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Neues aus der Klanggartenanlage

Das Leipziger Post-Rock-Quartett Fargo kommt mit seinem neuen, dritten Album ins UT

  Neues aus der Klanggartenanlage | Das Leipziger Post-Rock-Quartett Fargo kommt mit seinem neuen, dritten Album ins UT

Soundhalluzinationen und Stimmungsverstärker – Post-Rock könnte alles sein. Der Genrebegriff bezeichnet »Nach-Rock« und beschreibt damit weniger konkrete musikalische Eigenheiten, als dass er eine Bandbreite von klanglichen Möglichkeiten auffächert. Post-Rock-Stücke zerbrechen Zeit – nicht nur im schwelgerischen Hören und Versinken, sondern auch strukturell: Sie nehmen herkömmliche Popsonglängen nicht als Maßstab und erstrecken sich oftmals über 10, 15 oder gar 20 Minuten, zumeist ohne Gesang.

Der Faszination des Post-Rocks erlegen, veröffentlichten die vier Leipziger von Fargo 2013 ihre erste Platte. Die naheliegende Assoziation mit dem Bandnamen bestätigt Koni, Schlagzeuger der Band, im kreuzer-Gespräch: »Als wir überlegt haben, wie wir uns nennen, haben wir den Film ›Fargo‹ von den Coen-Brothers geschaut. Sie spielen damit, dass nicht viel Musik läuft. Wir waren davon überzeugt, dass während des Films unsere Musik im Hintergrund laufen könnte. Da haben wir uns gesagt: Wir nennen uns Fargo.« Die jüngste Veröffentlichung – »Geli« – widmen das Quartett der Künstlerin Angelika Zwarg, mit der die Band bis zu ihrem Tod 2018 befreundet war. Eines von Zwargs Bildern ziert nun das Albumcover, denn – so erläutert Koni – ihre Bilder würden eine ähnliche Wirkung hervorrufen wie Fargos Musik und seien Stimmungsverstärker: »Mit guter Laune kann man beim Konzert loslassen und die Glücksgefühle werden verstärkt. Wenn man sich nicht so gut fühlt, kann es einen total herunterziehen. Man kann die Bilder als lebensbejahend und motivierend interpretieren oder als düster bezeichnen. So oder so: Man verliert sich darin.« Den Anspruch, eine Konzeptplatte zu kreieren, negiert Koni jedoch. Die Entscheidung, die Platte der Künstlerin aus Zschopau zu widmen, sei im Nachhinein gefallen.

Das Spiel mit Träumereien und Deutungswünschen bewegt die Band schon länger: »Wir haben 2015 eine Tour gespielt und mit den Visuals während der Konzerte experimentiert. Einen Abend haben wir eher aufmunternde, kunstvoll aufgearbeitete Bilder gezeigt – Kinder, Pusteblumen – in Zeitlupe, eine schöne Welt suggeriert. Wir haben aber auch Konzerte gespielt, auf denen wir düstere, verstörende Bilder gezeigt haben – teilweise auch Kriegsbilder«, sagt Koni. Als besonders spannend empfand er es, danach mit den Konzertbesucherinnen und -besuchern zu sprechen: »Deren Stimmungen wurden durch die Bilder komplett manipuliert. Die Musik war eins zu eins dieselbe, aber die Stimmung reichte von ›Total happy‹ und ›Schön!‹ bis ›Total krass, ich muss das erst mal sacken lassen‹. Sie waren ergriffen, wussten gar nicht, was sie erzählen sollten. Daraufhin haben wir uns gefragt, wie viel Interpretationsspielraum man in Namen für Lieder steckt, die für uns keine Inhalte transportieren. Wir waren eher unkreativ und nahmen uns vor, uns erstmal an deutschen Städten abzuarbeiten.«

Diese Eigenart behalten sie seit ihrer ersten Veröffentlichung bei und blicken weiterhin gespannt auf unaufhörliche Deutungen, zu denen ihre Songs anregen: So berichtet Koni schmunzelnd von der ersten EP »Heimkehr«: »Wir haben uns damals gar nichts dabei gedacht. Der Titel in Kombination mit deutschen Städten, führte dazu, dass wir auf einem Naziblog für eine Nazi-Post-Rock-Band gehalten wurden. Die haben irgendetwas hineininterpretiert, das es gar nicht gibt. Wir haben die E-Mail-Adressen der Bestellungen bei Bandcamp gesehen und fanden die teilweise politisch schwierig. Gut, dass das jetzt verjährt ist, dann kann ich es sagen: Wir haben deren Geld behalten und keiner hat je eine Schallplatte von uns bekommen.«

Nun ist es an der Zeit, stickige Interpretationsräume zu lüften – ganz im Sinne von Susan Sontags »Against Interpretation«. Denn die nachweisliche Offenheit, die im Begriff Post-Rock mitschwingt, reizen Fargo nachdrücklich aus. Sie geben ihre Musik, insbesondere mit der vielseitigen, starken Platte »Geli« für persönliche Bilder und Träumereien frei. Post-Rock könnte alles sein und es lohnt, sich darauf einzulassen – zum Beispiel am 18. Mai im UT Connewitz. 

> am 18.5., 20 Uhr, UT Connewitz


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