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Kultur

Queer Music

Die Kinostarts der Woche

  Queer Music | Die Kinostarts der Woche  Foto: Artistnetwork

Das »Queer Music Festival« sorgt im April für queere Sichtbarkeit, Lebensfreude und Diversität in Leipzig. Begleitend gibt es ein musikalisches Filmprogramm mit Spiel- und Dokumentarfilmen über die Band The Hidden Cameras, die kanadische Berlinerin Peaches und den Avantgardisten Klaus Nomi. 

18.4.–21.4., Queer Music Festival, u.a. Kinobar Prager Frühling, UT Connewitz


Film der Woche: Eine Stimme aus dem Off erzählt: »Wenn man sich als Kind schmutzig gemacht hatte oder falsch angezogen war, hieß es ›Lauf nicht rum wie ne wendsche Hanka‹. Ich wusste nicht, was eine ›wendsche Hanka‹ war, aber auf keinen Fall wollte ich eine sein.« In den folgenden 90 Minuten räumt Regisseurin Grit Lemke (»Gundermann Revier«) mit tief verwurzelten Vorurteilen auf, zeigt das Leben der heutigen Sorben und junge Menschen, die sich für die Tradition entschieden haben. In weiten der Teilen der Lausitz bildeten die Sorben bis ins 20. Jahrhundert die Mehrheit der Bevölkerung. Heute sind sie eine von vier anerkannten Minderheiten in Deutschland, politisch wie kulturell kaum repräsentiert. Einfühlsam setzt sich Lemke mit dem fremden und doch so nahen Volk auseinander, begleitete Jung und Alt mit der Kamera, zeigt Umzüge und Feste in Trachten, aber auch junge sorbische Rapper. Lemke sucht auch  nach Antworten darauf, wie das Unrecht der Vergangenheit bis in die Gegenwart reicht. So ist »Bei uns heißt sie Hanka« ein Film, der auch viel über die politische Entwicklung der Region zu erzählen weiß.

»Bei uns heißt sie Hanka«: ab 18.4., Passage-Kinos, Kinobar Prager Frühling


Etero ist fast 50 Jahre alt und die einzig ledige Frau in ihrem georgischen Heimatdorf. Das entspricht ihren Wünschen, was für den konservativen Rest der Dorfbewohner nur schwer nachvollziehbar ist. Eteros Tage sind gezeichnet von Alltagspflichten und ihrer Arbeit im eigenen Haushaltsladen. Sie mag allein sein, doch einsam ist sie nicht. Nachdem sie beim Brombeerpflücken einen steilen Hang hinunterfällt und dadurch mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird, resümiert sie ihr Leben. Es scheint, dass der Kuchen, den sie sich hin und wieder gönnt, andere, verpasste, süße Momente nicht kompensieren kann. Sie beginnt kurzum eine Affäre mit ihrem Lieferanten Murman und auch abseits derer ist sie plötzlich hungrig nach allem, was ihr Leben potentiell bereichern könnte. Weil ihre heimischen Altersgenossinnen ihr auf der Suche danach keine Hilfe sind, verbündet sie sich mit jüngeren Frauen, die ihr Wege zu einem erfüllteren Leben ohne Unterdrückung, aber eben auch ohne Verzicht, aufzeigen. »Amsel im Brombeerstrauch« ist kein dialoglastiger Film. Die Kommunikation wird fast ausschließlich durch Eka Chavleishvilis feinsinniges Spiel bestritten, das vor einer reduzierten Geräuschkulisse umso tiefer greift. Basierend auf Tamta Melaschwilis Roman »Amsel, Amsel, Brombeerbusch« aus dem Jahr 2023 ist Regisseurin Elene Naveriani eine feinfühlige, bildstarke Adaption der Vorlage gelungen. LAURA GERLACH

»Amsel im Brombeerstrauch«: ab 18.4., Cinémathèque in der Nato, Cinémathèque


Vor drei Jahren landete Ryûsuke Hamaguchi mit »Drive my car« einen Überraschungshit. Nach der Goldenen Palme in Cannes gab es den Golden Globe und schließlich den Oscar als bester internationaler Film. Auch bei uns begeisterte das dreistündige Drama ein großes Publikum. Der langsam erzählte »Evil does not exist«, Gewinner des Großen Preises der Jury in Venedig, richtet sich da eher an ein aufgeschlossenes Arthouse-Publikum. Dabei ist die Geschichte recht zugänglich und hochaktuell: Der Witwer Takumi lebt mit seiner achtjährigen Tochter Hana inmitten der Natur. Tagsüber bearbeitet er das Holz des Waldes, während Hana über die Wiesen streunt und Rehe beobachtet. Das Gleichgewicht wird gestört als eine Event-Agentur ein Grundstück am Rande des 6.000-Seelen-Dorfes kauft. Geplant ist dort eine »Glamping«-Anlage – eine »glamuröse Art des Camping«. Als die zwei Abgeordneten der verantwortlichen Agentur das Projekt der Dorfbevölkerung vorstellen, ergeben sich viele offene Fragen. Wohin mit dem Abwasser? Was, wenn jemand ein Lagerfeuer entzündet und damit einen Waldbrand auslöst? Der gutmütige Takumi erklärt sich bereit, mit den beiden Fremden eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Die Geschäftsführung verfolgt jedoch ganz eigene Interessen und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Wer hier jetzt einen Öko-Thriller erwartet, sitzt vielleicht im falschen Film. Hamaguchi geht es in langen Einstellungen um die menschliche Dimension der Ereignisse und das Leben in Einklang mit der Natur.

»Evil does not exist«: ab 18.4., Passage-Kinos, Schaubühne Lindenfels


Weitere Filmtermine der Woche

Die Liebe in ungleichen Zeiten 
TAN/D/SA/KAT, R: Amil Shivji, D: Gudrun Mwanyika, Ikhlas Gafur Vora, Siti Amina, 88 min

Eines Nachts auf Sansibar in den letzten Jahren der britischen Kolonialzeit. Denge, ein junger afrikanisch-sansibarischer Freiheitskämpfer, trifft auf Yasmin, eine junge indisch-sansibarische Frau, die vor ihrer Zwangsehe geflohen ist und ihre eigene Freiheit sucht. Leidenschaft und Revolution eskalieren.

Luru-Kino in der Spinnerei, 19.04. 19:00 (in Anwesenheit des Regisseurs, OmU)


Helke Sander – Aufräumen 
D 2023, Dok, R: Claudia Richarz, 82 min

Dokumentarisches Porträt von Helke Sander, die als Filmemacherin und Autorin zu einem Vorbild der Frauenbewegung wurde.

Cineding, 18.04. 19:00 (mit Filmgespräch)19.04. 19:0020.04. 19:00


Horse Money 
POR 2014, R: Pedro Costa, D: Ventura, Vitalina Varela, Tito Furtado, 103 min

Grandios bebilderte Reise durch die Erinnerungslandschaft des schon aus früheren Filmen Costas bekannten Protagonisten Ventura.

Cinémathèque, 19.04. 19:30 (mit Einführung, OmU)


Leipzig im Herbst

Die zwei ersten Filme des Leipzig-Zyklus von Andreas Voigt. Alfred, ein Leipziger Einsiedler, der aus seinem Leben erzählt, und die Ereignisse von »Leipzig im Herbst« 89.

KOMM-Haus, 19.04. 19:00 (mit dem Regisseur Andreas Voigt)


The Nomi Song 
D 2004, Dok, R: Andrew Horn, 98 min

Porträt der Kultfigur der New Yorker New-Wave-Szene. Eine Reise in die wilden Zeiten der US-amerikanischen Kunst-Avantgarde in den siebziger und achtziger Jahren.

Kinobar Prager Frühling, 19.04. 17:30 (Queer Music Festival)
 

Two – Shtaim
ISR 2021, R: Astar Elkayam, D: Gil Desiano, Sobhi Hosari, Hadas Kalderon, 80 min

Der Spielfilm begleitet ein lesbisches Pärchen auf dem langen Weg zur Mutterschaft.

Schaubühne Lindenfels, 19.04. 18:00 (Aktuelles Kino aus Israel, OmU)


Westkidz spezial - »Frühlingshaftes Familienkino«

Mit einem Überraschungsfilm

Westkreuz Plagwitz, 20.04. 16:00


Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums TIPP NEU
USA 2022, R: Aitch Alberto, D: Max Pelayo, Reese Gonzales, Kevin Alejandro, 98 min

Zwischen zwei mexikanisch-stämmigen amerikanischen Jugendlichen entfaltet sich eine Freundschaft, die beider Leben verändern soll.

Passage-Kinos, 24.04. 20:30 (OmU, QueerBLICK)


Blue
USA 1996, R: Derek Jarman, 75 min

Toncollage aus Derek Jarmans Tagebüchern über ausschließlich monochromem Blau. Der AIDS-kranke Regisseur war zur Entstehungszeit von »Blue« bereits erblindet und stand kurz vor seinem Tod, womit diese, seine letzte Arbeit auch und vor allem eine außergewöhnliche Auseinandersetzung über Leben und Vergehen ist.

Cinémathèque, 26.04. 19:30 (mit Einführung, OV)


Co:memorate – Gemeinsam erinnern an rassistische Gewalt
D 2023, Dok, R: Birgit Said, Antonio Quarta, Alexander Krahmer

Der Dokumentarfilm zeigt alltägliche Orte, an denen rassistische Gewalt verübt wurde. Er möchte an Taten und Opfer, vor allem aber an Menschen, an Lebensgeschichten und Spuren erinnern.

Stadtgeschichtliches Museum, 25.04. 18:00 (Veranstaltung von Projektwohnung krudebude)


Das war Bitteres aus Bitterfeld
DDR 1988, Dok, R: Rainer Hällfritzsch, Margit Miosga, Ulrich Neumann, 30 min

Der illegal in der DDR gedrehte Dokumentarfilm zeigte das Ausmaß der Umweltverschmutzung in der von Chemiebetrieben geprägten Industrieregion um Bitterfeld.

Denkmalwerkstatt, 23.04. 16:00


Dead Man
USA/D/J 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover, 121 min

William Blake (Johnny Depp) macht sich von Cleveland auf in den Westen der USA, um dort eine Stelle als Buchhalter anzutreten. Doch er wird von einer Kugel getroffen. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände sieht sich William trotz seiner schweren Verletzung gezwungen, in die Wälder zu fliehen. Der Indianer Nobody (Gary Farmer), der ihm dort begegnet, nimmt ihn unter seine Fittiche. Von eiskalten Kopfgeldjägern gehetzt, wird William nun selbst zum Outlaw und gefürchteten Killer.

Schaubühne Lindenfels, 24.04. 21:15 (OmU, The Independent Cinema of Jim Jarmusch)


Queer Music Festival:

Desire Will Set You Free
D 2014, R: Yony Leyser, D: Yony Leyser, Chloe Griffin, Tim Fabian Hoffman, 92 min

Yony Leysers Film führt zwei sehr unterschiedliche Männer – einen Autor und einen Stricher in Berlins Underground-Szene zusammen und lässt sie einander und die Stadt neu entdecken.

Kinobar Prager Frühling, 21.04. 20:00 (OmU, Queer Music Festival)


Music Is My Boyfriend
CAN 2023, Dok, R: Robert Kennedy, 40 min

Doku über die Band The Hidden Cameras. Der Film kombiniert Interviews mit Originalmitgliedern, Aufnahmen hinter den Kulissen während einer Aufnahmesitzung und selten gesehene 16-mm-Filme von zwei ihrer legendären Live-Kirchenshows.

Kinobar Prager Frühling, 21.04. 17:30 (OmeU, Queer Music Festival)


Peaches Does Herself
D 2012, Dok, R: Peaches, 83 min

Die kanadische Musikerin und Performerin Merrill Beth Nisker aka Peaches brachte 2010 ihr Anti-Jukebox-Musical »Peaches Does Herself« auf die Bühne des alternativen Berliner HAU Theaters.

Kinobar Prager Frühling, 21.04. 17:30 (OmeU, Queer Music Festival)


 

For the Time Being
D 2023, Dok, R: Nele Dehnenkamp, 94 min

Seit Jahren versucht Michelle, die Unschuld ihres inhaftierten Mannes zu beweisen. Wegen vorsätzlicher Tötung wurde er 1998 zu 22 Jahren bis lebenslänglich verurteilt. Nun sind neue Dokumente aufgetaucht, die Michelles Bemühungen um seine Freilassung befeuern und ihr neue Hoffnung geben.

Ost-Passage-Theater, 24.04. 20:00 (OmU)


Im Umbruch – Go. Stay. Dance.
D 2022, R: Barbara Lubich

Filmische Begegnung mit drei Künstlerinnen aus drei Jahrgängen über ihren Tanz zwischen Alltag und Vision, Kunst und Kunstbetrieb, Eigensinn und Gemeinschaft, verschwundenen Grenzen und beständigen Werten.

Luru-Kino in der Spinnerei, 26.04. 17:30 (Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacherinnen)


Ja, Andrei Iwanowitsch
D 2018, Dok, R: Hannes Farlock

Andrei ist einer der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald, und unter ihnen einer der wenigen, die geistig und körperlich noch mitten im Leben stehen.

Kinobar Prager Frühling, 25.04. 17:00 (Filmvorführung mit Andrei Iwanowitsch Moiseenko und Filmteam, OmU)
Ost-Passage-Theater, 26.04. 20:00


King Creole
USA 1958, R: Michael Curtiz, D: Elvis Presley, Carolyn Jones, Walter Matthau, 116 min

Laden auf Zeit
21.04. 18:00 (Flimmerkasten-Filmclub)
Elvis Presley verpasst der Bourbon Street neuen Schwung. Er spielt einen schwierigen Jugendlichen, dessen Gesang das French Quarter zum Beben bringt.


Nur eine Frau 
DDR 1958, R: Carl Balhaus, D: Karla Runkehl, Rudolf Grabow, Lore Frisch, Eva-Maria Hagen, 105 min

Ein biografischer Film über die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters, Autorin sozialkritischer Romane und Gründerin der ersten Frauenzeitschrift Deutschlands.

Denkmalwerkstatt, 25.04. 18:00 (im Anschluss Filmgespräch mit Nane Pleger)


Spy x Family Code: White 
J 2023, R: Kazuhiro Furuhashi, 110 min

Loid will Anya dabei helfen, einen Kochwettbewerb an der Eden Academy zu gewinnen, indem er das Lieblingsessen des Direktors zubereitet. Kinofilm zur beliebten Manga- und Anime-Serie.

Regina-Palast, 17:00 (OmU), Cinestar 23.04. 17:00 (OmU), 20:00
Cineplex, 23.04. 18:00 (OmU), 20:00, 24.04. 18:00


Technik des Glücks
D 2003, Dok, R: Chris Wright, Stefan Kolbe, 68 min

Früher gab es das Kraftwerk Zschornewitz. Tausende machten hier aus Kohle Strom. Mit der DDR verschwand das Kraftwerk und mit ihm die Arbeit. Es blieben die Amateurfilme der Kraftwerker.

Luru-Kino in der Spinnerei, 24.04. 17:30 (Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacherinnen)


Unser täglich Brot
A 2005, Dok, R: Nikolaus Geyrhalter, 92 min

Ein Blick in die Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion und der High-Tech-Landwirtschaft. Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen gibt der Film Einsicht in die Orte, an denen Nahrungsmittel in Europa produziert werden.

Luru-Kino in der Spinnerei, 25.04. 17:30


Was von der Liebe bleibt
D 2023, R: Kanwal Sethi, D: Mikhail Gusev, Serkan Kaya, Seyneb Saleh, 100 min

Der Leipziger Filmemacher Kanwal Sethi inszenierte die tragische Liebesgeschichte, in der Ilyas den Tod seiner Frau Yasemin verarbeiten muss, die vor dem gemeinsamen Café von einem Fremden ermordet wird. Mehr dazu im Maikreuzer.

Passage-Kinos, 24.04. 20:00 (Premiere mit Regisseur und Team)


Winter adé
DDR 1989, Dok, R: Helke Misselwitz, 116 min

Die Regisseurin verlässt noch einmal ihre Geburtsstadt Zwickau und den Ort ihrer Kindheit, um auf dieser Reise zu erfahren, wie andere gelebt haben, wie sie leben möchten. In der Bahn, am Arbeitsplatz oder zu Hause begegnet sie Frauen und Mädchen verschiedener Generationen, aus unterschiedlichen sozialen Schichten und lernt ihre Lebensgeschichten kennen.

Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig, 24.04. 19:00

 



 


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