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Kultur

Hausregisseurin Claudia Bauer beendet Engagement am Schauspiel

Nach Hausverbot: Regisseurin solidarisiert sich mit Schauspielerinnen

  Hausregisseurin Claudia Bauer beendet Engagement am Schauspiel | Nach Hausverbot: Regisseurin solidarisiert sich mit Schauspielerinnen

»Theater muss lebendig sein, und Theater muss Kritik aushalten, auch hinter den Kulissen«: Claudia Bauer hat ihr Engagement als Hausregisseurin am Schauspiel Leipzig aufgegeben, wie sie dem MDR gestern bekanntgab. Das hätte sie Intendant Enrico Lübbe am Montag mitgeteilt, heißt es im Bericht. Sie könne die gegen Julia Preuß und Katharina Schmidt verhängten Hausverbote nicht mittragen, über die der kreuzer zuerst berichtete. »Als Hausregisseurin fühle ich mich verantwortlich, vor allem für die Schauspieler*innen, die ich ja zum Teil mit ans Haus geholt habe. Und ich kann vor diesen Menschen dieses Hausverbot nicht rechtfertigen. Und wenn ich das nicht kann, dann kann ich an diesem Haus keine Hausregisseurin sein.«

Hintergrund ist, dass Intendant Lübbe die Verträge der Schauspielerinnen Preuß und Schmidt nicht verlängert hatte und sie daraufhin eine offene Belegschaftsversammlung einforderten – das fasste Lübbe als Gefährdung des Hausfriedens auf. Bauer hält beide für »exzeptionell gute« Künstlerinnen. »Deswegen müssen wir auch nicht weiter über den Nichtverlängerungsgrund spekulieren. Der liegt auf keinen Fall in ihren schauspielerischen Leistungen«, teilte Bauer dem MDR mit. Ihre beiden mit Preuß besetzten Inszenierungen »Meister und Margarita« und »Die Rättin« dürfen nicht in ihrer Regie und nicht ohne Preuß gezeigt werden, so Bauer. Sie habe lange versucht, zu vermitteln, aber das sei gescheitert. Darum suche sie nun die Öffentlichkeit, sagt sie.

Schon vor Corona – die Pandemie machte Enrico Lübbe auch dem kreuzer gegenüber für mangelnde Kommunikation am Haus verantwortlich – hätte es am Schauspiel Probleme gegeben. »Die Abkapselung und Entfremdung der Leitung von der Basis, also von den Mitarbeitenden der Gewerke und des Ensembles, das hat schon weit vor Corona begonnen. Und das war eindeutig ein schleichender Prozess. Ich habe hier im Theater auch den Eindruck gehabt, dass es immer weniger Orte gibt, an denen man sich treffen oder sich austauschen kann«, sagt Bauer im MDR-Interview.

Mittlerweile weitet sich der Kreis jener, die sich mit Preuß und Schmidt solidarisieren, aus. So ruft der Verein Ensemble Netzwerk dazu auf, Protestnoten an die Intendanz zu schicken. Im vorbereiteten Formbrief wird die Aufhebung der Hausverbote und Nichtverlängerungen gefordert. Ein Solidaritätsschreiben des Ensemble Bündnis Berlin haben 146 Bühnenbeschäftigte – von der Technik bis zur Dramaturgie – aus ganz Deutschland unterzeichnet. Darunter befindet sich Schauspieler Eidin Jalali, der bis vergangene Spielzeit am Schauspiel Leipzig engagiert war. Mehr Stimmen von ehemaligen Beschäftigten sind im nächsten kreuzer zu lesen, der Ende Dezember erscheint.

Foto: Rolf Arnold, Schauspiel Leipzig


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