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Kultur

Ideen zur Neugestaltung der Museumsecke veröffentlicht

Wettbewerb zeigt städtische Defizite im Verständnis von Kunst auf

  Ideen zur Neugestaltung der Museumsecke veröffentlicht | Wettbewerb zeigt städtische Defizite im Verständnis von Kunst auf

Den öffentlichen Raum durch Kunst verschönern – das war das Ziel eines Wettbewerbs für bildende Künstlerinnen und Künstler. Konkret ging es um die Gestaltung der Ecke des Stadtgeschichtlichen Museums. Die ausgewählten Einreichungen sind nun bis zum 11. August im Stadtbüro zu sehen.

Am 25. Juli eröffnete Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke die Präsentation zum Einladungswettbewerb um die Museumsecke am Stadtgeschichtlichen Museum. Sie wirkte sehr stolz und betonte, dass es sich dabei um den ersten »gesamtstädtischen Wettbewerb zu Kunst im öffentlichen Raum« handelt. Vorausgegangen war ein Beschluss des Beirates Kunst im öffentlichen Raum und am Bau im September 2022. Ziel war es, den öffentlichen Raum am Haus Böttchergäßchen mit Mitteln der Kunst neuzugestalten und zu beleben, denn er erscheine heute laut Wetttbewerbsausschreibung »wenig attraktiv und untergenutzt«. Der Wettbewerb richtete sich ausschließlich an bildende Künstlerinnen und Künstler. Aus 29 eingegangenen Bewerbungen wurden im März acht zur Teilnahme ausgewählt. Die Einreichungen sind nun bis zum 11. August im Stadtbüro zu sehen und zeigen das Dilemma der Stadt im Umgang mit Kunst.

Mit einer gehörigen Portion Farbe und Ironie trug der Leipziger Künstler Benjamin Badock seine Idee für die unheimliche Ecke vor. »Das blühende Leben!« besteht aus einer 23 Meter langen geschwungenen Sitzplastik aus Rochlitzer Porphyr und einem bunten Blumenkasten an der Fassade des Stadtgeschichtlichen Museums. Marcel Bühler aus Berlin schlug eine Öffnung der Fassade des Museums vor.

Der Leipziger Maix Mayer, der am 6. Juli von einer siebenköpfigen Fachjury unter der Leitung der bildenden Künstlerin Enne Haehnle zum Gewinner auserkoren wurde, überzeugte mit einer denkbar einfachen und sehr naheliegenden Idee: Das, was mal dort stand, wieder hinstellen und auf Ost machen. Er entwarf eine flache sternförmige Sitzskulptur, die den Brunnenplastiken von Harry Müller ähnelt, der sie für die damaligen Bassins auf dem Sachsenplatz entwarf. Für Licht in der dunklen Ecke sorgen DDR-Peitschenlampen in Tropfenform. Ein schwarz-weißes Foto von einer Leipziger Straße mit eben jenen Leuchten gibt es in den Wettbewerbsunterlagen auch noch zu sehen. So treffen DDR-Abstrakte auf Leuchtkörper, die beispielsweise heute noch vor der Runde Ecke stehen, um laut Bürgerkomitee die DDR-Diktatur zu veranschaulichen. Auf dem Sachsenplatz, auf dem sich heute das Bildermuseum und die anderen Neubauten zwischen Katharinen- und Reichsstraße befinden, standen früher an den Straßenseiten der DDR-Klassiker - die Rostocker Straßenleuchte - bestehend aus einer Glasrundleuchte auf Betonpfahl. Auf dem Platz wurden in den frühen 1980er Jahren die sogenannten DDR-Boulevardlampen installiert: Jene Leuchtkörper aus weißen Leuchtkugeln mit einem schwarzen Ring in der Mitte und einem schwarzen Pfahl. Sie stehen im Original noch auf der Merseburger Straße zwischen Karl-Heine-Straße und Aurelienstraße und stammen von Heidrun Randel, Lothar Schmitzer und Jochen Ziska. Sie arbeiteten im in Leipzig ansässigen Zentralen Büro für Gestaltung, die hauptsächlich Formen für Rundfunk und Fernsehen entwarfen. Aber so eine Berliner Mauerkontrolllampe speist Ostklischees und verspricht Sicherheit in der dunklen Ecke.

Wettbewerbssieger

Was die Beiträge zeigen, ist, dass die Rolle der Kunst nicht darin besteht, Defizite in der Stadtentwicklung aufzuhübschen. Dafür bedarf es keiner Kunst, sondern einer Raumgestaltung mit vorgegebenen auszubessernden Problemstellen. Denn das sollte keinesfalls die Rolle der Kunst darstellen. Sie muss idealerweise immer mit Witz gegen den trägen Strom der Realität schwimmen und/oder angehen und nicht diesem ein hübsches Kostüm liefern. Und gleich nebenan wurde mit Bundesmitteln für eine belebte Innenstadt ebenfalls ein Wettbewerb für eine luftige Diskurskunstbude (siehe kreuzer 6/2023) ausgerufen.


Ausstellung bis zum 11.8. im Stadtbüro, Dienstag-Donnerstag von 13 bis 16, Freitag von 13-15 Uhr


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