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Kultur

»Emotionen machen immer den Unterschied«

Regisseur Damiano Michieletto über Leidenschaft und seine neue Opernproduktion

  »Emotionen machen immer den Unterschied« | Regisseur Damiano Michieletto über Leidenschaft und seine neue Opernproduktion

Vor neun Jahren inszenierte Damiano Michieletto das erste Mal an der Oper Leipzig und das erste Mal überhaupt in Deutschland. Damals sprach der gefeierte Regisseur mit dem kreuzer über den Teufel und das Geschichtenerzählen. Nun ist er zurück und zeigt Händel – die Premiere war am vergangenen Samstag. In deren Rahmen wollte Michieletto dem kreuzer erneut ein Interview geben. Das kam knapp nicht zustande, also holten wir es via Email nach.

Kreuzer: Nach neun Jahren haben Sie in Leipzig wieder eine Oper inszeniert. Wie hat es sich angefühlt, zurückzukommen?

MICHIELETTO: Ich arbeite gerne in Leipzig. Das Theater ist sehr effizient und dieses Jahr habe ich junge Leute als Teil des Regieteams kennengelernt: Sie waren sehr leidenschaftlich und kompetent. Die Sänger des Ensembles sind äußerst talentiert und ich bin froh, dass Tobias Wolff sich entschieden hat, eine Barockproduktion zu produzieren.
 

Sie sagten einmal, dass Sie einfache Botschaften in Opern mögen. Welche einfache Botschaft enthält aus Ihrer Sicht »Giulio Cesare in Egitto«?

»Giulio Cesare« beginnt mit der Ermordung von Pompeo und das ist die Vorahnung von Cäsars eigenem Tod, der unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Rom folgen wird. Wie alle römischen Kaiser weiß er, dass sein Leben ständig in Gefahr ist. Und diese Oper ist für mich eine Meditation über den Tod, aus einer anderen Perspektive.


Moderne Oper oder Barockoper: Wofür würden Sie sich entscheiden?

Die Melodien des Barock sind wie eine Droge: Sie treiben dich auf eine andere Ebene, die für mich eine spirituelle ist. Moderne Opern sind sehr unterschiedlich und komplexer. Ich habe das Glück und die Möglichkeit, auf beiden Ebenen zu arbeiten.
 

Sie arbeiten seit langer Zeit mit dem Bühnenbildner Paolo Fantin zusammen. Teamarbeit ist Ihr modus operandi?

Ja, ich genieße diese Zusammenarbeit sehr. Oper ist per Definition immer eine Teamarbeit!
 

Die Produktion ist eine Koproduktion dreier Opernhäuser. Ist das eine neue Art, Musiktheater zu produzieren? Auch in punkto Nachhaltigkeit?

Oper ist ein komplexes Geschäft, das nur von öffentlichen Geldern lebt. Daher ist es für das Theater sehr wichtig, zusammenzuarbeiten. Koproduktionsprojekte bieten die Möglichkeit, viel Geld zu sparen. Es verlängert auch die Lebensdauer einer Inszenierung und gibt einem breiteren Publikum die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Alles positive Fakten.
 

Viele Menschen sind der Oper gegenüber reserviert, denken, sie würden es nicht verstehen oder es könnte langweilig werden. Was würden Sie ihnen sagen?

Dazu kann ich nichts sagen, ich kann nur versuchen, eine gute Produktion abzuliefern: Ich bin mir sicher, wenn die Zuschauer wahre Emotionen finden, werden sie wiederkommen. Egal in welchem Stil die Oper realisiert wurde. Emotionen machen immer den Unterschied. Es ist wahr, dass Oper langweilig sein kann, besonders wenn sie nicht mit Leidenschaft und einem ausgereiften Konzept gemacht wird. Deshalb versuche ich, die Verantwortung meiner Arbeit nicht zu vergessen.


Titelfoto: Stefan Guindani.


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