Gemeinsam mit Projektleiterin und Musikwissenschaftlerin Diana Lorenz realisiert die aus Norwegen stammende Kirchenmusikerin und Organistin Solveig-Marie Oma in einer Projektgruppe Onlinekurse zum Erlernen von Musikinstrumenten für blinde und sehbehinderte Menschen. Die Grundkurse von »Do it« sind bereits online, der Aufbaukurs soll bis Frühsommer 2025 fertiggestellt werden. Gitarre, Klavier, Gesang, Schlagzeug und Bass kann man hier kostenfrei erlernen, auch Theoriekurse werden angeboten. »Was wir hier gemacht haben, ist tatsächlich ganz neu«, so Solveig-Marie Oma, die selbst blind ist. »Es gibt zwar viele Videos in dem Bereich, aber alles ist normalerweise sehr visuell dargestellt und damit nicht barrierefrei.« Jede einzelne der Lektionen wurde mit Profimusikern gemeinsam entwickelt. »Wir haben Probestunden mit sehbehinderten Schülern gemacht, um verständliche Erklärungen zu Bewegungen für die Videos genau auf den Punkt zu bringen«, so Oma. »Qualität hatte für uns oberste Priorität, denn jeder weiß, dass es in diesem Bereich auch viel Schlechtes im Netz gibt. Gemeinsam haben wir im Vorfeld Probeunterricht gemacht, alles genau angeschaut und Rückmeldungen gegeben, außerdem hat eine Schülerin nachher online die Videos getestet.«
Initiiert wurde das Ganze vom Förderverein des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen (kurz: dzb lesen) in Leipzig. Anfangs wurde mit Hilfe einer Umfrage der konkrete Bedarf an Instrumental-Unterricht unter blinden und sehbehinderten Erwachsenen ermittelt. »Viele Leute trauen sich nicht an Musikschulen, weil sie davon ausgehen, dass dort zu wenig Erfahrung im Umgang mit blinden Menschen besteht«, so Lorenz.
Die Idee war es daher, einen Einstiegskurs zu generieren, in dem man ein Instrument voraussetzungslos von zu Hause aus kennenlernen und ausprobieren kann, um vielleicht später auf eine andere Unterrichtsform umzusteigen. Anfangs gab es auch die Diskussion, ob und wie man Noten integrieren sollte. »Das größte Interesse bei unserer Umfrage bestand aber an Popmusik und Rock. Und da kann man erst einmal auch sehr gut ohne Noten auskommen. Also haben wir uns dafür entschieden, auf sie zu verzichten. Wir sprechen aber in dem Kurs auch über Musiktheorie, über Notennamen, Tonleitern und Dreiklänge«, so Lorenz.
Arbeit am Computer ist heute für Blinde und Sehbehinderte ganz selbstverständlich. »Ich bekomme häufig wirklich noch die Frage, ob ich eigentlich E-Mails schreiben kann. Das ist schon ein bisschen nervig«, sagt Oma. Sie arbeite am Computer mit sogenannten Screenreaders, die alles vorlesen und auf Links hinweisen. Es ist auch möglich, mit Braillezeile zu arbeiten, einem Gerät, das Zeichen in Blindenschrift übersetzt. Viele Seiten hätten mittlerweile einen »barrierefrei«-Button, »aber das hat meist nicht so viel mit Barrierefreiheit zu tun«, erklärt Oma. »Digitale Dinge funktionieren auch für Sehbehinderte wunderbar – aber nur, wenn sie gut gemacht sind.«
> Mehr Infos unter www.do-it-musik.de