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Spiel

»Irrsinnig Leipzig-lastig«

René Meyer im Interview zu seinem Buch über Computer und Videospiele in der DDR

  »Irrsinnig Leipzig-lastig« | René Meyer im Interview zu seinem Buch über Computer und Videospiele in der DDR  Foto: Privat

»Von Robotron bis Poly-Play« erzählt René Meyer die Geschichte der sozialistischen Informationstechnologie in vielen kleinen Kapiteln, mit erstaunlichen Fotos, Fundstücken und Erlebnisberichten von Menschen, die dabei waren. Auch Meyer war dabei, kennt die alten Kisten persönlich: Er besitzt mit seinem wandernden »Haus der Computerspiele« die wichtigste Retro-Sammlung Deutschlands.

Einen aktuellen Anlass gibt es ja eher nicht. Warum erscheint das Buch ausgerechnet jetzt?

Das hat sich schleichend entwickelt. Ich wollte schon immer ein Retrobuch schreiben, aber es gibt schon vieles; über Atari, Commodore, Nintendo wurde schon zigmal geschrieben. Ein wichtiger Aufhänger für mich war, dass das Rechenwerk Halle meine Kassetten digitalisiert hat. Früher habe ich kleine Spiele geschrieben, und die lagen immer noch auf diesem unbequemen Medium. Und als ich sie mit Quelltext auf CD-ROM hatte, konnte ich die Spiele das erste Mal seit 30 Jahren sehen. Das war ein Augenöffner.

Bei der Lektüre habe ich gestaunt, wie viele vergessene und verschollene Maschinen auftauchen. Waren die in der DDR allgegenwärtig?

Nein. Am Ende gab es vielleicht in jeder Klasse zwei Leute, die sich intensiv mit Elektronik beschäftigt haben. Aber einige hunderttausend haben schon in der Mikroelektronikindustrie gearbeitet.

Wie schwer war es, an Computer ranzukommen?

Auch hier hatten viele einen C64, es war aber von der Menge sehr viel kleiner als im Westen. Doch wie man an einen Computer rangekommen ist – über Freunde, von den Eltern mitgebracht, oder in Computerkabinetten, das hat sich nicht groß unterschieden. Im Westen war die Auswahl größer, man konnte auch einfach in den Laden gehen und Computerspiele kaufen.

In dem Buch kommen viele Akteure von damals zu Wort. Wie haben Sie die gefunden?

Viele konnte ich einfach googeln und anrufen. Teilweise sind sie auch noch beruflich aktiv. Ich war ja damals auch Teil der Szene. Es gibt Leute, zu denen ich immer noch Kontakt habe. Und die meisten sind aufgeschlossen. Aber die Recherche war schon sehr aufwändig. Ich hab jedes Heft von Jugend+Technik (technisch-populärwissenschaftliches Jugendzeitschrift in der DDR, Anm. d. Red.) durchgeblättert und Lesezeichen gemacht, wenn es interessante Themen gab. Vor allem das Neue Deutschland war als Quelle überraschend ergiebig. Da standen ausführliche Texte drin.

Kommt es nur kreuzer-Redakteuren so vor, oder spielt Leipzig in dem Buch eine große Rolle?

Das Buch ist irrsinnig Leipzig-lastig. Der Autor ist Leipziger, das Titelbild ist von der Leipziger Messe, und im Buch sind viele Fotos und Texte rund um Leipzig: das Hotel Merkur, das Robotron-Schulungszentrum, Fotos von den Computerkabinetten der Technischen Hochschule und der Uni, einige Zeitzeugenberichte. 78-mal kommt das Wort »Leipzig« im Buch vor.

Heute haben wir Zugriff auf alles. Macht es dann noch Spaß mit alten und unzuverlässigen Kisten zu arbeiten?

Also die funktionieren ja sehr viel zuverlässiger! In Windows ist alles so aufgebläht und kompliziert, dass Probleme kaum zu lösen sind. Wir haben zum Beispiel einen WLAN-Drucker …


> René Meyer: Von Robotron bis Poly-Play. Computer und Videospiele in der DDR. Berlin: Das Neue Berlin 2024. 286 S., 20 €


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