»Wir machen Ernst mit der Ankündigung, die Stadt den Menschen zurückzugeben«, verkündet Burkhard Jung bei der Vorstellung des Leipziger Stadtplatzprogramms 2030 plus im Dezember 2023. Damit sollen in den nächsten Jahren 22 Plätze in Leipzig umgestaltet werden. Drei Säulen bilden die Grundlage für die Planung: Klimaanpassung, Inklusion und Aufenthaltsqualität. Flächen sollen entsiegelt werden, mehr Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Genauso wichtig sei laut Jung, dass die Plätze dazu einladen, zusammenzukommen und sich auszutauschen: »Menschen wollen Plätze beleben. Das wollen wir möglich machen.« Damit das geschieht, sollen Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen zur Umgestaltung einbringen. Die ersten fünf Plätze sollen bereits 2026 fertig sein: das Salzgäßchen in der Innenstadt, der Südplatz, der Eutritzscher Markt, der Platz am Rabet und der Plagwitzer Rathausplatz. Allerdings muss der Stadtrat noch über das Programm abstimmen. Wann das geschieht, steht noch nicht fest.
So lange wollten wir nicht warten und haben deshalb selbst nachgefragt: Wie wünschen sich Menschen, die dort wohnen oder arbeiten, »ihren« Stadtplatz? Was brauchen diejenigen, die den Platz passieren? – Am Beispiel des Südplatzes.
»Bisher ist der Südplatz eher Stück für Stück entstanden, mit der Umgestaltung kann man auch Neues angehen. Wir sehen eine vielfältige Nutzung, die sich tagsüber und in der Nacht mit zwei Gesichtern zeigt. Darauf sollte man das Augenmerk legen. Für die Betriebe unserer Branche ist wichtig, am Prozess teilzuhaben und Impulse einzubringen. Es kann zum Beispiel darüber gesprochen werden, ob es künftig eine öffentliche Toilette oder wie in anderen Städten unterirdische Müllcontainer gibt. Für einen Mix im Gewerbe ist es außerdem zielführend, wenn Themen wie die Anlieferung und Entsorgungsmöglichkeiten eine Rolle spielen. Wir freuen uns auf einen lebendigen Südplatz, der unsere Stadt repräsentiert, und stehen gern zum Dialog bereit.« – Stefan Niklarz, Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Sachsen
»Der Südplatz ist im Moment eigentlich kein Platz, sondern eine Kreuzung. Durch die unnötige Stichstraße lädt er nicht zum Verweilen ein. Dabei bräuchte es dafür nicht viel. Das haben wir am Parking Day 2014 gezeigt. Wir haben Bänke aufgestellt und Rollrasen verlegt und sofort haben Menschen den Ort genutzt. Plätze sind eigentlich Wohnzimmer im Freien. Die Stichstraße sperren, Sitzmöglichkeiten, mehr Grün: Mit dem Südplatz könnte man sofort loslegen.« – Tino Supplies, Ökolöwen
»Der Südplatz sollte grüner und freundlicher gestaltet werden, damit sich Menschen dort gerne aufhalten. Ich kann mir vorstellen, dass die ›Insel‹ mit dem Imbiss entfernt wird und dort mehr Grünflächen angelegt und Bänke installiert werden.« – Karin Herrmann, Bewohnerin der Seniorenresidenz der Volkssolidarität Leipzig
»Derzeit finde ich den Südplatz nicht besonders einladend, da es beispielsweise an Sitzmöglichkeiten fehlt. Ich wünsche mir mehr Grün und einen großen Brunnen. Auch ein EC-Automat zum Geldabheben wäre schön.« – N. Vogel, Bewohnerin der Seniorenresidenz der Volkssolidarität Leipzig
»Diese Kreuzung – von Platz kann man nicht sprechen – ist für Zufußgehende eine ziemliche Herausforderung – weniger freundlich gesagt: eine Zumutung – und bedeutet für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine drastische weitere Hinderung. In Anbetracht des Verkehrsaufkommens wäre vielleicht die passende Zielstellung, eine für alle Verkehrsarten gut funktionierende Kreuzung gestalten zu wollen. Für das Stadtplatzprogramm würde ich den Fokus eher auf kleinere Plätze lenken wollen.« – Bertram Weisshaar, Fuss e. V. Leipzig
»Warum hier nicht mutig einen Schnitt machen an der Karli zwischen Körnerstraße und Schenkendorfstraße im motorisierten Individualverkehr, damit nur noch Anlieger die Karli nördlich oder südlich anfahren? Rad- und Bahnverkehr wollen wir weiterhin durchfahren lassen, aber es ist unsinnig, an die Straße mit den meisten Freisitzen so viel Autoverkehr zu lassen. Die Haltestelle in Mittellage kann man mit Entfernung der Fahrspuren sogar bequem zu Fuß erreichen – ohne Ampel. Die Wartenden müssen nicht mehr in der brütenden Hitze stehen, sondern bekommen Schatten gespendet von Bäumen. Ein paar Sitzbänke und ein Wasserbrunnen würden die Nutzung der Straßenbahn und sich zu Fuß fortzubewegen noch weiter fördern. Mit oben genannter Verkehrsberuhigung könnten viele Familien auf das Elterntaxi verzichten und manche Kinder zur Schule vielleicht Rad fahren statt Straßenbahn. Extra Radabstellmöglichkeiten brauchen wir aber unbedingt am Südplatz.« – Rosalie Kreuijer, stellv. Vorsitzende des ADFC Leipzig
»Ich würde mich freuen, wenn der Südplatz ein schöner kleiner Platz würde, mit viel Grün und ohne Autos, wo es auch Sitzgelegenheiten gibt, an denen man nicht konsumieren muss. Das Stück Kochstraße könnte rückgebaut und in den Platz integriert werden.« – Claudius Bruns, Horns Erben
»Bei der Umgestaltung von Plätzen sind die Interessen aller Anlieger zu beachten. Der Platz muss für alle Anwohner und Besucher erreichbar bleiben. Er ist behindertengerecht zu gestalten und so, dass alle Bürger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Das Beispiel Waldstraßenviertel, wo der Verkehr ausgegrenzt wurde, hat zum Unmut vieler Anlieger geführt.« – Helmut Büschke, ADAC Sachsen
»Wir wünschen uns für den Südplatz vor allem, dass er sich wie ein richtiger Platz anfühlt, der dazu einlädt zu verweilen. Wir wünschen uns große Bäume und Bepflanzung, die den Platz im Sommer kühler halten. Mehr Freiräume statt parkender Autos, mehr Platz zum Verweilen und Begegnen, auch, ohne etwas zu kaufen, öffentliche, kostenfreie Toiletten und einen Trinkbrunnen. Aktuell fühlt sich der Platz mehr wie ein Durchgangspunkt an, obwohl er viel Potenzial hätte, ein Leipziger Lieblingsort zu werden.«