anzeige
anzeige
Film

Das Gemeinsame finden

»Living Bach« zeigt die verbindende Kraft der Musik von Johann Sebastian Bach in aller Welt

  Das Gemeinsame finden | »Living Bach« zeigt die verbindende Kraft der Musik von Johann Sebastian Bach in aller Welt  Foto: Filmstill

Weltweit gibt es über 300 Bachchöre und -ensembles, in denen sich zumeist Laien, Musikliebhaberinnen und Hobbymusiker zusammenfinden. Viele von ihnen waren in Leipzig zu Besuch, als das Bachfest im letzten Jahr unter dem Motto »We are family« stand. Sie musizierten gemeinsam an Bachs Leipziger Wirkungsstätten.

Die tiefere Bedeutung dieser Reise für die Musikerinnen und Musiker ist Thema des Dokumentarfilms »Living Bach«, der die Liebe zur Musik Johann Sebastian Bachs und die verbindende Kraft des gemeinsamen Musizierens und Singens seiner Musik illustriert. Die Leipziger Regisseurin Anna Schmidt hat die Vorbereitungsphase und Probenarbeit einiger Ensembles vor ihrer Reise nach Leipzig begleitet. Ihr Weg führte dabei über den halben Globus, nach Japan, Malaysia, Australien, Neuseeland, Südafrika, Paraguay, in die USA und die Schweiz. Eindrucksvoll ist die Begeisterung und Motivation der Ensembles, die zum Teil nicht auf (Förder-)Strukturen zurückgreifen können, wie sie im deutschen Musikleben zur Normalität gehören.

Treibende Kraft aller Beteiligten ist der Enthusiasmus für die Sache. »Die Bach-Gesellschaft Paraguay haben wir gegründet, um diese Musik hier zu verbreiten – sie ist ein Geschenk an die Menschheit«, erklärt zum Beispiel der Leiter der Vereinigung. Dem Bach-Ensemble aus Malaysia sei es hingegen finanziell nicht möglich gewesen, ein Cembalo zu kaufen. So besorgte man sich einen Bausatz aus Frankreich, um dem Originalklang von Bachs Musik näherzukommen. Ein Chorist aus Südafrika beschreibt das Potenzial und sein Erleben von Bachs Musik als tiefen Gegensatz zu seinen alltäglichen Erfahrungen mit Rassismus. Eine Palliativ-Krankenschwester hört in den USA gemeinsam mit ihrer Patientin die h-moll-Messe, die traditionell den Abschluss des Leipziger Bachfests bildet. Eine japanische Cosplayerin findet wegen ihrer Begeisterung für historische Kostüme in einen Bach-Chor.

Glaube an die lebensbejahende Kraft der Musik

Immer wieder stellt sich die Frage, was Bach für die porträtierten Musizierenden und Singenden dabei jeweils persönlich bedeutet. Individuelle Lebenswelten in verschiedenen Kulturen werden sichtbar und auch die persönlichen Wege zur Beschäftigung mit Bach. Es zeigt sich dabei vor allem, dass Bachs Musik über alle Unterschiede und Differenzen hinweg als menschlich verbindend und als beglückend erlebt wird. Die Verbindung mit Bachs Musik beschreiben die Protagonistinnen und Protagonisten als umfassende und zutiefst erfüllende Erfahrung, die sie mit anderen teilen möchten. Das Erleben emotionaler Tiefe steht dabei neben der Bewunderung für Bachs Kompositionskunst, in der insbesondere die Gleichzeitigkeit und Harmonie des Verschiedenen auch als Spiegel des Lebens verstanden wird.

Der Film ist trotz einiger Längen und teilweise amateurhaft gestellter Szenen überaus eindrucksvoll. Die Begeisterung der Protagonistinnen und Protagonisten, ihr Glaube an die lebensbejahende Kraft von Musik ist gerade in der gegenwärtigen globalen Krisenzeit ein Zeichen für menschenwürdiges Miteinander.

Das nächste Leipziger Bachfest steht vom 7. bis 16. Juni 2024 unter dem Motto »Choral Total« – Anlass dafür ist das Doppeljubiläum aus 500 Jahren Luther-Choräle und 300 Jahren Choralkantatenzyklus Johann Sebastian Bachs. Neben führenden internationalen Interpretinnen und Interpreten sind dafür auch 30 Bach-Chöre aus aller Welt eingeladen – unter anderem einige der Ensembles aus »Living Bach«. ANJA KLEINMICHEL

> ab 30.11., Passage-Kinos, Schauburg, Premiere mit Gästen am 29.11., 18:30 Uhr, Passage-Kinos

 

 


Kommentieren


1 Kommentar(e)

Johann Sebastian Bach 21.12.2023 | um 14:42 Uhr

„Der General Bass ist das vollkommste Fundament der Music welcher mit beyden Händen gespielet wird dergestalt das die lincke Hand die vorgeschriebene Noten spielet die rechte aber Con- und Dissonantien darzu greifft damit dieses eine wolklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger Ergötzung des Gemüths und soll wie aller Music, also auch des General-Basses Finis und End-Ursache anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music, sondern ein teuflisch Geplerr und Geleyer.“ – Johann Sebastian Bach: Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen Spielen des General-Bass oder Accompagnement 1738