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Stadtleben

Millionen für einen neuen Leuchtturm

Sachsen sichert mit 74 Millionen Euro den Bau des Naturkundemuseums

  Millionen für einen neuen Leuchtturm | Sachsen sichert mit 74 Millionen Euro den Bau des Naturkundemuseums  Foto: Britt Schlehahn

Der sächsische Ministerpräsident ist ein großer Fan von Naturkundemuseen, so erzählt er es bei dem kleinen Presseempfang am Dienstagnachmittag im ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz. Denn auch seine Heimatstadt Görlitz verfügt über ein Naturkundemuseum – das Senckenberg Museum, das im nächsten Jahr seine Neubau-Eröffnung plant.

Dass das Leipziger Naturkundemuseum nach Jahrzehnten und im zweiten Anlauf nun endlich ein neues Zuhause erhält, dafür kam er persönlich vorbei und brachte den symbolischen Scheck für 74 Millionen Euro mit. Kretschmer betont, dass er sich persönlich dafür eingesetzt hat, dass die Gelder aus der Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung zur Gewährung von Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen nach Leipzig gehen und das hat nicht nur mit seiner Vorliebe für Naturkundemuseen zu tun. Zum einen entsteht hier im ehemaligen Bowlingtreff seinen Worten nach »ein Leuchtturm der Kultur- und Wissenschaftslandschaft Sachsens«. Die Umzugspläne der Stadt für das Museum auf den Wilhelm-Leuschner-Platz beschreibt er zudem als »kluge und zugleich kreative Entscheidung«. Ohne ein konkretes Datum für die Eröffnung vorwegzunehmen weiß Kretschmer bereits heute, dass »diese Investition einen wichtigen Beitrag für die Regionalentwicklung im Mitteldeutschen Revier und in ganz Sachsen leisten« wird.

Zweite Chance für Leipzig

Gleichzeitig nutzt Kretschmer den Termin, um über die überparteiliche Zusammenarbeit im Leipziger Rathaus ins Schwärmen zu geraten – ohne mit einer Silbe auf die Wahl am vergangenen Sonntag einzugehen. Passend dazu ist Kretschmer eingerahmt von Finanzbürgermeister Torsten Bonew (CDU), der Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) sowie Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne). »Das ist so positiv!«, fasst der Gast aus Dresden zusammen.

Bei so viel Lob aus Dresden muss die Stadt nun auch liefern. Denn bekanntlich handelt es sich um die zweite Chance und das in zweifacher Hinsicht. Eigentlich hätte die neue Heimat des Museums 2020 in der Halle 7 auf der Spinnerei eröffnet werden sollen, nachdem bereits seit Jahrzehnten der Umbau des Hauses zur Debatte stand. Damals führte die fehlende Statik in der ehemaligen Fabrikhalle im Leipziger Westen zum Abbruch des Vorhabens. Von geplanten zehn Millionen Euro hätten sich die Baukosten auf über 30 Millionen Euro gesteigert. Jetzt sieht es ganz anders aus. Die Museumskonzeption, in deren Mittelpunkt das Mammut von Borna, die erste deutsche Tiefseeexpedition des Leipziger Zoologie-Professors Carl Chun von 1898 und die Arbeiten des Tierpräparators Hermann Heinrich ter Meer stehen, ist in den Bau integriert.

Errinnerungen an die Pleite von 2018

Die aus Dresden zugeschossenen 74 Millionen Euro sichern den Hauptteil der Baukosten für die Verwandlung des 1987 errichteten Bowlingtreffs von Winfried Sziegoleit zum Naturkundemuseum. Sie liegen aktuell bei 83,4 Millionen Euro. Die Stadt leistet einen Eigenanteil von über neun Millionen Euro und landete dann also fast bei den zehn Millionen von vor  zehn Jahren und dem Ursprungsplan von der Spinnerei.

Bei so viel Harmonie ging fast der Besuch von Kretschmer 2018 unter. Damals kam er mit einem Scheck im Wert von zwei Millionen aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR, die dabei helfen sollten, ein Konzept für das Sportmuseum zu erstellen. Das ging nach hinten los. Letztlich zahlte die Stadt gar Gelder wieder zurück und von einem geöffneten Sportmuseum ist Leipzig immer noch sehr weit entfernt.

2028 oder 2029? Hauptsache Eröffnung!

Auf die Frage des kreuzer, wann das Naturkundemuseum fertig wird, reagiert Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke leicht genervt. Ihrer Meinung nach sei es egal, ob 2028 oder 2029: Hauptsache es wird eröffnet. Museumsdirektor Ronny Maik Leder, seit 2016 im Amt, ist und bleibt ein großer Optimist und freut sich auf die Eröffnung.

Als Dank für den Geldsegen überreicht er eine kleine Walrossbronze an Kretschmer. Ihn erinnert das Walross an seine Präparierungsversuche einer Maus im Görlitzer Museum: »Ich bin sehr gerührt«. Nach einer kurzen Führung dazu, wie das Museum in einigen Jahren aussehen wird, noch schnell ein Selfie mit dem Projektleiter und weg sind die dunklen Karossen vom Wilhelm-Leuschner-Platz.

Ab Anfang Juli werden die Schadstoffe aus dem ehemaligen Bowlingtreff geborgen. Anfang 2025 beginnen die archäologischen Untersuchungen.

 


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