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Film

Ich wär so gerne Millionär

»Zwei zu Eins« mit Sandra Hüller erzählt von einem irrwitzigen »Geldraub« in der Nachwendezeit

  Ich wär so gerne Millionär | »Zwei zu Eins« mit Sandra Hüller erzählt von einem irrwitzigen »Geldraub« in der Nachwendezeit  Foto: Farbfilm Verleih Peter Hartwig

Sich einmal volle Kanne in einen Berg voller Geldscheine werfen – der Traum vieler Glücksritter. Für die Halberstädter Maren, Robert und Volker wird er im Sommer 1990 wahr, denn sie entdecken in einem unterirdischen Militärbunker haufenweise eigentlich ausgedientes Geld der gerade abzuwickelnden DDR. Doch durch einige Finessen wird aus dem vermeintlichen edlen Klopapier ein echter Millionenschatz – der die Beteiligten in soziale, moralische und emotionale Schieflagen befördert.

Natja Brunckhorsts Komödie »Zwei zu Eins« basiert auf einem realen Fall: Im sogenannten Komplexlager 12 bei Halberstadt stapelten sich insgesamt wohl 109 Milliarden Mark, die das Regime – wahrscheinlich die preiswerteste Alternative – hinter dicken Mauern einfach verrotten lassen wollte. Über zehn Jahre hinweg bedienten sich jedoch (Sch)eingeweihte über die Luftschächte rucksackweise, bevor im Jahr 2001 Sammlern auffiel, dass die angebotenen 200- und 500-Mark-Scheine offiziell nie ausgegeben worden waren. Nur zwei der Geldgräber erhielten damals Bewährungsstrafen. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen an der Aktion beteiligt waren und wie viel Geld seinen Weg zurück in den Konsumkreislauf gefunden hat.

Als sie von der Geschichte erfuhr, habe es sofort Klick gemacht, sagt die Regisseurin: »Das ist Kino! Das ist ein Heist-Movie! Mir war sofort klar: Die Geschichte dieser Einbrecher muss man erzählen.« Der Film bietet ein bis in die Nebenrollen souverän aufspielendes Starensemble und ist leicht verdaulich umgesetzt. Die konstant-prämierte Sandra Hüller spielt Maren – die Frau, um die die beiden Freunde Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) seit der gemeinsamen Kindheit buhlen. Während Volker ständig fliehen möchte, will Robert lieber ansässig bleiben und später sogar den volkseigenen Betrieb, aus dem er zuvor entlassen wurde, wieder aufbauen. »Jeder Film braucht eine Liebesgeschichte«, glaubt Brunckhorst. Zwar harmoniert die Hormon-Triade, doch dem Dreieckskonflikt fehlen fühlbare Spannung und echte Höhepunkte. Und obwohl die Charaktere alle ähnlich alt sein sollen, liegt zwischen Riemelt und Zehrfeld rein optisch gefühlt mindestens eine Dekade.

Dramatischer ist da schon die Entwicklung der kleinen Zweckgemeinschaft, die sich bildet, als die Nachbarn eingeweiht werden. Denn diese werden gebraucht, um die bald nutzlosen Scheine erst bei dubiosen West-Vertretern (u. a. Olli Dittrich) in massenweise Waren umzusetzen und diese später wieder im kapitalistischen Nachbarstaat zu verkaufen. Schon bald häufen sich jedoch klassische Dilemmata rund um den eingehenden Mammon: Wem gehört wie viel? Was kauft man davon? Und was macht die Gier aus der beschaulichen Hausbande?

Dabei wechselt die Sommerkomödie immer mal wieder vom aufrührerisch-leichten »Wir zeigen’s denen da oben/im Westen« zu einem kritischen Mahnmal der Wiedervereinigung, als z. B. den ehemaligen Arbeitern klar wird, dass ihre Firma von der Treuhand für gerade mal eine Mark an sie selbst verramscht wurde. Vor allem Peter Kurth und Martin Brambach liefern dafür die bis auf den Kern enttäuschten Gesichtsausdrücke und verbalen Abrechnungen – sowohl mit dem verräterischen Ex-Heimatland als auch mit dem verlogenen neuen System. Die Zeit des Umbruchs wollte Brunckhorst bildlich und stimmungsmäßig jedoch vor allem locker-flirrend darstellen: »Ich habe mir gewünscht, dass der Film auch dieses Sommergefühl transportiert, diese Atmosphäre der Leichtigkeit und der Möglichkeiten.« Dafür werden unter anderem Lens-Flare-Effekte genutzt, in denen die Sommersonne auf der Leinwand flimmert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die authentische Darstellung der Wende-Komödie sind die Locations, wie die Regisseurin betont: »Gera hat uns mit vielen guten Drehorten und Motiven beschenkt, das ist wirklich eine tolle Stadt. So ein Hausmotiv ist so etwas wie ein eigener Protagonist, und wir haben überallhin Leute geschickt, die gesucht haben, und alle gefragt. Und dann war es da.«

Der Gesamtheit der DDR-Blockbuster wie »Good bye, Lenin«, »Sonnenallee«, »Das Leben der Anderen« und Co. kann »Zwei zu Eins« zwar nicht wirklich Essenzielles hinzufügen. Der Film funktioniert aber durch die Skurrilität des echten Falls perfekt als leichte Unterhaltung – und Sandra Hüller ist sowieso immer einen Kinobesuch wert.


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