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Stadtleben

»Diese Geschwindigkeit ist spannend«

Max Poschart im Interview über seine Finswimming-Karriere

  »Diese Geschwindigkeit ist spannend« | Max Poschart im Interview über seine Finswimming-Karriere  Foto: Christiane Gundlach

Finswimming-Weltmeister Max Poschart kommt an einem windigen Sommervormittag gut gelaunt zum Café geschlendert. Nach dem Morgentraining spricht er mit dem kreuzer über sein Karriereende, (Schwimm-)Nachwuchs und Fernbeziehungen nach Sibirien.


Herzlichen Glückwunsch: Viermal Gold, dreimal Silber bei der EM in Ungarn, WM-Sieger, Weltrekordhalter, frisch gebackener Papa, all das mit 28 – kann man besser abtreten?

(Lacht) Ich habe lange überlegt, ob ich zur EM fahre oder nicht, weil ich meine Frau und den Kleinen nicht allein zu Hause lassen wollte. Als wir gesehen haben, dass alles gut funktioniert, entschieden wir, dass ich dem Team hinterherfliege. Für mich war es ein toller Abschluss der Karriere. Mit dem Studium bin ich auch fast durch. Ab Oktober darf ich mein Hobby zum Beruf machen und als Stützpunktrainer beim Landestauchsportverband Sachsen beginnen.


Was ist Finswimming und wie sind Sie dazu gekommen?

Flossenschwimmen, auch Finswimming genannt, ist die schnellste Fortbewegungsart im Wasser. Mit einer Ganzkörperbewegung und einer sogenannten Monoflosse an den Füßen bewegen wir uns im Delfinstil mit teilweise über drei Meter pro Sekunde durch das Wasser. Zum Vergleich: Der Weltrekord im Schwimmen über 50 Meter liegt bei 20,9 Sekunden, bei uns sind es 13,7. Diese Geschwindigkeit ist spannend. Nach einem Leistungsabfall durch eine Knieoperation im klassischen Schwimmen bin ich zum Flossenschwimmen gewechselt. Daran habe ich schnell Gefallen gefunden.


Das Apnoe-Tauchen gehört auch zu Ihren Spezialitäten: Wie lange können Sie die Luft anhalten?

Als ich das letzte Mal gemessen habe, waren es etwa viereinhalb Minuten. Wir haben auch schon bei Europa- und Weltmeisterschaften im Freediving, Apnoe-Tauchen, teilgenommen, wo Disziplinen wie 100-Meter-Tauchen oder 8- bzw. 16-mal-50-Meter-Tauchen auf dem Programm standen, bei denen man sich die Pausen selbst einteilen konnte. Durch unsere Technik konnten wir auch in der Apnoe-Sportart gut mithalten, und ich halte den Weltrekord über 16 mal 50 Meter immer noch.


Trainieren Sie eigentlich nur mit der Flosse oder auch klassische Stile?

Besonders zu Beginn der Saison versuchen wir, viel Grundlagenausdauertraining unspezifisch zu absolvieren. Dabei schwimmen wir auch ohne Flossen, mal mit kurzen Duoflossen und praktizieren auch andere Schwimmstile. Wenn die Kinder zu uns kommen, werden sie auch zunächst wie Schwimmer ausgebildet, um Grundlagen zu schaffen. Die Flossen kommen nach und nach ins Training.


Apropos Kinder, wie sieht’s mit dem Nachwuchs im Verein aus?

Vor drei, vier Jahren hatten wir echt Probleme. Dann gab es im Verein ein Sportarten-Karussell, da konnten die Kids verschiedene Sportarten ausprobieren. Viele sind geblieben und durch Mundpropaganda kamen weitere dazu. Leider sind wir aufgrund der begrenzten Schwimmzeiten im Kindertraining etwas eingeschränkt. Aber die sind gut dabei: Wenn die Kids uns beim Wettkampf schwimmen sehen, sind sie Feuer und Flamme.


Sie haben Crossfit für sich entdeckt – gibt es einen Transfer zum Flossenschwimmen?

Im letzten Jahr wollte ich im Krafttraining neue Reize setzen und habe viel Zeit in der Crossfit-Box verbracht. Im Wasser bin ich dafür etwas kürzergetreten. Das hat sehr gut funktioniert. Trotz weniger Schwimmeinheiten konnte ich meine Leistungen halten oder teilweise sogar verbessern. Das vielseitige Crossfit-Training in Kombination mit dem olympischen Gewichtheben hat sich ausgezahlt.


Wie kamen Sie nach Leipzig?

Ursprünglich stamme ich aus Potsdam. Vor knapp zehn Jahren kam ich über die Sportförderung der Bundeswehr nach Leipzig, nachdem ich mein Abitur abgeschlossen hatte. In Leipzig wurde ich durch eine leistungsstarke Trainingsgruppe und einen ausgezeichneten Coach empfangen. Hier gefällt es mir ungemein gut. Leipzig ist eine junge Stadt mit enorm vielen Möglichkeiten: Stadtleben für abendliche Unternehmungen, aber auch Orte zum Entspannen wie die Seen.


Ihre Frau Elena ist auch erfolgreiche Finswimmerin. Haben Sie sich über den Sport kennengelernt?

Ja, genau. Wir haben uns 2013 bei meiner ersten Weltmeisterschaft in Kasan kennengelernt. Sie stammt aus Tomsk in Westsibirien. Nach ihrem Bachelorabschluss kam Elena 2015 nach Leipzig. Nach ihrem Masterabschluss in Chemie promoviert sie jetzt am Tropos (Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Anm. d. Red.).


Wenn nicht im Becken, dann …

… im letzten Jahr: am Schreibtisch oder in der (Crossfit-)Box.


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