»Mitarbeitersterncheninnen«, »Auftrittsverbot«, »Gesinnungsstalinismus«: Hans-Eckardt Wenzel sieht die Kunstfreiheit in Gefahr, weil ihn das Werk 2 angeblich ausgeladen hat. Hat es aber gar nicht. Das Leipziger Kulturzentrum nahm sich lediglich das Recht heraus, die Zwischenmoderationen des Barden zu hinterfragen. Dessen gekränktes Ego reagierte mit einem geharnischten offenen Brief.
Im Januar spielten Wenzel und Band ein Konzert vor vollem Werk-2-Saal. Hans-Eckardt Wenzel wurde vor allem als Teil des Duos Wenzel & Mensching bekannt, das in den Achtzigern und Neunzigern mit clownesk-subversivem Liedtheater sein Publikum fand. Auch danach blieb Wenzel vor allem in Ostdeutschland populär. Er gibt gern den Freigeist und undogmatischen Kettensprenger. In der Pandemiezeit fiel er – noch leise – mit Querdenker-Tönen auf. Er ist Erstunterzeichner des Wagenknecht-Schwarzer-Briefs, der den westlichen Staaten eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt und Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung des Landes ablehnt.
Entsprechend soll sich der Künstler beim Leipziger Auftritt auch geäußert haben, teilt das Werk 2 nachträglich zur Publikation des offenen Briefs am Montag mit. Daher hätten Sie sich mit einem Feedback-Schreiben an Wenzels Management gewandt. Mit der Bitte um Erklärung: »Wir würden gerne verstehen, weshalb, gerade im Vergleich zu den letzten beiden Konzerten, es diesmal dazu kam, dass eine solche Häufung herabsetzender und verletzender Wortbeiträge stattfand.« Als Antwort darauf erhielt das Werk 2 den Text, den Wenzel nun veröffentlichte. Weil er bereits in diversen Kreisen kursierte, beschloss das Kulturzentrum, den für Wenzel geblockten Termin im Dezember 2024 zu streichen. So die Darstellung des Werk 2. »Erst nach dem offenen Brief, der bereits teilöffentlich kursierte, bevor wir ihn als Antwort auf unsere Mail erhielten, wurde der reservierte Termin gestrichen. In unserer Wahrnehmung gibt es kein Interesse an einem respektvollen Austausch zu den Themen unserer Mail.«
Late to the party: In seinem Text greift Wenzel zu grobem Besteck, zieht DDR-Vergleiche. Das liest sich ziemlich peinlich. Wenzel reiht sich damit ein in die Riege der Dieters und Diethers, die nur ihre Weltsicht und Humorauffassung gelten lassen wollen. Alles andere nennen sie moralinsauer und gesinnungspolizeilich. Und natürlich sei das eine Einschränkung von Kunstfreiheit, denn ohne Diskriminierung kommt man offenbar nicht aus. Solches Geheule ist zur Genüge bekannt. Kleine Kreise zieht die Diskussion um das Auftrittsverbot, das keines war, aber doch in den sozialen Medien. (Sonst wäre auch dieser Text nicht erschienen).
Dass das Werk 2 keine Verpflichtung hat, den Künstler auftreten zu lassen, sollte ersichtlich sein. Natürlich hat niemand generelles Auftrittsrecht, wie es kein Recht auf Publikum gibt. Es existieren aber genügend Bühnen in der Stadt und sicher findet Wenzel dort sein Publikum. Dass er bei seiner Opferinszenierung aber auch noch die Wahrheit verbiegt, ist dreist. Es passt in Wenzels Selbstbild des weinerlichen Unverstandenen, der in gestriger Gedankenwelt festklebt, die er mit kritischem Bewusstsein verwechselt.
Hinweis: In einer früheren Version stand, dass der Auftritt im Dezember stattgefunden hätte. Es geht aber um den Auftritt am 31. Januar. Wir haben das korrigiert.