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Kinder & Familie

Buddeln im Salz statt im Sand

In einer künstlichen Salzgrotte können Kinder spielen und ihre Atemwege stärken

  Buddeln im Salz statt im Sand | In einer künstlichen Salzgrotte können Kinder spielen und ihre Atemwege stärken

Seit September letzten Jahres gibt es den Babybeach in Leipzig: eine Salzgrotte mit Spielmöglichkeiten sowie einem angrenzenden Café für Familien mit Kindern. Marko Schädlich hatte die Idee zu dem Geschäftskonzept bei einem Besuch ein Jahr zuvor in Halle (Saale) für sich entdeckt. Das Prinzip: mehrere Zentimeter hohe Salzschichten im Raum verteilt. Dadurch entsteht eine besonders hohe Salinekonzentration in der Luft, die wiederum die Atemwege stärkt. »Bei chronischen Atemwegserkrankungen kann die Salzluft die Symptome lindern, wodurch eine Medikamentenreduzierung herbeigeführt werden kann«, erklärt Geschäftsführer Schädlich.
Aber auch bei nicht-chronischen Atemwegserkrankungen wie einer Erkältung soll das Salineluftbad helfen, um beispielsweise Virusinfektionen entgegenzutreten – stark Erkrankten hingegen werde vom Besuch abgeraten, insbesondere bei Fiebersymptomen.

Dass Salzgrotten speziell auch auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind, ist neu. Und das Geschäftskonzept scheint damit eine Marktlücke zu sein. Seit 2010 gibt es das Babybeach-Konzept in Deutschland, inzwischen mit bundesweit 21 Franchise-Filialen. Die meisten Standorte befinden sich in den neuen Bundesländern, die Zentrale sitzt in Frankfurt am Main.

Jedoch ist mit dem einmaligen Besuch im Babybeach kein Wunder zu erwarten: »Erkältungen können nicht vollständig verhindert werden, allerdings findet eine Stärkung des Immunsystems statt. Die Kinder werden weniger anfällig für Krankheiten und es kommt zu einer Abnahme wiederkehrender grippaler Symptome. Gleichzeitig ist Vorsorge wichtig, um die Atemwege auch langfristig zu stärken«, so Schädlich. Im besten Fall wirke die Salzluft bei regelmäßigen Besuchen.

Aber wie effektiv ist das Inhalieren tatsächlich? Laut einer Studie der Universität Harvard aus dem Jahr 2004 ergaben Untersuchungen, dass nach Salzinhalation die Aerosole einer Person, also die ausgeatmete Luft, weniger Viren übertragen als bei einer Person, die nicht inhaliert. Gleichzeitig wirkt laut dem Pneumologen Dr. Thomas Voshaar das Einatmen salzhaltiger Luft vorbeugend gegen Infekte, da der Selbstreinigungsprozess der Schleimhäute durch das Eindringen der Salzluft in die Schleimhaut angeregt wird. Das bedeutet, dass Inhalation zum einen Virenübertragungen reduziert und zwar durch einen physikalischen Trick: Das Salz verändert die Aerosole zu kleinen Tröpfchen, so dass sie aufgrund ihrer Schwerkraft weniger ausgeatmet werden. Darüber hinaus wird durch das Salz in den Atemwegen die Schleimhaut nicht nur feuchter, sondern startet zusätzlich ihren Selbstreinigungsprozess. Letzteres wird auch ohne Salzinhalation durch den Körper in Gang gesetzt, jedoch nur unter einer günstigen Bedingung: Feuchtigkeit. Und diese günstige Bedingung wird quasi mit Salzluft erzeugt.

In Zukunft möchte Schädlich das Angebot ausbauen, um beispielsweise auch Sportlerinnen und Sportler anzusprechen. Das Angebot richtet sich derzeit vor allem an Kinder im Alter von null bis drei, zum Teil auch bis sechs Jahren. Hin und wieder kommen auch Familien mit älteren Kindern zum Salzluftbad; zum Beispiel Geschwisterkinder, die sich mit Kopfhörern oder einem Buch beschäftigen. Für die Kleineren gibt es Spielzeug direkt im Salzraum. Seit wenigen Wochen findet mittwochs ein Erwachsenenabend statt, an dem sich Eltern ohne Kinder zum Entspannen im Salzraum aufhalten können. Abgerechnet wird in 45-Minuten-Einheiten. Für Kinder unter einem Jahr muss nichts gezahlt werden, bis zum 16. Lebensjahr kostet eine Dreiviertelstunde 5 Euro, für Erwachsene 12 Euro. Für mehrmalige Besuche können Rabattkarten gekauft werden. Gebucht wird online, bezahlt dort oder vor Ort. Für das Betreten des Salzbodens benötigen Besucher und Besucherinnen weiße Socken, um das weiße Salz durch Schweiß und Textilfarbe nicht zu verunreinigen und zu verfärben.

Die Sole für die besonders hohe Salzkonzentration in der Luft kommt aus Bad Kissingen und bildet eine medizinisch hergestellte Thermalsole. Die Konzentration mache dabei vor allem den Unterschied zum Inhalieren zu Hause: »Zum Vergleich: Der Salzgenerator im Salzraum versprüht 13 Prozent salzhaltige Luft, bei einem Inhalator sind es beispielsweise nur ein bis drei Prozent. Die intensive Salzluft dringt tief in die Atemwege ein, reinigt sie und wirkt schleimlösend«, erläutert Schädlich. Und im Sommer? Sei Vorsorge genauso wichtig. Vielleicht dann mit einem Kaffee nach dem Inhalieren im Salzraum auf der Dachterrasse des Babybeach.

> Babybeach, Grimmaische Str. 23, 04109 Leipzig, Mo–Sa 9–18, So 14–18 Uhr, www.babybeach-leipzig.de


Titelfoto: Nancy Glor.


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