Die Leiterin des Leipziger Kulturamts ist seit beinahe fünf Monaten nicht mehr im Amt. Jetzt denken Sie sicher: »Aha«, und das ist an und für sich auch völlig angemessen. Das Kulturamt ist nicht der Nabel der Welt, solche Personalien interessieren uns einfache Leute von der Straße, wie Sie und ich welche sind, nicht wirklich. Man liest das vielleicht irgendwo und gut. Aber Moment, wo hatten wir es doch gleich gelesen, dass Anja Jackes nicht mehr im Amt ist? Ach ja, richtig: Nirgends!
Und das hat den einfachen Grund, dass sich die Stadt Leipzig seit Anfang Januar zu dem Thema ausschweigt. Auf mindestens eine Anfrage der LVZ und mehrere von uns dazu hieß es über Monate stets: Keine Angaben zu Personalfragen. Datenschutz!
Wir sind nicht die Bild und schreien jetzt: »Skandal!«, aber dass die Stadt solange mauert, während das Gerücht aus immer mehr Ecken hallt, ist kommunikativ ein Desaster. Eins, das das Kulturdezernat und das Kommunikationsreferat der Stadt zu verantworten haben, und eins, das noch nicht beendet ist. Denn »verkündet« oder gar begründet wurde Jackes’ Ende nach wie vor nicht.
Bisher wurde lediglich – wohlwollend gesagt: nebenbei, mutmaßlich: unabsichtlich – am 26. April in der Einladung zur Pressekonferenz der Museumsnacht Antje Brodhun als »amt. Leiterin des Kulturamtes der Stadt Leipzig« angekündigt. Auf unsere Nachfrage daraufhin, warum, seit und bis wann Brodhun amtierende Leiterin des Kulturamts und was mit der eigentlichen Amtsleiterin sei, hieß es nach unkommentiertem Verstreichen der gesetzten Frist erst auf Nachfrage aus dem Personalamt furztrocken: »Frau Brodhun ist seit dem 5. Januar 2024 mit der kommissarischen Leitung des Kulturamtes beauftragt. Die Beauftragung gilt befristet bis zur Neubesetzung der Stelle. Zu personellen Einzelfragen kann keine Auskunft erteilt werden.« Dass zu diesem Zeitpunkt seit dem 5. Januar beinahe vier Monate vergangen waren, dass wir währenddessen bereits mehrfach Stellungnahme zu dem Gerücht erbeten hatten: Scheinbar egal. Mittlerweile taucht Antje Brodhun auch auf der Website des Kulturamts als amtierende Leiterin auf.
Dass Jackes’ Abgang nach nur drei Jahren offenbar kein Verlust ist – auf unsere Frage, ob das Kulturamt durch mehrere Monate Abwesenheit der Amtsleiterin in seiner Funktionalität, Entscheidungsmacht und Bewältigung seiner Aufgaben eingeschränkt sei, hieß es schlicht: »Nein.« –, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch dieses liegt auf dem Schreibtisch von Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke.