liter pro Tag. Damit ist Leipzig noch sparsam, der Bundesdurchschnitt liegt bei 127 Litern. Doch auch in Leipzig machen sich die trockenen Jahre, vor allem 2018 und 2020 bemerkbar, das Grundwasser bildet sich nicht mehr so schnell nach wie bisher. Trotzdem: ein Grund zur Sorge besteht nicht, versichern die Wasserwerke der Stadt. Im Muldetal seien ausreichend Ressourcen für die Region Leipzig vorhanden, wenngleich die vergleichsweise trockenen Winter der letzten Jahre die Grundwasserbestände nicht komplett wieder auffüllen konnten.

Auch das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie weist in seinem Jahresbericht von 2021 darauf hin, dass das Niederschlagsdefizit der trockenen Monate auch durch das recht regenreiche Jahr 2021 nicht ausgeglichen werden konnte und sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Selbst ein regenreicher Winter könne die zunehmend trockenen Sommermonate nicht mehr ausgleichen. Auch wenn für die Trinkwasserversorgung keine Gefahr besteht, die Trockenheit ist im Stadtbild deutlich sichtbar. Braune Parks ohne Gras und morsche Bäume sind die Folge von heißen Sommermonaten ohne viel Regen. Doch nicht nur wenig Wasser ist ein Problem. In den vergangenen Jahren haben auch Starkregenfälle deutlich zugenommen. Prognostiziert ist, dass sich Trockenheit und Starkregen in Zukunft verstärken werden. Das wiederum erhöht die Gefahr für Dürren und Überschwemmungen. Gerade in einer Stadt wie Leipzig, die wächst und in der für zusätzlichen Wohn- und Nutzraum mehr Flächen versiegelt werden, kann Wasser nicht mehr so leicht abfließen und versickern, die herkömmliche Kanalisation ist von solchen Wassermassen überfordert.

Doch die Stadt rüstet sich für genau diese Ereignisse: Leipzig soll eine Schwammstadt werden. Der Ausdruck bezeichnet eine Methode, den Wasserkreislauf möglichst effizient zu nutzen – die Stadt soll Wasser wie ein Schwamm aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben können. Zum Beispiel werden durch zusätzliche Grünflächen Versickerungsmöglichkeiten geschaffen und Regenwasser so effizient genutzt. Bei der Stadtplanung wird zum Beispiel darauf geachtet, sogenannte Baumrigolen zu bauen. Diese sind ähnlich wie kleine Wannen, die mit Schotter, Kies und Bodensubstrat gefüllt sind und Wasser für heiße Tage speichern und Bäume nachhaltig mit Feuchtigkeit versorgen können. Varianten davon gibt es bereits in der Kasseler Straße. Ein weiterer Schwerpunkt der sogenannten blau-grünen Infrastruktur sind begrünte Dächer. Sie nehmen nicht nur Wasser auf, sondern kühlen auch die Umgebung. Gerade in den heißen Sommern, die in Zukunft noch zu erwarten sind, ein wichtiger Faktor, um Trockenheit und Hitze entgegenzuwirken. Diese Maßnahmen in die bestehende Infrastruktur zu integrieren ist aufwendig, aber möglich.
Von Vornherein mitgedacht wird die blau-grüne Infrastruktur beim geplanten Quartier Leipzig 416 auf dem Gelände des ehemaligen Eutritzscher Verladebahnhofs. Das komplette Regenwasser soll im Stadtviertel gehalten und zur Gebäudekühlung und Bewässerung genutzt werden. Begleitet wird das Bauvorhaben durch ein Forschungsteam des UFZ. Ein Termin für den Baubeginn des Großprojekts steht allerdings noch nicht fest.

Also alles gut mit dem Wasser? Vorhanden ist es, aber das ist kein Grund, sorglos mit der Ressource umzugehen. Als Einzelperson ist es schwer, Wasser zu sparen, vor allem, wenn der Durchschnitt wie in Leipzig sowieso schon sehr sparsam ist. Trotzdem empfehlen die Wasserwerke gerade in Trockenzeiten sorgsam mit dem Trinkwasser umzugehen und zum Beispiel auf Bewässerung des Gartens zu verzichten. Wichtig sei außerdem, sorgsam mit dem Abwasser umzugehen, um die Reinigung nicht unnötig aufwendig zu machen. Medikamente und Müll sollten über den Hausmüll statt über die Toilette entsorgt werde und auf umweltfreundliche Putzmittel geachtet werden. Das gereinigte Wasser wird schlussendlich wieder in den Wasserkreislauf zurückgegeben.

Wer noch mehr tun möchte, kann sich über den sogenannten virtuellen Wasserverbrauch informieren. Dabei wird auch Wasser mit eingerechnet, das zum Beispiel bei der Produktion von Kleidungsstücken oder Nahrungsmitteln verbraucht wird. Hier kann zum Beispiel Wasser gespart werden, wenn man viel regional und saisonal einkauft. Denn in Deutschland haben wir immer noch mehr von der Ressource Wasser als in vielen anderen Teilen der Welt.

Grafik: Julia Kluge


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