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»Das sollen andere machen«

Der gebürtige Spandauer Christian Rocca gibt den Macher nur noch für den Nachwuchsbereich in Leipzig

  »Das sollen andere machen« | Der gebürtige Spandauer Christian Rocca gibt den Macher nur noch für den Nachwuchsbereich in Leipzig  Foto: Engel & Völkers

Die Kräfte zu bündeln, um hinter RB im Nachwuchsbereich zu schaffen, was der FC Sachsen und der VfB Leipzig in der Vergangenheit schon einmal hatten: nämlich exzellente Jugendarbeit. Das sei das Ziel des Jugendfördervereins (JFV) Neuseenland, erklärt Christian Rocca selbstbewusst. Der 56-Jährige, groß und von kräftiger Statur, ist erster Vorsitzender des Gemeinschaftsprojekts von Eintracht Leipzig-Süd, Turbine Leipzig und den Kickers Markkleeberg. 

Individuell Talent fördern, Spaß am und Respekt im Spiel haben sowie die Identifikation mit dem eigenen Verein leben – das mache den JFV aus, erklärt Rocca im Gespräch mit dem kreuzer. Gewachsen sei die Idee dazu, seit Rocca sich in den Nullerjahren die Frage stellte, was er tun müsse, damit sein eigener Sohn die bestmögliche Ausbildung im Jugendamateurfußball kriegen könnte. 

Er selbst sei als »gebürtiger Spandauer« mit sieben Jahren zum Fußball gekommen, als 1975 der Spandauer SV in die damalige zweite Fußballbundesliga Nord aufstieg. Obwohl der Verein bereits nach einer Saison wieder abstieg und in der ewigen Tabelle der zweiten Liga den letzten Platz belegt, erinnert sich Rocca noch heute bestens an Spiele gegen Union Solingen oder den VfL Wolfsburg.

In der Jugend erkennt Rocca, dass der Traum, selbst mal Profi zu werden, ein Traum bleiben wird – er wird Schiedsrichter und fängt eine Bankkaufmannslehre an. Der damalige Vorsitzende des Spandauer SV fragt ihn später, ob er Schatzmeister werden wolle. Rocca sagt Ja und bleibt es zehn Jahre lang – bis er 1997 als Banker nach Leipzig geht. Hier wird er im Umfeld des FC Sachsen aktiv. Zunächst fädelt er das Trikotsponsoring seines damaligen Arbeitgebers ein, später ist er zeitweise sogar Präsident des Vereins.

Rocca ist somit nicht nur Zeitzeuge, sondern auch Protagonist in einer Zeit, in der »Macher« den Fußball auf Funktionärsebene prägen. Doch dieses Kapitel hat er hinter sich gelassen. Spätestens seit er 2016 am Herzen operiert wurde, sei er ruhiger geworden. »Der Christian Rocca von vor 20 Jahren hätte noch von einem Regionalligaspiel im ›Camillo Ugi‹ (Stadion der Kickers Markkleeberg, Anm. der Red.) und der ›Hoffnung Mitteldeutschlands‹ geträumt. Aber das ist vorbei. Das sollen andere machen.« Der Männerfußball interessiere ihn mittlerweile gar nicht mehr, wie er mehrfach im Gespräch betont: »Wir kümmern uns nur um den Nachwuchs.« Man nehme beim JFV alle mit und schicke keinen nach Hause. Vor allem wolle man Anlaufstelle für junge Spieler sein, die es bis nach ganz oben nicht schaffen, aber trotzdem ambitioniert in den Erwachsenenbereich wollen. Können Breitensport und Leistungsniveau aber wirklich unter einem Dach vereint werden? »Das geht!«, ist Rocca überzeugt.

Und auch wenn er die BSG Chemie nicht für sein Projekt begeistern konnte, fühlt er sich dem Verein heute noch verbunden: »Da mir nie was Böses widerfahren ist in Leutzsch, gehöre ich weiter zu den Sympathisanten der BSG.« Auch deshalb habe die Leipziger Niederlassung der Immobilienmaklerfirma Engel & Völkers, deren Geschäftsführer Rocca ist, einen grün-weißen Spieler angestellt.

Mittlerweile fühle er sich mehr als Leipziger denn als Spandauer: »Wir haben hier eine tolle, wunderschöne Stadt. Ich würde Leipzig nie wieder gegen Berlin zurücktauschen wollen.« Rocca rechnet im Kopf noch mal nach – in zwei Jahren wird er länger in Leipzig als in Berlin gelebt haben.


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