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Stadtleben

»Wenn alle der gleichen Meinung sind, wird es nicht interessant, oder?«

Auf der fünften Leipziger Klimamesse gibt es Infostände und Diskussionspanels

  »Wenn alle der gleichen Meinung sind, wird es nicht interessant, oder?« | Auf der fünften Leipziger Klimamesse gibt es Infostände und Diskussionspanels  Foto: Leipzig fürs Klima

Am 24. August findet auf dem Marktplatz die fünfte Leipziger Klimafair statt. Über 30 Klimagruppen und Initiativen sind bei der Messe vertreten. Neben Konzerten und Verpflegung gibt es wie jedes Jahr Diskussionspanels, diesmal auch eines zur Landtagswahl. Der kreuzer hat mit Lisa Falkowski aus dem Organisationsteam über Planungsschwierigkeiten, der Notwendigkeit von Konflikt und der Klimabewegung als »Demokratieschutz« gesprochen.

Wer genau sitzt hinter der Klimafair?

Im Grunde genommen ist die Klimafair ein Produkt von Leipziger Klimagruppen, die sich 2020 zusammengetan haben und gesagt haben: Es wäre cool, eine Veranstaltung zu haben, bei der wir uns vorstellen und die Leute uns kennenlernen können. Das Bündnis Leipzig fürs Klima ist der Träger. Die Omas for Future sind maßgeblich beteiligt, sowie der Bund. Die Parents for Future haben auch einen großen Anteil. Wir sind aktuell vier Hauptverantwortliche, die das Ganze ehrenamtlich organisieren.

 

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen?

Wir als Klimagruppen sind, in Leipzig zumindest, in einem sehr harmonischen Verbund. Es gibt mal kleinere Unstimmigkeiten, aber im Kern sind wir stark verbunden, weil wir alle dasselbe Ziel haben. Wir haben einfach unterschiedliche Wege, dahin zu kommen. Daher wollen wir jedem die Möglichkeit geben, seinen Weg zu zeigen.

 

Wie verläuft die Planung der Klimafair?

Im Grunde genommen planen wir jetzt schon für nächstes Jahr. Anfangen muss man immer mit der Beantragung von Geldern, damit man weiß, wieviel Geld zur Verfügung steht. Das haben wir für dieses Jahr leider nicht gemacht und daraus gelernt. Daher war es dieses Jahr sehr schwierig mit der Finanzierung, aber die Klimafair findet statt, so oder so. Das, was wir nicht gefördert bekommen, finanzieren wir erst einmal mit privaten Geldern. Wir hoffen, dass wir das später wieder einholen können. Deswegen bitten wir über die Plattform Betterplace um Spenden. Aber es ist nicht so einfach, denn es laufen viele Projekte gleichzeitig und jeder bittet um Geld.

 

Sie haben einige Diskussionspanels mit verschiedenen Akteuren aus Politik, Aktivismus, Naturschutz und Wissenschaft geplant. Rechnen Sie bei diesem Spagat auch mit Konflikt?

Ziel ist eigentlich immer, dass wir auf der Bühne einen Konflikt erzeugen und jede Seite abbilden. Wenn alle der gleichen Meinung sind, wird es nicht interessant, oder? Es ist nur schwierig, weil natürlich nicht immer beide Seiten gesprächsbereit sind. Für das Flughafenpanel haben wir zum Beispiel versucht, den Flughafen und DHL als Gesprächspartner zu gewinnen. Beide haben abgesagt, weil sie den Konflikt nicht auf der Bühne ausdiskutieren wollen. Das ist traurig, weil solche Themen nur gelöst werden können, wenn man miteinander kommuniziert und nicht nur medial gegeneinander schießt.

 

Diesmal veranstalten Sie auch ein Landtagspanel mit Politikerinnen und Politikern. Weshalb haben Sie sich dafür entschieden?

Wir sehen, wohin Sachsen politisch tendiert, und wir möchten den Leuten klarmachen, was so eine Landtagswahl bewirken kann. Es ist für uns klar, dass wir als Klimabewegungen auch eine Art Demokratieschutz sein wollen. Deswegen haben wir auch niemanden von der extrem rechten Seite auf dem Podium. Aber wir haben das BSW eingeladen, einfach um denen die Möglichkeit zu geben, ihr Profil zu zeigen, auch wenn es noch unsicher ist.
Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass uns diese Entscheidung das Genick gebrochen hat. Denn durch dieses sehr politische Podium haben wir verschiedene Fördergelder vom Land und von der Stadt nicht bekommen. Ich finde es trotzdem wichtig, den Leuten eine Woche vor der Wahl eine Chance zu geben, den Parteien nochmal zuzuhören und einen Eindruck von ihren Profilen zu bekommen.

 

Wann würden Sie sagen: die Klimafair war ein Erfolg?

Erstmal ist es wichtig, dass es nicht regnet (lacht.) Dann natürlich: viele interessierte Menschen. Ich wünsche mir für die Stände, dass dort viele neue Aktive dazu kommen, dass es zu schönen Gesprächen kommt. Es muss nicht unbedingt eine Masse da sein, aber eine Qualität, also ein echtes Interesse. Es wäre für uns super, wenn die Leute zum Umdenken angeregt werden. Wenn jeder eine Sache mitnimmt, ist das schon ein Erfolg.

 

Was genau motiviert Sie an diesem Ehrenamt?

Es ist auf jeden Fall eine Menge Arbeit. Die Motivation ist Aufklärung, Richtigstellung. Wir wollen Bürger dazu anregen, sich selbst zu informieren, Dinge selbst einzuschätzen. Deswegen stellen wir mit den Scientists for Future viel Faktenbasiertes vor. Wir wollen Leute dazu anregen, sich einzusetzen oder im Verhalten etwas zu ändern, selbst Kleinigkeiten. Wenn Leute sagen: »Mensch danke«, »Das war toll«, oder sie tanzen auf unserem Abschlusskonzert, dann gehen wir mit einem positiven Gefühl nach Hause und denken: War doch ein Erfolg.


Samstag, 24. August, Marktplatz, 10 – 22 Uhr
Das vollständige Programm gibt es hier.
Hier geht es zum Spendenaufruf der Klimafair.


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