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Stadtleben

»Nie wieder ist jetzt«

Tausende demonstrieren am Montagabend gegen Rechts

  »Nie wieder ist jetzt« | Tausende demonstrieren am Montagabend gegen Rechts  Foto: Maika Schmitt

Es ist dunkel und kalt auf dem Richard-Wagner-Platz am Montagabend. Leichter Schneeregen fällt auf die mehreren tausend Menschen, die dem Aufruf vom Bündnis Leipzig nimmt Platz und von der Gruppe Prisma gefolgt sind. Diese haben zur Demonstration gegen die »faschistischen Deportationspläne von AfD & Werteunion« aufgerufen.

Dass so viele Menschen gekommen sind, überrascht selbst die Veranstaltenden. Sie sprechen am Ende von über 10.000, die Leipziger Polizei von rund 6.000 Demonstrationsteilnehmenden. Als »die breite Stadtgesellschaft, die ein Stoppzeichen setzen möchte«, bezeichnet das eine Sprecherin von Leipzig nimmt Platz. Die geplante Route durch die Innenstadt muss wegen des unerwarteten Andrangs geändert werden und führt nach einer Kundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz über den Ring zum Simsonplatz vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Einig sind sich an diesem Abend alle Rednerinnen und Redner darin, dass die Correctiv-Recherche über ein geheimes Treffen von Neuen Rechten und Neonazis nichts Überraschendes zutage gefördert hat, sondern lediglich deutlich gezeigt habe, was die Pläne der AfD seien. Gleichzeitig werden in mehreren Redebeiträgen Vergleiche zu 1933 gezogen: »Nie wieder ist jetzt. Wer braune Geschichte verhindern will, redet ihnen nicht nach dem Mund«, sagt zum Beispiel Dave vom sächsischen Flüchtlingsrat und wirft Ministerpräsident Michael Kretschmer und Innenminister Armin Schuster vor, sich nicht von der Rhetorik der AfD abzugrenzen, sondern stattdessen sogar deren populistische Forderungen zu übernehmen.

Auch in anderen deutschen Städten gibt es am Montagabend Proteste gegen die AfD: In Essen demonstrieren knapp 7.000 Menschen, in Rostock etwa 3.000. Bereits am Wochenende haben in Berlin 25.000 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Hintergrund der Versammlungen ist ein Artikel des Recherchenetzwerks Correctiv, der vergangene Woche veröffentlicht wurde. Darin berichten Journalistinnen und Journalisten von einem Treffen von Neonazis und hochrangigen AfD-Politikern wie dem persönlichen Assistenten von Alice Weidel, Roland Hartwig, im November 2023, bei dem über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund – auch deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern – gesprochen worden sein soll. Als Konsequenz löste die AfD am Montagabend Hartwigs Arbeitsvertrag »in beidseitigem Einvernehmen« auf. Die Entscheidung gelte ab sofort, eine Begründung gab es allerdings nicht.

Auf kreuzer-Nachfrage, wie die Leipziger AfD zu den Correctiv-Recherchen stehe und ob sie diese Art der Politik ebenfalls verfolgen wolle, wollte sich der Kreisverband nicht äußern und begründete das damit, dass die Grundlage der Fragen nicht der Realität entspreche.

Die Leipziger CDU hat sich bis zum Redaktionsschluss nicht dazu geäußert, wie sie zur Teilnahme der Unionspolitiker an diesem Treffen steht. 


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