Vieles, was Leipzig heute ausmacht, hat seine Ursprünge in den neunziger Jahren: Karli, Cossi, kreuzer, Krumbiegel (leicht verkürzte Darstellung, Anm. d. Red.). Und doch ist das Leipzig der neunziger Jahre an vielen Stellen das Gegenteil der heutigen Stadt: schrumpfend, verfallend, leer, deprimierend, eher Depeche-Mode-Video als Viva-Welt.
Dieser Widerspruch macht die Stadt im Jahrzehnt nach der Wende nach wie vor so interessant. Das Stadtgeschichtliche Museum widmet ihm deshalb ab 25. September seine nächste Sonderausstellung: »Zwischen Aufbruch und Abwicklung – Die 90er in Leipzig«. In deren Rahmen wird es im kommenden Jahr auch Podiumsdiskussionen in Kooperation mit dem kreuzer geben. Hier im Heft werfen wir schon mal ein paar Schlaglichter auf eine Stadt, die so ganz anders und doch so vertraut erscheint. In diesem Sinne: Mögen die Zeitzeugen sich über die fehlenden Meilensteine echauffieren!
1. Januar 1990
Am späten Nachmittag verteilen Republikaner aus der BRD – wir erinnern uns: Die DDR existierte ja bis 3. Oktober 1990 – Werbematerial. Die Polizei beschlagnahmt Tausende Flugblätter, Handzettel, Plakate mit dem Porträt des Rechtsextremisten Franz Schönhuber, Zeitschriften, Aufkleber und solches Zeug.
10. Januar 1990
Die Fraueninitiative Leipzig löst sich vom Neuen Forum und beschließt die Einrichtung einer Frauenbibliothek im Haus der Demokratie (die ab 1992 auf den Namen Monaliesa hören wird).
19. Januar 1990
Die LVZ erscheint als unabhängige Tageszeitung, eine Woche später Wir in Leipzig als erste »deutsch-deutsche Zeitung«.
Februar 1990
Die Volkskammer der DDR macht 46 Millionen Mark für den Wiederaufbau der Albertina frei, die seit der Zerstörung durch die Royal Air Force am 6. April 1945 zu zwei Dritteln vernichtet ist. Nach zehnjähriger Bauphase hat das Gebäude 64 Millionen Euro gekostet.
18. Februar 1990
Der Schwulenverband der DDR (SVD) gründet sich im Kulturhaus Nato.
23.–25. Februar 1990
Erster Parteitag der SPD der DDR mit 524 Delegierten in Leipzig – anlässlich des 150. Geburtstags von August Bebel spricht Willy Brandt auf dem Karl-Marx-Platz (Foto), der ab 3. Oktober 1990 wieder Augustusplatz heißt. Nach Brandt wird zu dessen 80. Geburtstag der Platz der Republik vorm Hauptbahnhof benannt.
26. Februar 1990
Während der amtierende Oberbürgermeister Günter Hädrich (seit Januar nicht mehr in der SED-PDS) mit den vom Runden Tisch bestimmten Stadträten die erste Dienstberatung führt, können Leipzigerinnen und Leipziger ab diesem Tage Anträge auf Arbeitslosenunterstützung stellen.
1. März 1990
Der Rat der Stadt beruft Udo Zimmermann zum Intendanten der Oper, wo Uwe Scholz 1991 Chef-Choreograf wird. Am selben Tag: Gründung der Treuhandanstalt zur »Sanierung« der Volkseigenen Betriebe der DDR und Überführung in die Privatwirtschaft. Im Herbst überträgt sie der Stadt und dem Land Sachsen kostenlos alle Geschäftsanteile an der Leipziger Messe GmbH.
13. März 1990
Die erste Videothek der Stadt eröffnet in der Ernst-Thälmann-Straße (ab 1991 wieder Eisenbahnstraße). Rund 3.000 Videokassetten und 200 Videorecorder können ausgeliehen werden – wenn man für 100 Mark Clubmitglied geworden ist und für jeden ausgeliehenen Film weitere 100 Mark Kaution hinterlegt. Bereits zehn Tage vorher eröffnet in der Stötteritzer Straße ein Jeansladen.
14. März 1990
Wahlkundgebung der »Allianz für Deutschland«: Auf dem Karl-Marx-Platz sprechen Lothar de Maizière (CDU), Hans-Wilhelm Ebeling (DSU) und Oswald Wutzke (Demokratischer Aufbruch) sowie Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), zwei Tage später spricht Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher auf dem Georgi-Dimitroff-Platz. Bei den ersten freien und geheimen Wahlen zur Volkskammer am 18. März liegt die Wahlbeteiligung bei 90,8 Prozent: die Allianz für Deutschland erreicht 42,1 Prozent der Stimmen (CDU 8,7 Prozent, DSU 12,5 Prozent, Demokratischer Aufbruch 0,9 Prozent, SPD 26,1 Prozent, PDS 16,5 Prozent, Bund Freier Demokraten 6,1 Prozent, Bündnis 90 5,3 Prozent). Weitere elf angetretene Parteien erreichen keine Mandate.
20. März 1990
Das Arbeitsamt übernimmt in der Großen Fleischergasse das ehemalige Gebäude der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit.
24. März 1990
Nachdem die Leipziger Volksbaukonferenz am 6. Januar einen Abrissstopp durchgesetzt hat, besetzen junge Leipzigerinnen und Leipziger Häuser in der Stöckartstraße – unter anderem die Nummer 9, wo der Verein Connewitzer Alternative die Rettung des Viertels anstrebt. Die GWL, Eigentümerin der besetzten Häuser, hat ihre Einwilligung erteilt. Auch die Stadtverwaltung unterstützt das links-alternative Projekt.
7. April 1990
Skinheads überfallen das Haus in der Sternwartenstraße 35 – sie zerstören Fensterscheiben, Türen und das Treppengeländer und gehen auf die dort wohnenden Studenten los, von denen drei verletzt werden. Die Polizei ermittelt am selben Tag vier Täter.
6. Mai 1990
Bei den Kommunalwahlen liegt die Wahlbeteiligung bei 70,3 Prozent. Die SPD holt 35,1 Prozent der Stimmen und 45 Mandate, 34 Mandate gehen an die CDU, 17 an die PDS, 10 an Bündnis 90, 6 an die DSU, je 5 an BFD und die Grünen, 2 an die FDP sowie je 1 an DFD, Unabhängigen Frauenverband, Volkssolidarität und F. Magirius.
18. Mai 1990
Stojan Gugutschkow wird Ausländerbeauftragter der Stadt (bis Juni 2019 im Amt, zuletzt als »Leiter des Referates für Migration und Integration«).
6. Juni 1990
Hinrich Lehmann-Grube (SPD) wird zum Oberbürgermeister der Stadt Leipzig gewählt. Dafür hat der aus Hannover Stammende im April die DDR-Staatsbürgerschaft angenommen. Er bleibt nach seiner Wiederwahl am 26. Juni 1994 bis Juni 1998 im Amt.
8. Juli 1990
Eröffnung der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in der Fritz-Austel-Straße (heute: Bornaische). Die CVB gibt im Oktober den allerersten Connewitzer Kreuzer heraus, als A5-Heft.
4. August 1990
The Cure spielen erstmals in Ostdeutschland – auf der Festwiese, wo am 2. September auch Tina Turner vor Zehntausenden auftritt.
5. Oktober 1990
Die Frauenkultur wird gegründet. Die Eröffnungsfeier des Frauenkulturzentrums wird nach gewalttätigen Angriffen auf das Haus in der Löbauer Straße (vormals Kulturhaus Jörgen Schmidtchen) abgesagt.
26. Oktober 1990
Das Georgi-Dimitroff-Museum wird in Museum des Reichsgerichts umbenannt – und 1991 geschlossen, wie auch die Iskra-Gedenkstätte in der Russenstraße und das Lenin-Museum in der Rosa-Luxemburg-Straße.
3. November 1990
Der 18-jährige Mike Polley wird bei Ausschreitungen um das Oberliga-Spiel zwischen dem FC Sachsen Leipzig und dem FC Berlin (ehemals BFC Dynamo) am Leutzscher Bahnhof von einer Polizeikugel getötet (Foto). Der DFB sagt das für den 21. November im Zentralstadion geplante Länderspiel zwischen der DDR und der BRD ab.
10. November 1990
Gründung des Förderkreises Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst, initiiert von Klaus Werner und Arend Oetker.
26. November 1990
Im Eiskeller spielt die norwegische Black-Metal-Band Mayhem – »Live in Leipzig« erscheint 1993 als letzte Aufnahme mit Sänger Dead, der 1991 Suizid begeht.
20. Dezember 1990
Paul von Hindenburg, Adolf Hitler, Wilhelm Frick, Hans Frank und Walter Ulbricht sind nicht länger Ehrenbürger der Stadt Leipzig.
1. Januar 1991
Die Deutsche Hochschule für Körperkultur beendet ihren Lehrbetrieb und wird abgewickelt.
Im selben Jahr wird die Karl-Marx-Universität in Universität Leipzig umbenannt und entlässt mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Pädagogische Hochschule »Clara Zetkin« wird 1992 abgewickelt (heute Gymnasium am Palmengarten).
9. Januar 1991
Um das Finanz-, Personal-, Einwohner-, Pass-, Melde-, Wohnungs- und Kfz-Wesen sowie Straßenreinigung, Müllabfuhr und Kanalisation bewältigen zu können, kauft die Stadt einen Großrechner bei IBM – für eine Million DM.
15. Januar 1991
Das erste Obdachlosenhaus der Stadt eröffnet in der Queckstraße. Bis zu 48 Menschen können dort übernachten. Im Februar kauft die Nürnberger Axtmann Baubetreuungs AG die absolute Aktienmehrheit an vier Wohnungsbaugesellschaften in Leipzig mit insgesamt 1.100 Wohnungen – für eine Million DM.
März 1991
Weil die Stadt den Eiskeller schließen und verkaufen will, besetzen rund 50 Mitglieder der Gruppe Reaktion kurz das Leipziger Rathaus. »Kommt ein Teil der Kultur nicht in unsere Hand, setzen wir die Stadt in Brand« steht auf dem Plakat. Beide Seiten verhandeln einen Rahmenvertrag und finanzielle Förderung durch die Stadt für den Trägerverein des seit 1991 Conne Island heißenden Clubs.
Die in Bonn beschlossene Investitionspauschale für die neuen Bundesländer beschert Leipzig 161 Millionen DM und die Karstadt AG kauft von der Treuhand das Centrum-Warenhaus in der Petersstraße sowie das in Lindenau zurück, das Konsument-Warenhaus am Brühl übernimmt zum 1. Juli die Horten AG.
13. März 1991
Erste Großrazzia der Polizei auf dem Straßenstrich in der Roscherstraße.
10. April 1991
Erster Runder Tisch gegen Arbeitslosigkeit mit Vertretern des Arbeitsamts, der IHK, der IG Metall und des Arbeitslosenverbands mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat von Robotron.
24. April 1991
Die letzte Ausgabe der Wochenzeitung DAZ erscheint. Seit 31. Januar 1990 existierte Die Andere Zeitung, der seit Januar 1991 viermal der Connewitzer Kreuzer beilag. Aus diesem Kulturmagazin wird der eigenständige kreuzer. Für 2,50 DM gibt’s im Juni 84 Seiten, einen sonnenbebrillten Saxofonisten auf dem Cover und Wolfgang Niedecken im Interview.
25. Mai 1991
Letzter Spieltag der NOFV-Oberliga: Der 1. FC Lokomotive Leipzig wird 7., die bereits als FC Sachsen Leipzig firmierende BSG Chemie 12. Beide spielen in einer Qualifikationsrunde um die Teilnahme in der 2. Bundesliga – Lok mit Erfolg, für den FC Sachsen geht es in die Oberliga Nordost.
Am selben Tag eröffnet die Stadtbibliothek nach siebenjähriger Schließung in ihren neuen Räumen am Wilhelm-Leuschner-Platz.
1. Juni 1991
Der Wohnungslose Gerhard Sch. wird das erste Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig nach dem Mauerfall.
13.–16. Juni 1991
Erster Leipziger Rockwettbewerb im Rahmen des VII. Leipziger Rockfestivals in der Moritzbastei: Es gewinnt Scandalous Smile, »Band des Jahres« wird Messer Banzani.
8. Juli 1991
Der Stützpunkt für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in der Hans-Driesch-Straße nimmt seinen Betrieb mit 420 Arbeitslosen auf.
18. Juli 1991
Die Sternburg-Brauerei in Lützschena wird besetzt – nach Beratungen zwischen der Dortmunder Brau- und Brunnen AG, der Treuhand und dem Betriebsrat wird die Schließung rückgängig gemacht. 50 Arbeitsplätze werden erhalten – in der Logistik, gebraut wird nicht mehr.
24. August 1991
Im Rahmen eines feierlichen Schulgottesdienstes in der Peterskirche eröffnet das Evangelische Schulzentrum. Erster »Eva Schulze«-Direktor ist ein Deutsch- und Religionslehrer aus Siegen: Burkhard Jung, der im März 2006 OBM wird.
30. August 1991
Die zum 1. August wirksamen neuen Mietverträge haben zur Folge, dass 12.000 Leipzigerinnen und Leipziger schon im ersten Monat Wohngeld beantragen.
31. August 1991
Schließung des Sportmuseums im Hauptgebäude des Zentralstadions.
9. September 1991
»Das Leben ist grausam« erscheint, das Debütalbum der Prinzen. »Gabi und Klaus« wird der erste Hit und Durchbruch für die als »Ost-Band« in ganz Deutschland vermarktete Band.
30. September 1991
Die ehemaligen kommunalen Häuser Nato, Frauenkulturzentrum, Eiskeller, Anker und Haus Steinstraße werden nun von Vereinen inhaltlich, organisatorisch und wirtschaftlich geführt.
3.–6. Oktober 1991
In der Discothek Rabet (Konradstraße 26) ist Nonstop-Disko von Donnerstagabend bis Sonntagnacht – mit kostenlosem Frühstücksbuffet. Gedanced wird zu der Zeit auch in Läden wie dem Disko-Zirkus, dem Dance Club Ü, der Diskothek Lolypop, dem Olymp, dem Tivoli und der Zitrone.
4. Oktober 1991
In Rudi Carrells ARD-Sendung »Herzblatt« hat Kai Pflaume seinen ersten Fernsehauftritt. Zwei Tage später gewinnt Steffi Graf das zweite Leipziger Damen-Tennisturnier und damit 225.000 Dollar Preisgeld.
17.–31. Dezember 1991
DT64-Fans demonstrieren mit einem Camp auf dem Augustusplatz für den Erhalt des Jugendradiosenders und werden dabei mehrfach von Hooligans überfallen, ehe das Zeltlager geräumt wird.
1. Januar 1992
38 Leipziger Straßen werden um- bzw. rückbenannt. Einen Tag später werden die ersten 7.000 Formulare für Anträge auf Einsicht in die Stasi-Akten ausgegeben, die sofort vergriffen sind.
10. Februar 1992
Feuerwehrleute, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturamts richten den Gedenkstein für die ehemalige Synagoge in der Gottschedstraße wieder auf, den Unbekannte umgestoßen und beschädigt hatten.
März 1992
Erstmals seit 90 Jahren fällt die Einwohnerzahl auf unter eine halbe Million Menschen: 497.986 haben noch ihren Hauptwohnsitz in der Stadt.
25. März 1992
Immer mehr Menschen machen Rückübereignungsansprüche auf Leipziger Wohnungen und Häuser geltend, die Mieterinnen und Mietern gegenüber als Besitzer auftreten und sie einschüchtern, sagt der Pressesprecher der LWB, dem zu diesem Zeitpunkt rund 26.000 solcher Anträge vorliegen, bis zu 25 auf ein und dasselbe Grundstück.
Mai 1992
Im Zoro gründet sich Think About Mutation, die als eine der ersten Bands Metal mit Techno-Elementen mixt. Und im Conne Island findet das erste Wave-Gotik-Treffen mit rund 2.000 Besucherinnen und Besuchern statt. Ebenfalls zum ersten Mal in diesem Monat: »Leipzig liest« als großes Lesefest zur Buchmesse.
10. Juni 1992
Die ersten 75 neuen Professorinnen und Professoren der Uni Leipzig erhalten ihre Berufungsurkunde vom sächsischen Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer (CDU), 300 weitere sollen folgen.
20. Juni 1992
Quelle verkündet, dass sein Versandzentrum in Mockau größer als ursprünglich vorgesehen sein und rund 5.000 Arbeitsplätze schaffen wird.
28. Juni 1992
Erster Christopher Street Day in Ostdeutschland: Rund 100 Menschen versammeln sich an der Moritzbastei unter dem Motto »Lesben und Schwule in die Verfassung!«.
1. Juli 1992
Radio PSR geht als erster neugegründeter privater Rundfunksender Ostdeutschlands auf Sendung – mit Sitz in Leipzig und auf der Frequenz von DT 64. Am selben Tag beziehen das Amerika-Haus und das US-Generalkonsulat ihr neues Domizil in der Wilhelm-Seyfferth-Straße. Zwei Wochen später eröffnet am französischen Nationalfeiertag das französische Generalkonsulat in der Springerstraße.
15. Juli 1992
Aus mehreren Fachschulen und der Technischen Hochschule wird die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur.
Sommer 1992
Oh, lala: Die Nato veranstaltet erstmals die Régates de Baquet, ein Badewannenrennen vorm Völkerschlachtdenkmal, das bis 2015 jährlich stattfindet, und den Prix de Tacot als Seifenkistenrennen am Fockeberg, das 2024 eingestellt wird.
7. September 1992
Der Hip-Hop-Song »Die da?!« der Fantastischen Vier erscheint. Das Musikvideo dazu dreht das Stuttgarter Quartett in Leipzig, unter anderem an der Könneritzbrücke und am Neuen Rathaus.
7. Oktober 1992
Der letzte Kohlezug verlässt den Tagebau Cospuden. Die von den Ökolöwen gebildete Bürgerinitiative »Stopp Cospuden 1990« hat sich bereits seit mehr als zwei Jahren für den Auwald als Naherholungsgebiet eingesetzt.
Am selben Tag schließen sich die Theaterhochschule und die Musikhochschule zur Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« zusammen.
22. Oktober 1992
Im Rahmen eines Staatsbesuchs kommt Queen Elizabeth II. nach Leipzig (Coverfoto). Nach einem Empfang im Alten Rathaus besucht die Queen die Nikolaikirche und trägt sich im Neuen Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Der erste königliche Besuch seit 1913 in der Stadt.
27./28. November 1992
Schwere Randale und großes Polizeiaufgebot rund um die Stöckartstraße in Connewitz: 38 Verletzte, davon 24 Polizeibeamte, 41 Festnahmen, hoher Sachschaden.
29. November 1992
Georg Christoph Biller wird Thomaskantor und bleibt bis Januar 2015 im Amt.
17. Dezember 1992
Die Broadway Musical Company aus New York gastiert mit dem Musical »Hair« in der Kulturfabrik Werk 2.
23. Dezember 1992
Der 21-jährige Autonome Steffen »Thümi« Thüm wird in der Connewitzer Leopoldstraße erschossen.
1. Januar 1993
Erste Eingemeindung für die schrumpfende Stadt Leipzig wird Hartmannsdorf. Und die beiden ehemals städtischen Kabaretts Pfeffermühle und Academixer sind seit diesem Tag private Unternehmen.
28. Januar 1993
Nach einem Hinweis eines 13-jähriges Mädchens, das dort als Prostituierte gearbeitet hat, stürmen 24 Polizisten das Bordell Jasmin und nehmen den 30-jährigen Betreiber fest.
17. März 1993
Zum Saint Patrick’s Day eröffnet der Irish Pub »Killiwilly« gegenüber der Nato – Grundstein für die Karli als heutige Ausgehmeile.
19. Juni 1993
Depeche Mode tritt auf der Festwiese vor rund 40.000 Leuten auf, Vorband ist Think About Mutation.
25. Juni 1993
Abtransport des 10.000. Schrottautos, das seit Oktober 1990 auf öffentlichen Straßen abgestellt wurde.
1. Juli 1993
Fümpf ist Trümpf: Die vierstelligen mit 70 oder 71 beginnenden Postleitzahlen Leipzigs werden durch fünfstellige mit 04 beginnende ersetzt. Nur zwei Tage später moderiert Peter Degner den ersten Leipziger Opernball.
7. August 1993
Erstes Heimspiel des VfB Leipzig in der Bundesliga gegen – Dynamo Dresden! Dafür simmer 89 aber nisch auf die Straße gegang’! Und dann schießt beim 3:3 auch noch Olaf Marschall drei Tore, und zwar für Dresden! Ausschreitungen im Stadion und Randalen in der Innenstadt. Der VfB steigt nach einer Saison wieder ab.
1. September 1993
Die Treuhand-Niederlassung beendet ihre operative Tätigkeit. Von den 611 Treuhand-Unternehmen in der Region sind 407 privatisiert oder kommunalisiert worden und 204 in Liquidation gegangen. Einen Monat später kauft die Geschäftsführerin der Leipziger Handelsgesellschaft Merkur – ehedem VEB Spezialhandel GHB für Textilwaren – Martina-Elvira Lotzmann ihren eigenen Betrieb. Am selben Tag eröffnet die 1956 verbotene Bahnhofsmission.
12. Oktober 1993
Auf dem vom Bundesbauministerium veranstalteten Seminar »Zukunft Stadt 2000« heißt es, dass es nur noch 25.000 Industrie-Arbeitsplätze in der Stadt gibt.
22. Oktober 1993
Die LWB gibt bekannt, im Geschäftsjahr 1992 791 Millionen DM Verlust gemacht zu haben.
1. November 1993
Leipzig-Fernsehen geht mit einer Live-Sendung aus dem Neuen Rathaus und OBM Lehmann-Grube im Interview auf Sendung.
25. November 1993
Der Stern berichtet, Leipzig sei für die italienische Mafia, internationale Drogenkartelle und andere kriminelle Organisationen zum bevorzugten Ort für Geldwäsche geworden.
3. Februar 1994
Susanne Kucharsky-Huniat wird Leiterin des Kulturamts – und bleibt es bis Januar 2020.
14. März 1994
Stadtrat Wolfgang Tiefensee und Herbert Grönemeyer unterzeichnen den Vertrag über ein Jugendprojekt im Grünauer Klubhaus Völkerfreundschaft: Die Stadt saniert das Haus, Grönemeyer finanziert zwei Sozialarbeitsstellen für drei Jahre.
17. März 1994
Die Stadt kündigt an, Pleiße, Leinegraben und Nördliche Rietzschke wieder öffnen sowie den Fließgewässern im Auwald ihren alten Verlauf zurückgeben zu wollen, um den Grundwasserspiegel zu erhöhen und das Baumsterben zu verhindern.
14. April 1994
Das Insolvenzverfahren gegen den Bauunternehmer Jürgen Schneider beginnt, der nach der Wende mehr als 70 Immobilien in Leipzig gekauft hat. Er flieht nach Miami, wird ein Jahr später verhaftet und schließlich wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.
Mai 1994
Der Gustav Kiepenheuer Verlag wird vom Berliner Verleger der Aufbau-Gruppe Bernd E. Lunkewitz übernommen, der die langfristige Fortführung des Leipziger Unternehmens verspricht.
13. Juli 1994
Oberstleutnant Viktor Wassiljewitsch Usykow übergibt das letzte militärische Objekt in der Stadt und verlässt als letzter russischer Soldat Leipzig.
22. Juli 1994
Eine arbeitslose 53-Jährige stürzt sich aus dem 5. Stock des Arbeitsamts in den Tod.
September/Oktober 1994
Eröffnung der Schaubühne Lindenfels durch Schauspielende aus Jena nach einem Jahr Sanierung, Eröffnung des Paunsdorf-Centers als größtes Einkaufszentrum Sachsens und Wiedereröffnung des Grassi-Museums nach zwölf Jahren.
Dezember 1994
Igor Mozaks legendäre Kneipe Sankt Petersburg verlässt das alte Hansa-Haus, das abgerissen und neu aufgebaut wird. Mozak zieht an den Markt 9 und knipst mit der »Mutter aller Szenekneipen« im Barfußgäßchen das Licht an. Es folgen Gohglmohsch im August 1995 und Spizz im März 1996.
11. März 1995
Mehr als tausend junge Menschen demonstrieren auf dem Ring für den Erhalt alternativer Kulturprojekte in Connewitz, vor allem die Distillery und das Werk 2.
23. März 1995
137 Arbeiten von Leipziger Künstlerinnen und Künstlern werden für insgesamt knapp 60.000 DM versteigert, damit »Das Liebespaar« von Otto Mueller zurückgekauft werden kann, das im Rahmen der »Entarteten Kunst«-Aktion aus dem MdbK entwendet wurde.
22.–29. April 1995
Im Rahmen der ersten Jüdischen Woche finden rund 70 Konzerte, Filmaufführungen, Lesungen, Ausstellungen und Gesprächsforen an 45 Orten statt.
12.–14. Mai 1995
Im Anker findet die erste Tattoomesse Sachsens statt.
Ende Mai 1995
Radio Blau (28. Mai) und Radio Mephisto (31. Mai) gehen auf Sendung. Der Verein »Hilfe für Wohnungslose« veröffentlicht die erste Ausgabe des Straßenmagazins Kippe.
August 1995
Die Classic Open bringen erstmals Videoaufzeichnungen von Konzerten auf den Markt. Echte Musik gibt es dagegen für rund 80.000 Menschen auf der Festwiese von den Rolling Stones – und Ende des Monats erstmals Open Air vom Gewandhausorchester, unter Leitung von Kurt Masur auf dem Markt.
September 1995
Die Distillery – seit September 1992 Techno-Pionier in der Connewitzer Biedermannstraße – bezieht ihre Räume in der Kurt-Eisner-Straße, in denen sie bis Mai 2023 bleibt.
Herbst 1995
Der kreuzer ist online.
21. November 1995
Festakt zur Neugründung des Deutschen Literaturinstituts als Nachfolger des 1993 abgewickelten Instituts für Literatur »Johannes R. Becher«.
20. März 1996
Bundeskanzler Helmut Kohl verpasst die Eröffnung des Haus des Buches an der Prager Straße – wegen starken Nebels.
10. April 1996
Herbert Blomstedt wird als neuer Gewandhauskapellmeister vorgestellt.
12. April 1996
Eröffnung des neuen Messegeländes durch Bundespräsident Roman Herzog. Der Investitionsaufwand: 683 Millionen Euro. Einen Monat später endet hier die 49. Internationale Friedensfahrt mit dem Etappen- und Gesamtsieg von Steffen Wesemann aus dem Team Telekom.
17. April 1996
Der Stadtrat beschließt die Bewerbung Leipzigs für die Expo 2000.
4. Mai 1996
Erstmals stehen das Ballett und der Thomanerchor gemeinsam auf einer Bühne, und zwar in Uwe Scholz’ »Bach-Kreationen«, bei denen das Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller spielt.
25. Mai 1996
400 linke Jugendliche demonstrieren gegen den Bundeskongress der Jungen Nationaldemokraten, dem Nachwuchs der NPD, im Siedlerheim von Meusdorf und ziehen unter Polizeischutz von der Innenstadt zum Connewitzer Kreuz.
Juni 1996
»Es gibt Gegenden in Leipzig, da möchte man am liebsten niemanden mehr auf der Straße treffen. Schon gar nicht nach Mitternacht. Plagwitz zum Beispiel«, heißt es in der ersten Ausgabe von Leipzig Tag und Nacht, dem von nun an jährlich erscheinenden Gastronomieführer des kreuzer. Leuchttürme im kargen Westen der Stadt sind damals das Bibabo (seit 1992), der Joseph-Pub (seit 1995) und das Café Westen (1991), in Reudnitz ist es die Substanz (1994).
27./28. Juli 1996
DJ Bobo dreht in der alten Leipziger Kirow-Halle in der Naumburger Straße mit 400 Fans das Video zur Single »Pray«.
21. August 1996
Die Stadt Leipzig kauft für 1,9 Millionen DM von der französischen Erbengemeinschaft das Werk 2.
23. Oktober 1996
In einen Gemüseladen auf der Karli stechen zwei randalierende Leipziger Nazis einen Freund des syrischen Inhabers nieder, der noch am Tatort verstirbt.
8./9. November 1996
Ehemalige jüdische Leipzigerinnen und Leipziger, die nach 1933 aus ihrer Heimatstadt fliehen mussten, gedenken in Leipzig der Opfer der Pogromnacht von 1938.
April 1997
In Knauthain wird der Grundstein fürs erste Eigenheimviertel auf städtischem Boden gelegt. Und für die 12.531 jungen Menschen, die eine Lehrstelle suchen, gibt es nur 4.788 Ausbildungsplätze.
Juni 1997
Die Luise feiert eine krachende Eröffnungsparty. Die Gottschedstraße ist abgeranzt, unsaniert und leer. Lediglich das Magapon sendet schon seit gut einem Jahr Licht ins All mit ähnlicher Funktion, wie sie das Markt Neun fürs Barfußgässchen hatte. Ein Jahr später gesellt sich das Barcelona dazu.
3. August 1997
Konzert von Michael Jackson auf der Festwiese mit 60.000 Menschen. Ende des Monats eröffnet Sophia Loren die Uhren- und Schmuckmesse »Midora«.
Oktober 1997
Das Lofft wird im Beyerhaus gegründet, in dem bis 1989 das Poetische Theater der Karl-Marx-Universität auftrat. Michail Gorbatschow spricht am Tag der Deutschen Einheit im Gewandhaus.
4. November 1997
Eröffnung des Mendelssohn-Hauses als Museum und Konzertort.
8. November 1997
»Wetten, dass…?« wird erstmals in Leipzig aufgezeichnet – unter anderem mit David Hasselhoff, Mariah Carey, Gunter Sachs, Aerosmith, Bon Jovi und – Überraschung – den Prinzen.
12. November 1997
Der in den Jahren zuvor sanierte Hauptbahnhof wird offiziell neu eröffnet – mit mehr als 100 Geschäften in den neu
entstandenen Promenaden. Die Geburtsstunde der Leipziger Innenstadt als boomendem Shopping-Center.
31. Dezember 1997
Der Bowlingtreff schließt. Und am letzten Tag des Museums der bildenden Künste am Georgi-Dimitroff-Platz kommen 3.300 Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung »Lust und Last – Leipziger Kunst seit 1945«. Ihren Hauptsitz in Leipzig haben zu diesem Zeitpunkt nur noch 436.254 Menschen.
23. März 1998
Im Tagebaurestloch Cospuden beginnt die Flutung – mit 64 Millionen Liter Wasser pro Tag.
26. April 1998
Wolfgang Tiefensee (SPD) wird zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt und bekleidet dieses Amt ab 1. Juli – und bis 29. März 2006.
1. Mai 1998
Vor dem Völkerschlachtdenkmal veranstaltet die NPD – trotz Verbots der Behörden – einen Aufmarsch mit rund 5.000 Nazis unter dem Motto »Arbeitsplätze zuerst für Deutsche«. Die Polizei ist mit 6.100 Einsatzkräften vor Ort, linker Gegenprotest ebenfalls. Es kommt zu Straßenschlachten.
Mai 1998
Das Rektorat der Universität Leipzig beschließt den Auszug aus dem Uni-Riesen. Im selben Monat wird die Herfurthsche Villa am Johannapark als Galerie für Zeitgenössische Kunst eröffnet. Am Flughafen wird derweil der Grundstein für die neue Start- und Landebahn gelegt.
31. Mai 1998
Mit der Vorführung von »Titanic« geht das City-Kino am Sachsenplatz unter.
7. Juni 1998
Letztes Spiel eines Leipziger Vereins in einer der beiden Männer-Fußballbundesligen: Durch ein 0:0 gegen Wattenscheid 09 steigt der VfB Leipzig in die Regionalliga ab.
14. August 1998
Die Bundesanstalt für Arbeit stellt 24 Millionen DM für die Sanierung einsturzgefährdeter Gründerzeithäuser zur Verfügung. Damit werden rund 500 ABM-Stellen für Bauleute geschaffen, die rund 250 Gebäude mit Leipziger Handwerksfirmen sichern sollen.
30. August 1998
Neun Nachtbusse um 1.11, 2.22 und 3.33 Uhr ab dem Hauptbahnhof ersetzen Straßenbahnen und fahren auch in Randbereiche der Stadt.
September 1998
In Lindenthal eröffnet das erste ökologische Freibad Deutschlands. Eine 89-jährige in Leipzig geborene Hamburgerin spendet den »Igelfreunden Leipzigs und Umgebung« 50.000 DM.
1. Oktober 1998
Die Passage-Kinos werden nach mehrmaligen Schließungen und Wiedereröffnungen in den Jahren zuvor eröffnet, mit vier Kinosälen und 592 Plätzen.
Die Fotografin und Fotografen
Mahmoud Dabdoub (*1958 in Baalbek/Libanon), studierte 1982–87 bei Helfried Strauß Fotografie an der HGB, dokumentiert seit den achtziger Jahren das Leben in der Stadt
Gerhard Gäbler (*1952 in Leipzig), 1972–76 Chemiestudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig, 1986–92 Fotografiestudium an der HGB, 1992–2004 Mitglied der Fotoagentur Punctum, dokumentiert die Stadt, die Montagsdemonstrationen, Familien auf seinen »Sofabildern«
Uwe Frauendorf arbeitet heute vor allem auf den Gebieten Porträts und Filmstills, seine Bilder prägten den kreuzer in den neunziger Jahren
Stefan Hoyer (*1974 in Ost-Berlin), seit 1993 in Leipzig, Fotografenlehre 1997–2000, Mitglied der Fotoagentur Punctum
Martin Jehnichen (*1962 Karlsruhe) Studium Fotodesign und visuelle Kommunikation in Bielefeld mit Auslandssemester 1988 an der HGB, Aufnahmen der Proteste am 7. Oktober 1989 und Verhaftung, bis Januar 2025 im Zeitgeschichtlichen Forum: »Die Widersprüche sind unsere Hoffnung – Fotografien von Martin Jehnichen 1988–1990«
Harald Kirschner (*1944 in Reichenberg), Fotografenlehre und danach Studium der Fotografie an der HGB 1968–73, dort bis 1981 als Dozent tätig, intensive Beschäftigung mit dem Leipziger Osten und Westen
Bertram Kober (*1961 in Leipzig), 1981–87 Fotografiestudium an der HGB bei Evelyn Richter und Arno Fischer, Mitbegründer der Fotoagentur Punctum, arbeitet als Dozent an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin
Edith Tar (1944–2021), studierte an der HGB Fotografie, ihre Diplomarbeit 1976 zeigt den Alltag im Braunkohlekombinat Espenhain, 1992 entsteht am heutigen Markkleeberger See ihre Installation »Memento Vivere«: Ringelblumen formten die Buchstaben gleichsam als Heilmittel für die geschundene Natur
1. Januar 1999
Größte Eingemeindungsaktion seit 1930: Böhlitz-Ehrenberg, Knautnaundorf, Lindenthal, Lützschena-Stahmeln, Miltitz, Rehbach und Wiederitzsch werden eingegliedert. Engelsdorf, Holzhausen, Liebertwolkwitz und Mölkau klagen gegen ihre Eingemeindung – bekommen vom Sächsischen Verfassungsgericht aber im Juni nicht Recht.
5. Januar 1999
Kaum ist der Euro da, sind es in Leipzig 14,6 Grad. Am bis dahin wärmsten Januar-Tag des Jahrhunderts waren es 8 Grad.
13. Januar 1999
Am 90. Geburtstag Marinus van der Lubbes wird auf dem Südfriedhof ein Gedenkstein für ihn enthüllt. Er war im Reichstagsbrandprozess in Leipzig zum Tode verurteilt, hier am 10. Januar 1934 hingerichtet und anonym beerdigt worden.
16. Februar 1999
Nachdem der PKK-Führer Abdullah Öcalan vor der griechischen Botschaft in Nairobi vom türkischen Geheimdienst festgenommen wurde, gibt es europaweit Proteste – in Leipzig besetzen etwa 70 Kurden das griechische Konsulat im Norden der Stadt. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei stürmt am Abend das Haus, befreit die unverletzten Geiseln und nimmt die Besetzer in Gewahrsam.
20. Februar 1999
Die Stadt lobt einen Wettbewerb für eine Gedenkstätte aus, die in der Gottschedstraße an die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnern soll, wo bis zu ihrer Zerstörung 1938 die Große Gemeindesynagoge stand.
12. März 1999
Ein Offener Brief an OBM Tiefensee kritisiert die Neugestaltung des Augustusplatzes, vor allem die auch von vielen Leipzigerinnen und Leipzigern als »Milchtöpfe« geschmähten Tiefgaragenzugänge.
30. April 1999
Im Volkshaus wird das erste Mal »Beat Crazy« gefeiert, eine Achtziger-Jahre-Party. DJ D. Kool aka Andreas Bürger hat das Volkshaus ein Jahr zuvor eröffnet. Und am Völkerschlachtdenkmal findet das Oper-Air-Festival »Leipzig zeigt Courage« mit 20.000 Menschen statt.
4. Mai 1999
Leipzig liest, der Hauptbahnhof und der kreuzer erhalten den Preis »Medienstadt Leipzig«.
12. Mai 1999
Das erste Bachfest in seiner heutigen Form: Das Bach-Archiv organisiert 36 Veranstaltungen, Helmut Schmidt hält zur Eröffnung eine Festrede.
27. Juni 1999
Das Kaufhaus Horten öffnet jeden Sonntag – bis das Sächsische Oberverwaltungsgericht am 20. August entscheidet, dass Geschäfte in der Leipziger Innenstadt sonntags geschlossen bleiben müssen.
1. Juli 1999
Eröffnung des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur.
11. August 1999
Sonnenfinsternis in Deutschland, Leipzig macht auch mit.
9. Oktober 1999
Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet das Zeitgeschichtliche Forum und auf dem Nikolaikirchhof wird die Nikolaisäule als Denkmal für die Montagsdemonstrationen enthüllt.
November 1999
Wegen der bevorstehenden Insolvenz des VfB Leipzig (1. Dezember) gründet die erfolgreiche Frauenhandballabteilung – die die deutsche Meisterschaft1997/98 und 1998/99 gewonnen hat – einen eigenen Verein: den HC Leipzig (vier Meisterschaften und sechs Pokalsiege später 2017 ebenfalls insolvent).
15. November 1999
Die Stadt vergibt erstmals Architekturpreise zur Förderung gelungener zeitgemäßer Baukultur – für das KPMG-Gebäude in der Beethovenstraße, die Galerie für Zeitgenössische Kunst, die Neue Messe, die Landeszentralbank in der Prager Straße und das Holzhaus Alte Straße 4.
22. Dezember 1999
Gegen eine Kaution von 250.000 DM wird Matthias von Hermanni, suspendierter Geschäftsführer des Betriebes für Beschäftigungsförderung (BfB), aus der Untersuchungshaft entlassen. Gegen den ehemaligen ABM-Chef wird wegen Betrugs und Untreue ermittelt.
MITARBEIT: LENA GRÜTZMACHER, ANJA KLEINMICHEL, ANDREA KATHRIN KRAUS, YI LING PAN, EGBERT PIETSCH, TOBIAS PRÜWER, FRANZISKA REIF, LARS TUNÇAY