anzeige
anzeige
Kinder & Familie

Wo alle zusammen spielen konnten

Dem seit Jahren kostenlos zugänglichen Play together-Spielplatz droht das Aus

  Wo alle zusammen spielen konnten | Dem seit Jahren kostenlos zugänglichen Play together-Spielplatz droht das Aus

Bunte Matten, Rutschen und Klettertürme bieten Kindern die Möglichkeit, sich einfach auszutoben, auch im Winter. Allerdings kann sich nicht jeder den Besuch eines Indoor-Spielplatzes leisten. Das Play together ist daher einzigartig in Leipzig. Es bietet zum einen kostenlose Spielflächen und zum anderen auch pädagogische Angebote. Dadurch schafft das soziokulturelle Projekt einen Ort des Austauschs für jede und jeden. An vier Vormittagen und drei Nachmittagen pro Woche können Bildungsgruppen und Familien das Angebot der Initiative wahrnehmen. Play together hat sich nach sechsjährigem Bestehen etabliert. Projektleiter und Sozialpädagoge Lutz Schumann macht daher bewusst keine Werbung dafür, denn die Nachfrage ist groß: »Sonntags stehen die Menschen mitunter bei Wind und Wetter eine Stunde an, um das Angebot zu nutzen. Dabei sind so viele verschiedene Menschen gleichzeitig vor Ort – was deutlich macht, dass wir wirklich einen Querschnitt unserer vielfältigen Gesellschaft vor Ort haben und nicht nur einen kleinen Ausschnitt.«Szenen aus dem Play Together
Damit soll jedoch in wenigen Wochen Schluss sein. Die benötigten jährlichen Gelder zur Deckung der Betriebsausgaben in Höhe von 220.000 Euro können in Zukunft nicht mehr bezahlt werden, da 95 Prozent davon bisher durch Fördergelder abgedeckt wurden, die 2023 fehlen werden. Von 2016 bis 2019 lief die Projektförderung über das Bundesprogramm »Demokratie leben!« des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA), kofinanziert über das Programm »Weltoffenes Sachsen« vom Sächsischen Ministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS). Von 2020 bis 2022 war das Projekt dann im Landesprogramm Integrative Maßnahmen I des SMS eingegliedert, welches über die Sächsische Aufbaubank (SAB) Fördergelder erhielt. Ab Januar sei dies jedoch nicht mehr möglich, so Schumann. Es gebe einfach zu viele Anfragen und zu wenig Mittel. Der Pädagoge betont aber: »Uns ist wichtig zu sagen, dass wir über die bisherige Zusammenarbeit mit dem Ministerium und der SAB dankbar und zufrieden sind. Diesen Institutionen die Schuld zuzuschieben, wäre zum einen zu kurzsichtig und außerdem unfair und undankbar. Wir wollen auf Missstände aufmerksam machen, aber nicht mit dem Finger auf irgendwen zeigen.«

Bis Ende Februar kann das Play together in einer Art Notbetrieb aufrechterhalten werden. »Danach wird es schwer für das Projekt, sollte sich bis dahin keine alternative Finanzierungsmöglichkeit eröffnen«, so Schumann. Derzeit läuft eine Online-Petition, die auf die Bedeutung des Projekts als soziokulturelles Angebot für Familien hinweist: »Letztlich geht es uns auch darum, darauf aufmerksam zu machen, dass der Bedarf an kostenfreien sozialen Angeboten für alle in Zeiten wie diesen essenziell ist.« Entlastende Hilfe entgegen der Inflation, die Unterstützung von Alleinerziehenden und ein stabiler Treffpunkt interkulturellen Austauschs ergeben Faktoren, die soziokulturelle Angebote wie diese besonders gesellschaftsrelevant machen. Darüber hinaus wollen die Projektmitarbeitenden, die mit 3,5 Stellen das pädagogische Repertoire des Play together absichern, mit der Petition auch zeigen, wie viele Menschen bereits das Angebot kennen und nutzen.
Wie genau es 2023 für das Play together weitergeht, ist ungewiss. Es laufen derzeit Gespräche mit verschiedenen Ämtern und Institutionen, vor allem auf Kommunalebene. Auch Crowdfunding schließt Schumann nicht aus. Spenden seien derzeit eine Möglichkeit, um die kritische Phase zu überstehen. Langfristig brauche es aber eine stabile Gegenfinanzierung. Die nächsten Wochen werden hart für das Team des Play together, dennoch bleibe man beim Credo »Proaktiv und konstruktiv«. Bis zum Schluss. 

Update vom 17. Januar: laut der Website kann das Play Together den Betrieb dank zahlreicher Spenden voraussichtlich bis April aufrecht erhalten. 

> Play together, Puschstr. 9, 04103 Leipzig

> Informationen, auch zur Petition und zu Spenden: www.playtogether.onl


Titelfoto: Enrico Meyer.


Kommentieren


0 Kommentar(e)