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Kultur

Blickwechsel

Die Kinostarts der Woche

  Blickwechsel | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill

Das Zeitgeschichtliche Forum und in Zusammenarbeite mit dem Hannah-Arendt-Institut Filme, die sich auf neue Art mit der DDR auseinandersetzen. Fünf Werke junger Filmemacherinnen und Filmemacher sind zu sehen. Den Anfang macht das unverkrampfte Drama »Alle reden übers Wetter«. Im Anschluss spricht Kurator Andreas Kötzing mit Regisseurin Annika Pinske.

»Ein anderer Osten: Alle reden übers Wetter«: 15.4., Zeitgeschichtliches Forum


Film der Woche: Das Kino der Italienerin Alice Rohrwacher sorgt immer wieder für Verwirrung und Begeisterung bei Publikum und Kritik. Sie vermischt Elemente des Magischen Realismus mit dem Alltag der einfach Leute und gewann mit Filmen wie »Glücklich wie Lazzaro« und »Land der Wunder« die Silberne Palme in Cannes und den Europäischen Filmpreis und war für den Oscar nominiert. Auch ihr vierter Spielfilm »La Chimera« lebt von ihrer fellinischen Lust am Fabulieren. Sie schickt den jungen Engländer Arthur (Josh O'Connor) auf eine Reise in die italienische Provinz, aus der seine verstorbene Frau Benjamina stammte. Hier gerät er in die Gesellschaft der Tombaroli, eine Bande von Dieben antiker Grabbeigaben und archäologischer Kostbarkeiten. Gleichermaßen verflucht und gesegnet mit einer besonderen Gabe macht sich Arthur auf die Suche nach der Tür zum Jenseits, von der die Mythen sprechen. Rohrwachers Welt zwischen Traum und Wirklichkeit ist bevölkert von schrägen und liebenswerten Charakteren, beseelt durch die Musik ihrer Heimat Etrurien.

»La Chimera«: ab 11.4., Passage-Kinos, 11.4., 20 Uhr mit Einführung


Als Asif Kapadia 2015 die Geschichte von Amy Winehouse dokumentierte, richtete er die Kamera auch auf das Publikum. Als Konsumenten der Bilder tragen wir immer eine Mitschuld. Das gilt auch für Kapadia, der die Aufnahmen der Paparazzi nutzte, um seine gut recherchierte Version der Geschichte zu erzählen. Kaum ein Leben der jüngeren Popgeschichte ist dermaßen gut dokumentiert. Es gibt unzählige Aufnahmen, die Amy Winehouses Niedergang festhalten. Was kann ein Biopic da Neues erzählen – vor allem so früh, gerade mal zwölf Jahre nach ihrem Tod? Nun, „Back to Black“ rafft die Ereignisse und lässt vieles aus, etwa ihre Heroinsucht oder die Beziehung zu Pete Doherty. Regisseurin Sam Taylor-Johnson (»Nowhere Boy«) und ihr Drehbuchautor Matt Greenhalgh (»Control«) konzentrieren sich auf eine Version der Geschichte und es ist offensichtlich die ihres Vaters Mitch. Er war an ihrer Seite als sie den Plattenvertrag bei Island landete, verwaltete ihre Finanzen, stand ihr im Beziehungsdrama mit Blake Fielder-Civil bei, motivierte sie schließlich zur Entziehung. Zumindest stellt es der Film so dar. Ein Schwerpunkt liegt auf der toxischen Liebesbeziehung zu Blake, wobei die Leinwandchemie zwischen Marisa Abela und Jack O'Connell stimmt. Überhaupt legt Marisa Abela alles in diese Rolle, versucht aber vor allem im unbeholfenen ersten Akt zu sehr Winehouse zu kopieren. Am besten ist „Back to Black“ immer dann, wenn er aufrichtiges Interesse für den Menschen Amy Winehouse zeigt.

»Back to Black«: ab 11.4., Passage-Kinos, Regina-Palast, CineStar, Cineplex


Wer träumt nicht davon, mitten auf der Straße von einem jungen Schriftsteller mit großen Augen angesprochen zu werden? So geht es der mitten im Leben stehenden Fanny und der junge Mann ist die perfekte Alternative zu ihrem Modelleisenbahnfanatiker-Ehemann mit Kontrollwahn. Bis Letzterer den jungen Künstler aus dem Weg räumt. Auch in Zeiten von Situationships und Polyamorie (oder deren weiterverbreiteter Beliebtheit) gibt die alte Affärengeschichte zweier Eheleute viel her: Denn letztlich geht es immer um das ungelebte Leben, um das, was ich gerade nicht tue, um meine Träume von dem Leben, das ich gerne hätte. Das ist für Zuschauende auch dann interessant, wenn sie schon lange nichts mehr mit althergebrachten Eheidyllen (Fanny und Jean erneuern ihr Versprechen sogar regelmäßig) anfangen können. Aber diese Chance verschenkt der Film – und wird damit zu einer papiernen, nicht mal lustigen Zuschauendenqual, in der absolut nichts passiert, jedenfalls emotional. Und das trotz der großen Kulissen: Paris, die französische Provinz, die mondäne Oberschicht. Warum ist Jean eigentlich so hart und tötet sofort Menschen, die »seiner« Frau zu nahe kommen? Eine Frage, die in Zeiten von Femiziden und patriarchaler Gewalt nichts von ihrer Relevanz verloren hat, gerät hier völlig in den Hintergrund. Das Lachen kann einem im Halse stecken bleiben. Daniel Emmerling

»Ein Glücksfall«: ab 11.4., Passage-Kinos, Schauburg


Mona wollte nicht weg. Viel lieber wäre die Elfjährige bei ihrer Tante Helin und würde mit den anderen Kindern in ihrer Heimat Fußball spielen. Doch Monas Heimat ist Syrien und der dort herrschende Krieg zwang sie und ihre Familie zur Flucht. Sie landete in Berlin und an einer Grundschule im Wedding. Hier ist es laut, sie wird gemobbt und ist unglücklich. Deutsch kann sie kaum, dafür Fußballspielen. Das entdeckt ihr Lehrer Herr Che und nimmt sie in die Mädchenfußballmannschaft auf. Dort kann sie sich beweisen und findet neue Freund*innen. Aber scheinbar hat hier niemand gelernt, was es heißt, in einem Team zu spielen. Mona muss sich durch alle Vorurteile und Streitereien kämpfen, um die Mannschaft zum Sieg bei einem Schulturnier zu führen. Denn selbst, wenn sie scheinbar Verlierer sind: „Nur Verlierer können auch Sieger sein.“

Die kurdisch-deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef weiß, wovon sie da erzählt. Schließlich kam sie selbst aus Duhok im Irak nach Deutschland. Mit neun Jahren floh sie nach Berlin und machte ähnliche Erfahrungen wie Mona. Ihre Heldin ist eine selbstbewusste Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn scheinbar alle gegen sie sind. Vieles an ihrer neuen Schule versteht sie nicht. Wieso sich alle gegenseitig bekriegen, die Jungs die Mädchen, die Schüler*innen die Lehrer*innen. Dabei haben sie es doch gut und müssen nicht um ihr Leben fürchten. Wenn der Lehrer sie anspricht, steht Mona auf. Das macht man so in ihrer Heimat, aus Respekt dem Lehrer gegenüber. Sonst gab es Schläge. Für ihre Mitschüler*innen ist das unbegreiflich. Uns macht es ebenso wie die Rückblenden klar, wo Mona herkommt und was sie durchgemacht hat, um hier zu sein. Trotz des ernsten Themas macht „Sieger sein“ aber auch einfach Spaß und ist spannend, wenn die Mädels sich gegen die anderen Schulen im Fußball behaupten.

»Sieger sein«: ab 11.4., Passage-Kinos, Regina-Palast, CineStar, Cineplex


Weitere Filmtermine der Woche

IM Dienst der Stasi – Der Fall Monika Haeger
D 2017, Dok, R: Peter Wensierski

Die Berlinerin Monika Haeger gab an einem Spätsommerabend 1990 in ihrer Wohnung im Prenzlauer Berg ein vier Stunden langes Interview über ihre einstige Mitarbeit bei der DDR-Geheimpolizei, ihren Verrat an Mitmenschen, ihr heimliches Doppelleben.

Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig, 11.04. 19:00


Banff Centre Mountain Film Festival

Im kanadischen Banff treffen sich seit 1976 Alpinisten, Filmemacher und Abenteurer von Rang und Namen. Die Abenteuerkurzfilme und -dokus des Banff Mountain Film Festivals sind wieder auf Welttournee und bei einem zweistündigen Filmabend zu sehen.

Werk 2, 11.04. 19:30
 

Abschied von gestern
D 1966, R: Alexander Kluge, D: Alexandra Kluge, Günter Mack,, 88 min

Das Schicksal einer geflüchteten Ostdeutschen, die sich an das Leben im Westen zu gewöhnen versucht. Zwischen dokumentarischen Verankerungen und filmischer Überhöhung hin und her wechselnd schafft Alexander Kluge einen visuellen und emotionalen Raum, der die Jetzt-Zeit des Publikums intensiv mit dem Jetzt-im-Film und der in der Filmwelt immer wieder abgedrängten und doch spürbar lebendigen Vergangenheit von Protagonistin und Gesellschaft verknüpft.

Cineding, 13.04. 21:00 (Zeitlos)


Alle reden übers Wetter
D 2022, R: Annika Pinske, D: Anne Schäfer, Judith Hofmann, Marcel Kohler, 89 min

Die Geschichte einer ostdeutschen Bildungsaufsteigerin zwischen Alltag in der Metropole und Aufwachsen in der Provinz.

Zeitgeschichtliches Forum, 15.04. 19:00 (im Anschluss Gespräch mit Regisseurin Annika Pinske und Filmhistoriker Andreas Kötzing)


Bei uns heißt sie Hanka 
D 2023, Dok, R: Grit Lemke, 91 min

Dokumentarfilmerin Grit Lemke zeigt das Leben der heutigen Sorben in der Lausitz und junge Menschen, die sich für die Tradition entschieden haben. Dabei erzählt ihr Film auch viel über die Wurzeln der politischen Entwicklung dieser Region.

Passage-Kinos, 18.04. 17:45 (Premiere mit der Regisseurin)


Chien de la Casse
F 2023, R: Jean-Baptiste Durand, D: Anthony Bajon, Raphaël Quenard, Galatéa Bellugi, 93 min

In einem kleinen Dorf in Südfrankreich leben Dog und Mirales eine widersprüchliche Freundschaft. Das Duo gerät in Aufruhr, als Elsa in ihr Dorf kommt, eine junge Frau, in die sich Dog verlieben wird.

Institut Français, 15.04. 19:00 (OF)


don’t stop motion
D 2021, Dok

In dem Filmprojekt „don‘t stop motion“ aus Erfurt erzählen Ahmad, Zahra und Muntazar, wie sie ihre Heimat für ein besseres Leben verlassen haben und was sie in Europa erwartete. Selbst gestalteter Dokumentarfilm + Gespräch über Vertreibung und das Elend der Flucht

Ost-Passage-Theater, 13.04. 20:00


Dune-Doublefeature 
USA 2021/24, R: Denis Villeneuve, D: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Zendaya, 322 min

Beide Teile der epischen Science-Fiction-Romanadaption am Stück.

Schaubühne Lindenfels, 13.04. 18:00 (OF)


Evil does not exist 
J 2023, R: Ryûsuke Hamaguchi, D: Ryûji Kosaka, Rei Nishikawa, Hitoshi Omika, 106 min

Takumi lebt mit seiner Tochter Hana in einem kleinen Dorf nahe Tokio im Einklang mit der Natur. Doch eine einschneidende bauliche Veränderung droht das Gleichgewicht aus dem zu Takt bringen.

Passage-Kinos, 18.04. 20:00 (anschl. digitaler Live Q&A mit Regisseur Ryüsuke Hamaguchi)


Filmriss Filmquiz

Wie alt war Christian Bale, als er vor der Kamera von Steven Spielberg stand? Welche Farbe hat Freddy Kruegers Pulli? In wie vielen Marvel-Filmen stand Robert Downey Jr. als Tony Stark vor der Kamera? Egal, ob Popcorn oder Arthouse – André Thätz und kreuzer-Redakteur Lars Tunçay quizzen sich mit euch durch die Filmgeschichte. Als Lohn gibt’s feine Preise.

Moritzbastei, 17.04. 20:00


Freies Land
D 2019, R: Christian Alvart, D: Felix Kramer, Trystan Pütter, Nora von Waldstätten, 129 min

Krimi in der Oderregion: Zwei Ermittler aus dem Westen werden 1992 nach Ostdeutschland geschickt, um ein vermeintliches Verbrechen aufzuklären.

Denkmalwerkstatt, 16.04. 18:00 (Eintritt frei, Zeitgeschichtskino)


Helke Sander – Aufräumen
D 2023, Dok, R: Claudia Richarz, 82 min

Dokumentarisches Porträt von Helke Sander, die als Filmemacherin und Autorin zu einem Vorbild der Frauenbewegung wurde.

Cineding, 18.04. 19:00 (mit Filmgespräch)19.04. 19:00


Horse Money 
POR 2014, R: Pedro Costa, D: Ventura, Vitalina Varela, Tito Furtado, 103 min

Grandios bebilderte Reise durch die Erinnerungslandschaft des schon aus früheren Filmen Costas bekannten Protagonisten Ventura.

Cinémathèque, 19.04. 19:30 (mit Einführung, OmU)


Leipzig im Herbst 
D 1989 R: Gerd Kroske, Andreas Voigt

Die zwei ersten Filme des Leipzig-Zyklus von Andreas Voigt. Alfred, ein Leipziger Einsiedler, der aus seinem Leben erzählt, und die Ereignisse von »Leipzig im Herbst« 89.

KOMM-Haus, 19.04. 19:00 (mit dem Regisseur Andreas Voigt)


Nach Wriezen
D 2012, Dok, R: Daniel Abma, 87 min

Der Film begleitet drei straffällig gewordene junge Männer vom Tag ihrer Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt im brandenburgischen Wriezen über die darauffolgenden drei Jahre.

Budde-Haus, 14.04. 16:00 (Filmgespräch mit dem Regisseur, Sonntagsfilm um vier)


Ocean Film Tour Vol. 10

Die neuesten Meeresabenteuer und Wassersportfilme auf der großen Leinwand mit viel Action auf und unter Wasser und Geschichten rund ums Meer.

Werk 2, 17.04. 19:30


Shadow Game
NL 2021, Dok, R: Eefje Blankevoort, Els van Driel, 90 min

Eine Reise mit jugendlichen Geflüchteten durch die dunkle Seite Europas.

Ost-Passage-Theater, 17.04. 20:00 (im Anschluss Gespräch mit Aktivisten von Medical Volunteers International)


Shorts Attack: Mütter, Mut & Mutationen

Von der Hausarbeit bis zum Urlaub, vom Tanzvergnügen über Fahrradliebe und Kunstgenuss bis hin zu Körperreflexion, Klischees und Krisenbewältigung, die Heldinnen des Programms erleben turbulente Situationen.

UT Connewitz, 12.04. 20:00


Solidarność według kobiet / Die Solidarność der Frauen
PL 2014, Dok, R: Marta Dzido, Piotr Śliwowski, 113 min

Anfang der 1980er Jahre zählt die freie und selbst verwaltete polnische Gewerkschaft Solidarność über 10 Millionen Mitglieder. Die Hälfte davon sind Frauen. Der Film rekonstruiert ihre bisher kaum erzählte Geschichte.

Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig, 17.04. 19:00 (im Anschluss: Gespräch mit der Regisseurin Marta Dzido und dem Regisseur Piotr Śliwowski)


The Nomi Song
D 2004, Dok, R: Andrew Horn, 98 min

Porträt der Kultfigur der New Yorker New-Wave-Szene. Eine Reise in die wilden Zeiten der US-amerikanischen Kunst-Avantgarde in den siebziger und achtziger Jahren.

Kinobar Prager Frühling, 19.04. 17:30 (Queer Music Festival)
 

Zuflucht nehmen
D 2023, Dok, R: Selina Höfner, 73 min

Der Dokumentarfilm verfolgt das Ziel, auf die Situation von gewaltbetroffenen Frauen aufmerksam zu machen und auf strukturelle Probleme hinzuweisen, die es erschweren, Gewaltsituationen überhaupt verlassen zu können.

Cinémathèque, 15.04. 18:30 (mit Diskussion, OmeU)

 

 

 

 


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