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Kultur

Kommen und Gehen

Die Kinostarts der Woche

  Kommen und Gehen | Die Kinostarts der Woche  Foto: Filmstill Hundreds of Beavers

Die Berlinale feiert in diesem Jahr ihren 75 Geburtstag und eine neue Leitung: Die Amerikanerin Tricia Tuttle verantwortet von nun an Programm und Geschäftsführung und hat die Struktur weiter verschlankt. Der undurchsichtige Encounters Wettbewerb weicht der neuen Sektion Perspectives für bemerkenswerte Debütfilme. Mit »Das Licht« steht wiederum ein Eröffnungsfilm nach Maß auf dem Programm: Im ersten Kinofilm von Tom Tykwer seit neun Jahren ist Berlin schließlich in so ziemlich jeder Einstellung präsent. In den nächsten Tagen erwarten das Publikum neue Filme von Bong Joon Ho und Richard Linklater, Tilda Swinton erhält einen längst verdienten Ehrenbären und die Retrospektive zeigt vergessene Klassiker des deutschen Underground-Kinos. Das dürfte also ein gelungener Auftakt werden für Tricia Tuttle. Traurige Nachrichten gibt es derweil vom Dok Leipzig: Christoph Terhechte muss die Leitung aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Er hatte das Dok sicher durch die schwierigen vergangenen Jahre navigiert und neue Impulse gesetzt. Wir haben mit ihm über die wirtschaftliche Situation des ältesten Dokumentarfilm-Festivals gesprochen und wie sich das Festival für die Zukunft rüstet. Nachzulesen im kommenden kreuzer.

»75. Internationale Filmfestspiele Berlin«: 13.-23.2., 13.2., 19 Uhr, Passage-Kinos: »Das Licht« inklusive Eröffnungsgala


Film der Woche: »Hundreds of Beavers« ist eine einzigartige Mischung aus Stummfilm-Slapstick und Bugs Bunny-Wahnsinn. Regisseur und Autor Mike Cheslik und sein Hauptdarsteller und Co-Autor Ryland Brickson Cole Tews haben eine liebevolle Hommage an die Frühzeit des Kinos geschaffen, die vor aberwitzigen Ideen geradezu übersprudelt. Das Fundament ist denkbar einfach: Apfelschnapsbrauer Jean Kayak ist sein bester Kunde und lebt ein feuchtfröhliches Leben. Bis es zu einer Katastrophe kommt und seine Brauerei in Flammen aufgeht. Angenagte Fässer beweisen: Schuld daran sind die Biber! Also sinnt er auf Rache und lernt bei einem Trapper, die besten Fallen zu stellen. Doch die Nager sind ihm immer einen Schritt voraus. Mit jeder Niederlage wird Jean gewiefter und der Ladenbesitzer mit der hübschen Tochter versorgt ihn im Tausch gegen Biberfelle mit immer effektiveren Hilfsmitteln. Cheslik spielt dabei mit zahlreichen visuellen Ideen, mischt Videospiel- und Trickfilmelemente in seinen herrlichen Low Budget-Streifen. Die Handlung ist sinnlos, der Inhalt ist dünn, der Humor albern, die Biber sind Menschen im Biberkostüm. Macht aber alles nichts und den Spaß nur noch größer. In einer Branche, die sich nur noch um CGI und KI zu drehen scheint, ist »Hundreds of Beavers« mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Irrste, was das Kinojahr bereithält.

»Hundreds of Beavers«: ab 30.1. Passage-Kinos, Luru-Kino in der Spinnerei, Regina-Palast      


Dariuch ist verzweifelt: Sein Hund Cosmos hat mehrere Menschen gebissen, und es scheint kein Weg an einer Einschläferung des Tieres vorbeizuführen. Avril Lucciani ist die letzte Hoffnung der beiden. Die Anwältin ist bekannt dafür, besonders absurde und wenig prestigeträchtige Fälle zu übernehmen, und tatsächlich kann sie den traurigen Hundeaugen keine Absage erteilen. Mit all seinen Absurditäten zieht der darauffolgende Prozess ein riesiges Medienecho nach sich, denn die Fragen, die er aufwirft, sind grundlegend: Darf ein Hund vor Gericht als »Sache« gelten, oder muss er nicht vielmehr als eigenständiges Lebewesen behandelt werden? Und warum hat er überhaupt zugebissen? Abseits dieser Prämisse verliert sich »Hundschuldig« aber leider immer wieder in sexistischen Plattitüden, die einen großen Teil des derben Humors ausmachen. Auch die Geschichte des vernachlässigten Nachbarsjungen, um den sich Avril ab und an kümmert, kommt zu kurz. Besonders Hauptdarstellerin Lætitia Dosch, die mit dem Film auch ihr Regiedebut feiert, ist es aber zu verdanken, dass »Hundschuldig« am Ende zwar nicht als großes Plädoyer für Tier- und Frauenrechte, aber zumindest als kurzweilige Komödie im Gedächtnis bleibt. Und der Film kann zudem mit einer besonderen Auszeichnung aufwarten: Für seine Darstellung des Cosmos wurde Hund Kodi in Cannes mit dem »Palm Dog Award« als bester Filmhund 2024 geehrt. HANNE BIERMANN

»Hundschuldig«: ab 6.2., Passage-Kinos

 

Weitere Filmtermine der Woche


Vergiss mein nicht
USA 2004, R: Michel Gondry, D: Kate Winslet, Jim Carrey, Mark Ruffalo, 108 min

Intelligenter, skurriler und berührender Diskurs über die Liebe von Michel Gondry, bis in die Nebenrollen hervorragend gespielt und einfallsreich inszeniert.

Passage-Kinos, 14.02. 20:45 (OmU)


Hiroshima mon Amour
J/F 1959, R: Alain Resnais, D: Emmanuelle Riva, Bernard Fresson, Eiji Okada, 90 min

Die komplexe Erzählstruktur, die einerseits die kollektive Katastrophe von Hiroshima, andererseits die individuelle Erinnerung der Protagonistin ineinander spiegelt, machen Alain Resnaisʼ Film zu einem Werk von schmerzlicher und unvergesslicher Eindringlichkeit.

Schaubühne Lindenfels, 17.02. 19:00 (OmU, Soirée cinéma)


Night on Earth
USA 1991, R: Jim Jarmusch, D: Armin Mueller-Stahl, Winona Ryder, Roberto Benigni, 128 min

In fünf Episoden, die sich in einer einzigen Nacht in L.A., New York, Paris, Rom und Helsinki ereignen, zeigt Jim Jarmusch, wie aufregend der Beruf des Taxifahrers sein kann.

Cinémathèque, 16.02. 19:30 (OmU, Pyjamakino)


Poison
LUX/NL/D/GB 2024, R: Desiree Nosbusch, D: Tim Roth, Trine Dyrholm, Charlotte Sieling, 90 min

Passage-Kinos, 15.02. 20:00 in Anwesenheit der Regisseurin


Schwarz sehen Kurzfilmnacht

Kurzfilme in OmU

Ost-Passage-Theater, 19.02. 20:00 (Black Cinema, Black History Month)
 

Shorts Attack: Gesellschaftsspiele

Menschen kommen bei Schach, Kunstgenuss, Sport und Party auf erquickliche Weise zusammen. 8 Filme in 90 Minuten – Mit dabei: »Spätsommer 91« vom Leipziger Olaf Held.

UT Connewitz, 20.02. 20:00


Spaceship Earth
USA 2022, Dok, R: Matt Wolf, 115 min

1991 bezogen acht Menschen eine von der Außenwelt komplett abgeschottete riesige Kuppel in der Wüste. Im »Biosphere 2«-Expertiment, einem abgeschlossenen, sich selbst erhaltenden Ökosystem, sollte die Erde im Kleinen nachempfunden werden und das Überleben der Menschheit auch auf fremden Planeten gesichert werden.

Cinémathèque, 18.02. 19:30 (OmU, Viele Morgen)

 


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