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Stadtleben

Die Leipziger leiden unter dem Klimawandel

Ergebnis aus Bürgerumfrage zeigt Bereitschaft, das eigene Verhalten anzupassen.

  Die Leipziger leiden unter dem Klimawandel | Ergebnis aus Bürgerumfrage zeigt Bereitschaft, das eigene Verhalten anzupassen.  Foto: geralt/Pixabay

Vor allem die Hitze macht ihnen zu schaffen. Nicht nur den vulnerablen Gruppen wie älteren Menschen und Kindern, sondern zunehmend auch den jungen Erwachsenen. Das zeigt die Befragung zum Klimawandel, die alle vier Jahre vom Amt für Statistik und Wahlen durchgeführt wird. Die Ergebnisse von 2022 wurden diese Woche veröffentlicht.

Die Hälfte der gut 1200 befragten Personen empfindet die anhaltende sommerliche Hitze als sehr oder eher einschränkend. Dieses Gefühl wird durch Daten belegt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1851 ist die Temperatur in Leipzig um etwa 1,8 Grad Celsius gestiegen. Damit liegt die Stadt sogar über dem globalen Durchschnitt (1,2 Grad Celsius). Peter Wasem, Leiter des Amtes für Umweltschutz erklärte das einerseits mit der geografischen Lage von Leipzig, aber auch damit, dass Städte generell zur Überhitzung neigten. Grund dafür sind großflächige Versiegelungen, viele Autos und wenig Luftzirkulation. Veranschaulicht wird das auch durch eine Klimaanalysekarte der Stadt. Dort zeigt sich deutlich, dass es rund um den Bahnhof in der Innenstadt am heißesten ist. Kühl dagegen bleibt es rund um die Elster und die Parks. »Der Auwald und die Grünflächen sind der Schatz unserer Stadt«, bekräftigte Wasem diese Beobachtung.

Vor allem im ÖPNV beklagen sich die Befragten über Hitze. 56 Prozent empfanden die Temperatur in Straßenbahnen als sehr oder eher belastend. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen waren es sogar 81 Prozent. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass pensionierte Menschen das Bahnfahren zu heißen Tageszeiten eher vermeiden können, während jüngere Personen zum Beispiel zur Schule oder Arbeit fahren müssen. Die Hitze macht sich auch körperlich bemerkbar. Die meisten Befragten leiden im Sommer unter Schlafstörungen, Flüssigkeitsverlust und Erschöpfungsgefühl. Auffällig ist, dass Personen mit einem niedrigen Monatseinkommen (unter 1400 Euro Netto) häufiger davon betroffen sind. Das hängt auch damit zusammen, dass die Wohnungen dieser Personengruppe meist weniger an Hitze angepasst sind. So haben sie oft weder Balkon noch Garten, keine Wärmeschutzverglasung oder eine Klimaanlage.

Baulich gibt es einige Maßnahmen, die die Temperatur in der Stadt senken können. Hausdächer und Fassaden können zum Beispiel begrünt oder Wasserflächen angelegt werden. Die Zustimmung in der Bevölkerung zu solchen Maßnahmen ist hoch, wie die Befragung zeigt. Die Werte sind im Vergleich zu den Vorjahresbefragungen noch einmal deutlich angestiegen.

Aber auch bei sich selbst wollen die Leipzigerinnen und Leipziger ansetzen: 86 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass man für den Klimaschutz umweltfreundlicher leben sollte. Die höchste Bereitschaft herrscht in den Bereichen Ernährung. 66 Prozent wollen mehr saisonale und regionale Produkte kaufen, 52 Prozent ihren Fleischkonsum reduzieren. Aufs Autofahren wollen dagegen nur 48 Prozent verzichten, dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Gestiegen ist dagegen die Anzahl der Personen, die glaubt, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Dieser Aussage stimmten rund drei Viertel der Befragten zu.

Für die Stadt sei die Umfrage eine wichtige Grundlage zur Stadtplanung und -entwicklung, wie Peter Wasem betonte. Bei dem Ausbau der Straßenbahn sollte zum Beispiel auf leistungsfähigere Klimaanlagen geachtet werden. Er wies jedoch darauf hin, dass es sich dabei um langfristige Programme handelte. Bis 2030 möchte Leipzig klimaneutral sein. Dafür legte die Stadt 2020 ein Sofortmaßnahmenprogramm fest. Dazu gehören zum Beispiel effizientes Regenwassermanagement, Errichtung von Solaranlagen und der Ausbau von nachhaltiger Mobilität. Auch ein Hitzeaktionsplan ist in Arbeit, der konkrete Schutzmaßnahmen an heißen Tagen bereitstellen soll. Einen Termin zur Veröffentlichung des Plans gibt es noch nicht.

Durch die Umfrage wurde deutlich, dass die Leipzigerinnen und Leipziger die Hitze zunehmend als belastend wahrnehmen und dass heiße Tage inzwischen keine Ausnahme mehr sind, sondern zum sommerlichen Alltag gehören. Einem Alltag, auf den sich auch die Stadt einstellen muss.

> Hier sind die Ergebnisse der Bürgerumfrage nachzulesen

> Im vergangenes Jahr hat sich der kreuzer mit den Herausforderungen des Klimawandels und Lösungsansätze befasst. Die Recherche gibt es hier zum Nachlesen.


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