Jesaja Hummel ist 19 Jahre alt und beginnt im Oktober sein Grundschullehramtsstudium in Leipzig. Nebenbei spielt er Floorball, das letzte Jahr über für ein Schweizer Team. Nun ist er zurück in Leipzig und spielt für den Mitteldeutschen Floorball Club in der Bundesliga.
Die meisten kennen Floorball – für die älteren: Unihockey – aus dem Schulsport. Wie sind Sie dazu gekommen, ihn als Leistungssport zu betreiben?
An meiner alten Schule, dem Evangelischen Schulzentrum, gab es eine AG nachmittags und da bin ich – in der fünften Klasse vielleicht – einfach mal hingegangen und habe Gefallen daran gefunden. Mit 13 Jahren habe ich dann durch einen Freund den Kontakt zu einem Verein, dem SC DHfK, gefunden.
… und sind schließlich in der Nationalmannschaft gelandet.
Durch zwei gute Freunde in meinem Team, die sehr gute Spieler waren, habe ich den Ehrgeiz entwickelt, auf dasselbe Level zu kommen. Dann gab es die Landesauswahl für die U17, bei der ich mitspielen durfte. Dort wurde ich zu einem Trainingslager eingeladen. Alle halben Jahre finden Turniere statt, in denen man sich den Nationaltrainern zeigen kann. Später bin ich in die Nationalmannschaft der U19 gekommen und habe auch bei der Weltmeisterschaft dieses Jahr im April im dänischen Frederikshavn mitgespielt.
Auf welcher Position?
Im Floorball spielen pro Team fünf Feldspieler und ein Torwart. Die Feldspieler werden nach kurzen Einsätzen gegen fünf Spieler von der Bank ausgewechselt. So hat man meist in einem Team drei fixe Reihen, je fünf Spieler, die sich mit den Einsätzen abwechseln. Man spielt meist mit zwei Verteidigern und drei Angreifern. Ich habe bis zur U19 als Angreifer gespielt. Dann hatten wir einen größeren Bedarf in der Verteidigung – seitdem spiele ich als Verteidiger, auch im Verein.
Welche sportlichen Ziele haben Sie?
Schwer zu sagen. Man weiß ja nie, wo es einen hinführt mit Arbeit, Studium und später vielleicht mal Familie. Aber jetzt ist erst mal das Ziel, den Sport auch im Studium so weiterzuführen wie bisher. Wie das dann funktioniert, werde ich sehen. Und ich will mit meinem neuen Team in der Bundesliga angreifen und möglichst die Meisterschaft holen. Auf die Nationalmannschaft bezogen ist der nächste Schritt, in die U23 eingeladen zu werden und dann perspektivisch – so der Traum – eine Weltmeisterschaft bei den Herren zu spielen.
Wie bringen Sie Studium, beziehungsweise Schule und Freizeit mit Training und Turnieren unter einen Hut?
Man muss schon einiges opfern und manchmal fragt man sich, ob es das wert ist, für den Sport auf so viel zu verzichten, obwohl am Ende gar nichts so richtig dabei rausspringt. Aber allein die Zeit mit dem Team, die persönlichen Erfolge und alles: Da lohnt sich das schon. Und es ist auch nicht vergleichbar mit Fußball, wo man wirklich alles dafür opfern muss, um den Sport auf dem höchsten Level in Deutschland ausüben zu können. Im Floorball geht das schon noch. Man hat schon noch etwas Zeit für Schule und Studium oder um sich mal mit Freunden zu treffen.
Wie groß ist der Druck als Nationalspieler?
Ich weiß noch, als ich in der U17 gespielt habe: Man hat natürlich gesehen, dass manche im eigenen Jahrgang schon in die U19 eingeladen wurden und man selber nicht. Oder man hatte in den Trainingslagern, wenn man mal schlecht gespielt hat oder nicht so ein gutes Gefühl hatte, Angst, rauszufliegen. Weil man immer den Traum hat, eine WM zu spielen – und wenn dann auf diesem Weg die Leistung nicht mehr ausreicht, macht man sich schon Druck. Auch in der Schweiz, wo das Niveau der Spieler einfach höher ist, hatte ich viel mehr Angst, Fehler zu machen, und das Gefühl, mich erst mal beweisen zu müssen. Aber manchmal hilft das ja auch, dass man sich weiterentwickelt und besser dadurch wird. Jetzt mache ich mir aber keinen riesigen Druck, in die U23-Nationalmannschaft zu kommen. Wenn ich eingeladen werde, werde ich eingeladen und wenn nicht, ist es natürlich schade, aber dann ist das eben erst mal so.
Und was bietet Ausgleich zu alldem?
Wenn ich mal das Gefühl hatte, dass es wirklich zu viel war, oder ich gar keine Lust mehr auf den Sport hatte, habe ich probiert, so eine kleine Auszeit zu nehmen, mich mit Freunden zu treffen, Zeit mit der Familie zu verbringen oder auch mit den Teamkollegen drüber zu reden. Denen geht es ja genauso.
Haben Sie es auch mal bereut, sich für den Weg in den Leistungssport entschieden zu haben?
Also, ich habe mir die Frage schon mal gestellt, muss ich sagen. Aber ich würde sagen, bereut habe ich das noch nie. Die positiven Aspekte überwiegen und ich habe Spaß daran, Leistungssport zu betreiben. Und wenn es mir einmal zu viel wird, kann ich ja immer noch zurücktreten und von meinem Traum, eine WM in der Herrenmannschaft zu spielen, absehen. Der Sport ist leider sehr anfällig für Verletzungen. Durch die schnellen Richtungswechsel, Stop-and-go-Bewegungen und die gebückte Haltung ist die Belastung der Gelenke sehr groß. Viele Spielerinnen und Spieler, wie auch ich, haben Probleme mit der Hüfte, den Knien oder den Sprunggelenken. Deshalb kommt es öfter vor, dass Spieler ihre Karriere wegen kaputter Gelenke beenden. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, sich richtig aufzuwärmen und sich präventiv auf Verletzungen vorzubereiten.
> Sowohl das Herren- als auch das Damen-Team des Mitteldeutschen Floorball Clubs spielen in der ersten Bundesliga. Nächste Heimspiele beider Teams: 14.10 (gegen Bonn), 29.10 (gegen Dresden). Infos: floorball-mfbc.de und saisonmanager.de