Leipzig ist geprägt von einer großen und vielfältigen Sportvereinskultur. Und nicht nur die großen Namen haben viele Mitglieder. Der Leipziger Stadtsportbund führt eine Liste mit den 50 größten Vereinen der Stadt. Zum 1. Januar 2024 hat ihr zufolge Chemie Leipzig 2.298 Mitglieder, die DHfK 6.262 und Lok 3.014. Am Ende der Liste stehen die Aktiven Senioren Leipzig mit 539, der Polizei-Sportverein Leipzig mit 513 und der SV Fortuna Leipzig 02 mit 507 Mitgliedern. Ebenfalls auf der Liste: der Rasenball e. V. mit seinen rund 1.100 Mitgliedern – von denen allerdings nur 23 stimmberechtigt sind, weil dieser Club eben anders als andere Sportvereine funktioniert …
Der Verein mit den meisten Mitgliedern in der Stadt ist mit seinen 6.470 Mitgliedern aber – so überraschend wie skurril – der Deutsche Alpenverein (DAV). Ja genau, in einer Stadt ohne Berge ist der Alpenverein der mitgliederstärkste Sportverein. Laut Toni Werner, dem ersten Vorsitzenden der Leipziger Sektion des DAV, hat das verschiedenste Gründe: »Man muss sagen, der Alpenverein hat in Leipzig eine sehr lange Tradition. Er ist über 150 Jahre alt und wir Leipziger sind sogar Gründungssektion des Alpenvereins in Deutschland. Ich glaube, die Leipziger waren schon immer durch die kaufmännischen Themen, die wir hier durch die Messen haben, viel in der Welt unterwegs. Das hat sich über Generationen so fortgepflanzt.«
Tatsächlich unterscheiden sich die Aufgaben des DAV in Leipzig gar nicht so stark von den Sektionen in der Alpenregion, erklärt Werner: »Wir kümmern uns um Klettergebiete, Hütten – eine im Stubaital und eine in der Sächsischen Schweiz –, Ausbildungen und Tourenangebote, generell um Natur- und Umweltschutz und verschiedenste Aspekte, die mit dem Klettersport zu tun haben.« Nur die Ausstattung sei in Leipzig noch nicht optimal: »Die Hallensituation ist kritisch. Wir nutzen private Hallen, können dort aber keine Gruppen mehr installieren. Wir haben 150 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste, die wir eigentlich in Gruppen unterbringen könnten.« Um die Lage in Zukunft zu entspannen, plant der DAV, ein eigenes Vereinszentrum zu bauen. »Wir sind dazu in guten Gesprächen mit der Stadt und haben eine Flächenstudie durchführen lassen. Wir warten auf verbindliche Gespräche, dass wir ein Grundstück oder eine Immobilie bekommen. Die Stadt setzt gute Signale«, sagt der Vereinsvorsitzende Werner.
Neben Freizeitsportangeboten hat der DAV auch eine Leistungssportabteilung. So trafen sich am 5. Oktober einige Nachwuchssportlerinnen und -sportler zu den deutschen Meisterschaften im Speed-Klettern auf dem Leipziger Burgplatz. Ziel dabei war es, eine Kletterroute möglichst schnell zu bewältigen, die international standardisiert ist, das heißt, Länge und Neigung der extra errichteten Wand sowie Größe, Form und Position der Griffe und Tritte sind immer gleich, egal ob auf dem Leipziger Burgplatz oder anderswo. Die Seilsicherung der Kletternden kommt von oben. Am Ende der Route müssen die Athletinnen und Athleten einen Buzzer betätigen, um die Zeit selbst zu stoppen. Speed-Klettern wurde 2020 in Tokyo erstmals als olympische Disziplin geführt. Davon habe die Sportart ungemein profitiert, erklärt Werner: »Wir merken das auch im Bundesverband, dass ein guter Drive entsteht. In Paris hat man auch gesehen, was es für ein riesiges Publikum gab – da sind wir sehr stolz drauf. Allein dieses Jahr haben wir knapp 950 Leute nur in Leipzig neu aufgenommen, bundesweit ist der Verband um knappe fünf Prozent gewachsen. Der Hype um diese Outdoor-Sportart ist extrem und der wird auch nicht abebben.«
Für alle Kletterwütigen in Leipzig gibt es außerdem die gute Nachricht, dass mit den Bauarbeiten eines Kletterparks in Markkleeberg begonnen wurde. Im Frühjahr 2025 soll der Hochseilgarten eröffnet werden.
> Tageswanderung zum Wildenhainer Bruch: 9.11., 8–16 Uhr, www.dav-leipzig.de