»Das Schauspiel Leipzig nimmt mit sofortiger Wirkung die Hausverbote von Julia Preuß und Katharina Schmidt zurück. Beide Ensemblemitglieder haben damit die Möglichkeit, alle bereits erarbeiteten Rollen weiter zu spielen.« Mit knapper Pressemitteilung hob das Theater am Donnerstag die Hausverbote für beide Schauspielerinnen auf. Die Hausverbote waren zum 18. November wegen Störung des Betriebsfriedens verhängt worden. Preuß und Schmidt hatten sich gegen die Nichtverlängerung ihrer Verträge gewehrt und in einem offenen Brief eine Belegschaftsversammlung eingefordert, wie der kreuzer als erstes Medium berichtete.
Intendant Enrico Lübbe sieht in der Rücknahme einen Anfang. »Ich hoffe, dass wir mit diesem Schritt und in weiteren, bereits für die kommenden Tage und Wochen angekündigten Gesprächen in unterschiedlichenFormaten aufeinander zugehen und in einen konstruktiven Dialog treten werden.« In der Pressemitteilung hieß es ferner, dass Preuß und Schmidt bereits am 7. Dezember angeboten wurde, »ausgewählte Vorstellungen am Haus weiterzuspielen.« Das hätten sie abgelehnt.
In einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung freuen sich beide Schauspielerinnen über die Aufhebung der Hausverbote. Sie beinhaltet aber auch eine Klarstellung. So sei das unterbreitete Angebot mit einem Abwicklungsvertrag verbunden gewesen. »Die Aufhebung des Hausverbots hätte mit Abschluss des Abwicklungsvertrages auf Proben- und Vorstellungszeiten beschränkt werden sollen.« Mit dem Vertrag hätten beide in das Auslaufen der Beschäftigungsverhältnisse eingewilligt und auf Rechtsmittel verzichtet.
Das Schreiben der beiden enthält auch einen Hinweis darauf, warum am Haus so plötzlich ein Sinneswandel erfolgt sein könnte: »Nach mehreren Wochen der erfolglosen Versuche, Herrn Lübbe und die Betriebsleitung des Schauspiel Leipzig außergerichtlich dazu zu bewegen, die ›Widerrufliche Freistellung‹ mit Hausverbot zurückzuziehen, erfolgte am Morgen des 20.12.2022 die Ladung vors Arbeitsgericht Leipzig, um Ende Dezember per Eilverfahren einen Erlass der ›widerruflichen Freistellung‹ zu erstreiten.« Der juristischen Entscheidung ist das Theater nun zuvorgekommen.
Beide Schauspielerinnen unterstreichen ihre Gesprächsbereitschaft und seien wie Enrico Lübbe an einer »produktiven und angenehmen Arbeitsatmosphäre« interessiert. Sie fordern aber von der Theaterleitung »eine Entschuldigung, die zeigt, dass die sofortige Rücknahme der Hausverbote keine rein taktische Entscheidung ist, sondern ein ehrliches Einsehen der gemachten Fehler beinhaltet.«