Viel Grün, Sitzgelegenheiten, starker Einzelhandel und zahlreiche Menschen – das Bundesprogramm »Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren« soll die Klein-, Mittel- und Großstädte des Landes aufmöbeln, deren Zentren lange schleichend und durch die Corona-Pandemie noch einmal gravierend leergefegt wurden.
Wir haben uns das Programm und die Leipziger Innenstadt in unserer Titelgeschichte im Mai 2023 genauer angesehen und im Januar 2024 Zwischenfazit gezogen – nun läuft das Programm im August dieses Jahres aus. Zeit also, um beim städtischen Amt für Wirtschaftsförderung nachzufragen, wie es um die Realisierung der Projekte und die Belebung der Innenstadt steht.
Von Lisbeths Erben bis Mockau 500
In bundesweit 218 Kommunen werden Projekte gefördert, die größtenteils im Sommer und Herbst 2022 angelaufen sind. Leipzig hatte sich mit 22 Projekten erfolgreich für 4,2 Millionen Euro vom Bund für das Programm beworben – zum Beispiel mit dem Pop-up-Store im Petersbogen und dem Konzeptladen »Wiederschön« in den Höfen am Brühl. Letztgenannter öffnete im Mai 2024 und kurbelt den Materialkreislauf aus der Stadtreinigung heraus an: gemäß dem Motto »Mein Leipzig schon’ ich mir! Ressourcen sparen. Zukunft wagen!«. Im Petersbogen konnten über jeweils sechs Monate die Leipziger »Toolbox-Heroes« (s. »Kaufrausch« im kreuzer 4/2024) und »Handmade Designs« ihr Unternehmen im Ladengeschäft präsentieren. Ein drittes Projekt fürs letzte halbe Jahr ist wie die ersten beiden aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangen, dessen Ergebnis erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe feststand.
Ladenleerstände sollten mithilfe des Cityfonds überwunden werden. Als Erfolge nennt das Amt für Wirtschaftsförderung Lisbeths Erben, einen Secondhandladen im Sporergäßchen (wo vorher ein Blumengeschäft war), sowie Instant Noodles in den Promenaden im Hauptbahnhof, wo es Fertigwaren zum Aufkochen und sofortigen Verzehr gibt. Temporär unterstützt wurde beispielsweise »Schule im Aufbruch« am Brühl, wo vorher die Ralf-Rangnick-Stiftung ihren Projektraum hatte. Weitere durch das Programm bei den Mietkosten geförderte Läden befinden sich außerhalb des Innenstadtrings: zum Beispiel Kiwi Stories im Peterssteinweg (s. »Kaufrausch« im kreuzer 9/2024), das Sonderfilmlab für Bildherstellung, Scans und Prints in der Breiten Straße und das interkulturelle Bistro Love Square in der Georg-Schwarz-Straße. Denn die Förderung bezieht sich in Leipzig nicht nur auf die Innenstadt: Das Amt für Wirtschaftsförderung verweist auf das Projekt »Lokale Ökonomie Mockau«, »ein innovatives Vorhaben, das die Wirtschaft des Leipziger Stadtteils Mockau beleben soll« – mit Start-ups, etablierten Unternehmen und neu angesiedelten Betrieben. Ende Januar ist »Mockau 500« angelaufen – was wie eine schlingensiefsche Aktion klingt, meint: 500 Menschen schaffen mit einem Anteil von 1.000 Euro »ein lebendiges Zentrum in Mockau, das die Gemeinschaft stärkt, lokale Bedürfnisse befriedigt und eine positive Entwicklung des Stadtteils fördert«. Was das konkret bedeutet, soll sich in den nächsten Monaten abzeichnen.
Burkhard Jungs Traum geht nicht in Erfüllung
Zurück zur Innenstadt. Am Museum der bildenden Künste eröffnete im Juni Nina Schuikis Installation »Frühling«: Weidenröschen brechen hier das Kopfsteinpflaster auf, Bänke wurden aufgestellt. Auch das Salzgäßchen zwischen Markt und Reichsstraße sollte umgestaltet werden – mit Bäumen und Sitzgelegenheiten, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Über das Wann gab das Wirtschaftsförderamt bisher keine Auskunft. Was definitiv nicht gebaut wird, steht hingegen fest: »Der geplante Bau einer Spielschnecke wurde aufgrund der angespannten Haushaltslage zurückgestellt.« Ebenfalls geplant war eine Calisthenics-Körperertüchtigungsanlage: »Dazu wurde ein geeigneter Platz in der Innenstadt gesucht und leider nicht gefunden«, erklärt das Amt gegenüber dem kreuzer. Fündig wurde man aber in Mockau – wo eine solche Anlage in diesem Jahr entstehen soll.
Auch ein Lieblingsprojekt des Oberbürgermeisters wird nicht realisiert: Burkhard Jung träumte bei der Vorstellung des Bundesprogramms laut von einem Operncafé. Dabei ging es ihm nicht nur um eine schöne Kaffeetafel für Touristengruppen und Einheimische, sondern auch um neue Öffentlichkeit zwischen der Nordseite der Oper und dem Schwanenteich zur Austrocknung des dortigen Drogenhandels. Aus dem öffentlichen Café wird nichts, weil sich »aufgrund der Besonderheiten des Operngebäudes« das Projekt änderte, heißt es vom Amt für Wirtschaftsförderung. Aber es verweist auf einen anderen Aspekt, den das Bundesprogramm ermöglichte: »Im Rahmen des Projekts wurden eine Machbarkeitsstudie zur Gestaltung der Nordseite sowie eine Planung für Kulturwege für sehbehinderte und blinde Menschen erarbeitet.« Nichtsdestotrotz findet seit November bis Ende 2025 eine Sanierung des Schwanenteichs statt.
Ein Fazit über die Wirkung des Projekts möchte die Stadt erst nach dessen Abschluss ziehen, immerhin gehe das Programm noch bis August. Bisher steht für das Amt aber fest: »Der gewünschte Anschub in Stadtverwaltung und Gesellschaft wurde erreicht. Nach Ende des Bewilligungszeitraums dürfen Stadtverwaltung, Unternehmerschaft und Zivilgesellschaft die Fäden nicht abreißen lassen. Ein toller Grundstein wurde gelegt.«