Auch wenn es naheliegt: Das Kultusministerium bitte nicht mit dem Ministerium für Kultur und Tourismus verwechseln! Denn mit Kultur hat das sächsische Kultusministerium nicht allzu viel zu tun. Es ist zuständig für Bildung und Erziehung in Kita und Schule sowie die Ausbildung von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern. Ab März 2020 wird die Corona-Pandemie der ultimative Stresstest für das sächsische Bildungssystem – für alle an den Schulen und im Homeschooling, aber auch für die neue Regierung. Geleitet wird es seit Dezember 2017 vom Dresdner CDU-Politiker Christian Piwarz. Wie sein Ministerium die Zusammenarbeit mit den Koalitionspartnern SPD und Grünen rückblickend einschätze? »Gut.«
Wirft man einen Blick in den Koalitionsvertrag von 2019, fällt vor allem der Schwerpunkt frühkindliche Bildung ins Auge. So hat sich das Ministerium vorgenommen, den Erzieherberuf attraktiver zu machen, Kitas mit mehr Personalressourcen auszustatten und das sächsische Kita-Gesetz zu erneuern. Hehre Ziele, die Hoffnung machen. Und tatsächlich: Im August 2023 wird das sächsische Kita-Gesetz novelliert. Es sieht unter anderem 1.000 neue Vollzeitstellen für Erzieherinnen und Erzieher sowie eine Erhöhung der Landeszuschüsse für Kitas um 418 Euro pro Kind und Jahr vor. Jede Kita kann so künftig vier Prozent mehr Personal für die Arbeit einsetzen. Ein voller Erfolg? Gewerkschaften wie die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) sehen darin einen wichtigen Schritt. Doch den Krankenstand von durchschnittlich mehr als acht Prozent in Sachsen könne diese Personalaufstockung nicht kompensieren. Zwar hat sich der Personalschlüssel in Sachsen bereits deutlich verbessert. Dennoch ist eine Fachkraft in Sachsen mit zwölf Kindern immer noch für drei Kinder mehr zuständig als im Bundesdurchschnitt, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung feststellt.
Doch nicht nur in den Krippen und Kitas, auch in den Schulen fehlen Fachkräfte – laut Kultusministerium blieben im aktuellen Schuljahr 1.086 Stellen von Lehrinnen und Lehrern unbesetzt. Deshalb soll auch der Lehrerberuf nach dem Willen des Ministeriums attraktiver werden. Dazu startet das Ministerium ab dem 1. August 2024 eine Studie, die messen soll, wie viele Stunden Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich arbeiten – denn laut einer Studie der Universität Göttingen aus dem Jahr 2022 arbeiteten Lehrkräfte häufig mehr als 48 Stunden. Um die Unterrichtsversorgung auch in Zukunft zu sichern, denkt Piwarz zudem über die Einführung eines Arbeitszeitkontos nach, das eine vorübergehende Erhöhung der Unterrichtsstunden ermöglicht und später finanziell oder zeitlich ausgeglichen werden kann.
Zur Entspannung des Schulbetriebs soll auch die Unterstützung durch Assistenzkräfte beitragen. Bereits 2019 sollte an jeder sächsischen Oberschule eine Stelle für Praxisberatung besetzt werden, um Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Nach derzeitigem Stand haben 90 Prozent der sächsischen Oberschulen eine Praxisberaterin oder einen Praxisberater. Anders sieht es bei den Schulassistenzen aus – sie sollen Lehrkräfte im Unterricht unterstützen und Schulkinder abseits vom Unterricht pädagogisch betreuen –: Laut Koalitionsvertrag sollte bis zum Schuljahr 2023/2024 an jeder Grund-, Ober- und Gemeinschaftsschule mit mehr als 400 und jedem Gymnasium und Berufsschulzentrum mit mehr als 700 Schülerinnen und Schülern eine sogenannte Schulassistenz beschäftigt werden. Mit aktuell 751 besetzten Vollzeitstellen wurde dieses Ziel laut Ministerium sogar übertroffen. Allerdings wurden Grundschulen, Berufsschulzentren und Förderschulen aufgrund der Bedarfe bevorzugt ausgestattet.
Und was ist mit dem viel diskutierten Thema der Digitalisierung? Ab dem Schuljahr 2022/23 plante das Ministerium den Aufbau einer Schulcloud sowie die Fortführung des Digitalpaktes, um 2024 möglichst viele Schulen mit schnellem Internet zu versorgen. Tatsächlich wurde 2020 die Lernplattform Lernsax landesweit eingeführt, die anfangs allerdings noch einige Störanfälligkeiten aufwies. Bei der Versorgung mit schnellem Internet hängt Sachsen immer noch hinterher: Derzeit sind nur etwas mehr als ein Drittel aller sächsischen Schulen mit einem direkten Glasfaseranschluss versorgt. Bis Ende 2025 soll es die Hälfte aller sächsischen Schulen sein.